Morgenstund‘ und Gift im Mund: Mann erleidet Bleivergiftung durch Kaffeelöffel
Ein Mann kam mit einer schier endlosen Liste an Symptomen in die Ambulanz eines US-Krankenhauses. Noch drei Tage zuvor sei es ihm wie immer gegangen, doch dann verschlechterte sich sein Gesundheitszustand rasend schnell. Ein Morgenritual wurde ihm zum Verhängnis.
Er litt unter Erschöpfung, Unterleibs-, Gelenk- und Magenbeschwerden, geschwollenen Knöcheln, Übelkeit, Schlaf- und Geschmackstörungen. Die Ärzte stellten außerdem Blutarmut und fehlerhafte Leberfunktion fest, schrieb beschrieb die behandelnde Internistin Leigh Simmons im „New England Journal of Medicine“.
Der Patient gab an, Nichtraucher zu sein und keine Drogen zu konsumieren. Aufgrund der Symptome vermuteten die Ärzte ein Magengeschwür und entließen den 59-Jährigen mit Säureblockern nach Hause. Sie setzten einen Termin zur Magenspiegelung an und sagten dem Patienten, er solle sich spätestens drei Tage später wieder melden.
Patient hatte Todesangst
Dem Mann ging es jedoch weiterhin so schlecht, dass er am nächsten Tag zu seinem Hausarzt ging. In den nächsten Tagen verschlimmerte sich sein Zustand dramatisch: Er bekam Atemprobleme und Verstopfung, die Gelenkschmerzen weiteten sich auf den ganzen Körper aus. Der Mann meldete sich mehrmals in der Ambulanz des General Hospital von Boston im US-Staat Massachusetts. Fünf Tage nach seinem ersten Krankenhausbesuch kam er in die Notaufnahme. Das Krankenhauspersonal musste ihn im Rollstuhl transportieren. Der Patient wand sich vor Qual und hatte Todesangst.
Die Ärzte konnten bei einer Magenspiegelung kein Geschwür finden, ebenso wenig existierten Anzeichen für Entzündungen, Tumore oder eine alkoholbedingte Lebererkrankung. Erst durch die Testfärbung einer Blutprobe entdeckten die Mediziner den entscheidenden Hinweis: dunkle Punkte in den Zellen. Diese Verfärbung deutet in Kombination mit Geschmacksstörungen auf eine Bleivergiftung hin.
Woher kam das Blei?
Bei der folgenden Blutuntersuchung stellte sich heraus, dass im Blut des Mannes 910 Mikrogramm Blei pro Liter waren. Das ist mehr als zehnmal so viel wie der Referenzwert des Umweltbundesamts. Der 59-Jährige erhielt Entgiftungstabletten. Nach zwei Tagen ging es ihm besser.
Die entscheidende Frage: Wie kam das Blei in seinen Körper? Simmons befragte den Mann nach seinem Tagesablauf, um die Bleiquelle zu identifizieren. Er arbeitete von zuhause aus, nahm die meisten Mahlzeiten gemeinsam mit seiner Partnerin ein. Da diese keine auffälligen Blutwerte und keine Symptome hatte, fragte Simmons nach Angewohnheiten, die ausschließlich der Patient hatte. Dabei kam heraus: Das letzte Jahr hatte der Mann seinen Kaffee mit einem alten russischen Cloisonné-Löffel umgerührt.
Vorsicht bei antikem Metallbesteck
Cloisonné ist eine Technik, die bei Emailearbeiten verwendet wird. Dabei werden metallene Drähte oder Streben genutzt. Ein Labor ermittelte, das der besagte Löffel zu 50 Prozent aus Blei bestand. Da der Patient seinen Kaffee jeweils nur kurz mit dem Löffel umrührte, konnte nicht abschließend bewiesen werden, dass der Löffel die Ursache der Bleivergiftung war. Doch die Ärzte waren sich so gut wie sicher. Heutzutage ist das Metall in Emailearbeiten meist chemisch gebunden, bei älteren Produkten und Importen wird jedoch zur Vorsicht geraten. FOCUS Online/Glomex Plötzlich taucht ein See auf dem Mont Blanc auf – das ist ein Warnzeichen
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