Um Corona-Medikamente ist es still geworden – gibt es bald ein Wundermittel?

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Das hilfreichste Mittel gegen Covid-19? Sich gar nicht erst anstecken. Damit das nicht passiert, werden Masken getragen, Menschen auf Abstand gehalten. Obwohl das Coronavirus die Welt schon seit gut einem Jahr in Atem hält, ist es ein neues Virus, ein gefährliches Virus, das bereits Millionen Tote gefordert hat und es weiterhin tut.
Die ersten wirksamen Covid-19-Impfstoffe wurden im Sprint entwickelt und werden auch in Deutschland seit Jahresbeginn verimpft. Sie gelten als sicherster Schutz gegen das Virus, sollen schwerwiegende Erkrankungen und weitere Tote verhindern. Doch der Impffortschritt im Land kommt noch immer nur schleppend voran, bis die Bevölkerung durchgeimpft ist, wird es voraussichtlich noch viele Monate dauern.
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Medikamente gegen Covid-19
Eine Pille gegen Sars-CoV-2 gibt es auch heute noch nicht. Die Medikamentenentwicklung ist langwierig. Dennoch gibt es bereits Medikamente, die ursprünglich zur Behandlung anderer Erkrankungen entwickelt und zugelassen wurden, die auch bei der Behandlung gegen eine Corona-Infektion eingesetzt werden.
Als sich vergangenen Oktober Ex-US-Präsident Donald Trump mit dem Coronavirus infizierte, gab es noch keinen Impfstoff. Behandelt wurde er mit einer ganzen Reihe Medikamente, deren Wirkung auf das Virus zu diesem Zeitpunkt noch weitgehend unerforscht war. Darunter das Ebola-Medikament Remdesivir, ein experimenteller Antikörper-Cocktail und ein Entzündungshemmer. Wie ist der Stand der Medikamentenentwicklung gegen Covid-19 heute?
Remdesivir und Co: Antivirale Medikamente
Antivirale Medikamente sollen das Virus daran hindern, in die Körperzellen einzudringen. Gelingt es den Viren dennoch, sollen die Medikamente dafür sorgen, dass sich die Viren in den Zellen nicht vermehren können. Solche antiviralen Mittel nutzt man beispielsweise bei der Behandlung von Krankheiten wie Hepatitis C, HIV, Influenza, SARS, MERS oder Malaria. Für die meisten stehen stichhaltige Studienergebnisse für die Wirksamkeit bei Covid-19 noch aus.
Das bekannteste unter ihnen ist Remdesivir, das eigentlich gegen Ebola zum Einsatz kommen sollte. Laut Studien senkt es die Sterblichkeit und beschleunigt die Heilung von Covid-19-Patienten. Remdesivir ist das einzige antivirale Mittel, das in Deutschland zugelassen ist – allerdings ausschließlich zur Behandlung von Risikopatienten.
Andere vermeintliche antivirale Wundermittel gegen Sars-Cov-2 haben mittlerweile einen Dämpfer erfahren. So beispielsweise das Malaria-Medikament Resochin. Auch dafür, genauer für den Wirkstoff Chloroquin, hatte Trump sich stark gemacht. Die Hoffnung damals: Der Wirkstoff hemme das Virus daran, sich zu vermehren, senke die Viruslast. Inzwischen weiß man allerdings, dass die Wirkstoffe keinen Effekt auf Covid-19 haben. Das Robert Koch-Institut rät von einer Therapie oder Prophylaxe mit dem Mittel "außerhalb von kontrollierten Studien" ab. Ebenso "keine Empfehlung" vergibt das Institut bezüglich der HIV-Wirkstoffkombination Lopinavir/Ritonavir.
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Passive Immunisierung: Antikörper-Cocktail
Ein weiterer Baustein bei Trumps Behandlung war die passive Immunisierung. Dabei wurde ein Antikörper-Cocktail des Unternehmens Regeneron genutzt. Der war zu diesem Zeitpunkt noch experimentell und nicht zugelassen. Erst danach folgte in den USA die Notzulassung, genauso wie für das Konkurrenzprodukt von Eli Lilly. In Deutschland sind die Mittel noch nicht zugelassen.
Beide Mittel basieren auf dem Einsatz von monoklonalen Antikörpern. Diese greifen das Virus an einem zuvor festgelegten Ziel an und sollen verhindern, dass das Virus in die Zellen eindringen und sich dort vermehren kann. Zum Vergleich: Nach einer Impfung bildet der Körper einen ganzen Strauß an unterschiedlichen Antikörpern, die das Virus in verschiedenen Bereichen außer Gefecht setzen können.
Der Ausschuss für Humanarzneimittel (CHMP) der Europäischen Arzneimittelagentur (EMA) hat inzwischen die beiden Antikörper-Cocktails von Regeneron und Lilly zur Anwendung bei mittelschweren Corona-Infektionen empfohlen, die Zulassung wird wohl zeitnah folgen.
Ein weiterer vielversprechender Kandidat ist das Medikament Tocilizumab, das eigentlich im Kampf gegen rheumatische Erkrankungen eingesetzt wird. Die Studien wurden zwar noch nicht von unabhängigen Experten abschließend bewertet, das Robert Koch-Institut ordnet Tocilizumab allerdings als Substanz mit "nachgewiesenem Nutzen in der Behandlung von Covid-19" ein. Zugelassen ist auch dieses Medikament noch nicht.
Ebenfalls in Deutschland nicht zugelassen ist die Behandlung von Covid-19 mit Rekonvaleszentenplasma. Der Körper bildet während einer Infektion verschiedene Antikörper. Aus diesen Antikörpern von Genesenen lässt sich ein Serum herstellen. Dieses wiederum kann anderen in der Frühphase der Infektion verabreicht werden. Die Behandlung mit Rekonvaleszentenplasma ist nicht neu und wurde bereits bei anderen Virusausbrüchen wie der Ebola-Epidemie genutzt. Das Robert Koch-Institut schließt diese Behandlungsmethode nicht aus und hält sie für "denkbar als individuellen Heilversuch bei kritisch kranken Patienten."
Bremsen fürs Immunsystem
Der Körper wehrt sich gegen die Viren. Wehrt er sich allerdings zu sehr, schwächt das den Körper zusätzlich. Das führt dazu, dass die Immunabwehr selbst zum Problem wird. Eine solche überschießende Immunreaktion wird "Zytokinsturm" genannt. Zytokine sind Botenstoffe, die in diesen Fällen exzessiv freigesetzt werden. Dagegen helfen sogenannte dämpfende Immunmodulatoren, sie sollen das Immunsystem ausbremsen und damit die Sterblichkeit verringern. Solche Medikamente wurden unter anderem gegen Rheuma und entzündliche Darmerkrankungen entwickelt.
Ein Medikament, das in solchen Fällen eingesetzt wird ist Dexamethason. Dabei handelt es sich um ein Kortison-Derivat, das entzündungshemmend wirkt. Es kommt in Deutschland bei Patienten zur Anwendung, die schwer an Covid-19 erkrankt sind und zusätzlich mit Sauerstoff versorgt werden. Britische Wissenschaftler hatten die Wirksamkeit des Mittels bei schwer erkrankten Patienten in einer Studie untersucht und festgestellt, dass dieses das Sterberisiko deutlich senken konnte.
Zu den Mitteln, die derzeit getestet werden, gehören auch solche, die gegen Lungenkrankheiten wie das akute Atemnotsyndrom oder auch Lungenfibrose entwickelt wurden. Sie alle sollen dafür sorgen, dass das Blut weiterhin ausreichend mit Sauerstoff angereichert wird. Gegen Sars-CoV-2 werden diese Mittel in Deutschland noch nicht eingesetzt.
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