Hydrotherapie
Die Hydrotherapie nutzt Wasser, um Krankheiten vorzubeugen oder sie zu heilen. Ausgehend von Beschwerdebild und Konstitution des Patienten wird dafür warmes, kaltes oder heißes Wasser oder Dampf eingesetzt.
Inhaltsverzeichnis
- Verbesserung der Durchblutung
- Reize beeinflussen innere Organe
- Entgiftungsleistung des Körpers
- Wickel und Packungen
- Waschungen
- Bäder
Die Hydrotherapie umfasst ungefähr einhundert verschiedene Variationsmöglichkeiten. Dazu gehören zum Beispiel Waschungen, Dampfanwendungen, Abreibungen, Sauna, Wickel, Auflagen sowie medizinische Bäder mit verschiedensten Zusätzen, Güsse, Arm- und Fußbäder, Sitzbäder, Tautreten und Wassertreten.
Je nach gewünschter Wirkung werden die Anwendungen für die Patienten ausgewählt, Dauer und Intensität festgelegt. In der Hydrotherapie wird sowohl mit kleinen Reizen, zum Beispiel in Form von Waschungen, aber auch mit starken Reizen, wie zum Beispiel Ganzkörperwickeln, gearbeitet.
Die Hydrotherapie ist eine Reiztherapie und gehört zu den physikalischen Therapien. Das Verfahren ist wissenschaftlich anerkannt. Die positive Wirkung der Hydrotherapie auf verschiedene Krankheitsbilder ist gut belegt.
Entstehung der Hydrotherapie
Die heilende Kraft des Wassers war bereits in der Antike bekannt. Im 18. Jahrhundert riefen Johann und Sigmund Hahn diese Therapie wieder ins Leben zurück. Im 19. Jahrhundert wurde Vinzenz Prießnitz mit seinen verschiedenen Wasseranwendungen bekannt. Er war es, der die Hydrotherapie weiter entwickelte. Etwa zur gleichen Zeit behandelte Sebastian Kneipp mit den Kräften des Wassers.
Wirkung der Hydrotherapie
Die Hydrotherapie arbeitet mit Wärme- und Kältereizen des Wassers. Dadurch wird der Körper dazu gebracht, zu reagieren und sich anzupassen. Die dem Wasser ausgesetzten Körperstellen können in kurzer Zeit entweder gekühlt oder aber gewärmt werden. Die Kälte- oder Wärmereize wirken sich nicht nur lokal aus, sondern erzielen eine Wirkung auf den gesamten Organismus. Kreislauf, Nervensystem, Stoffwechsel und Immunsystem werden durch die Reize des Wassers beeinflusst. Auch auf Haut und Bindegewebe, Atmung, Niere, Muskeln und innere Sekretion soll die Hydrotherapie sich positiv auswirken. Bei regelmäßiger Anwendung setzt eine Art Trainingseffekt ein, sodass der Körper sich schneller und besser an Wärme- und Kältereize anpasst. Dies soll zu einer Abhärtung führen.
Verbesserung der Durchblutung
Durch warme Reize wird dem Körper Wärme zugeführt. Dies trägt zur Beruhigung, Entkrampfung und Durchblutungsförderung bei. Kalte Reize bewirken, dass sich die Gefäße zunächst zusammenziehen, danach aber weit stellen. Auch dies trägt zu einer verbesserten Durchblutung bei. Das Gewebe wird stärker durchblutet, die Lymphe zirkuliert besser und die Ausscheidungsfunktion der Haut wird unterstützt.
Reize beeinflussen innere Organe
Die durch die Haut aufgenommenen Temperaturreize des Wassers sprechen über sogenannte kutiviszerale Reflexbögen innere Organe an. Die Haut nimmt Reize auf, was reflexartig in Organen desselben Segments eine Wirkung erzielt. Dies kann je Ausgangslage des Betroffenen und je nach Anwendungsart zu einer Anregung oder aber auch Beruhigung des Organismus führen.
Entgiftungsleistung des Körpers
Temperaturreize in der Hydrotherapie fördern die Durchblutung im Gewebe, wodurch auch die Abgabe von Toxinen (Giftstoffen) nach außen angeregt wird. Dieser Effekt kann durch die Beigabe verschiedener entgiftender Stoffe noch verstärkt werden, wie etwa bei Wickeln und Auflagen, denen zum Beispiel Quark oder ätherische Öle beigemischt werden.
Arndt-Schulz-Gesetz und Hydrotherapie
Rudolf Arndt und Hugo Schulz beschäftigten sich zur Zeit der Wende vom 19. zum 20. Jahrhundert mit der Reiztherapie. Sie begründeten das nach ihnen benannte Gesetz, welches besagt, dass kleine Reize die Lebenstätigkeit anheizen, mittelstarke Reize die Lebenstätigkeit fördern und starke Reize die Lebenstätigkeit hemmen. Eine Reiztherapie setzt verschiedene Verfahren ein, die bestimmte Reaktionen bewirken sollen. Beispiele dafür sind kaltes Wasser, warmes Wasser, Fasten, Eigenblut und Homöopathie. Dem Körper wird ein kleiner, mittlerer oder starker Reiz gegeben, woraufhin eine Antwort erwartet wird.
So ist es auch mit der Hydrotherapie, die dem naturheilkundlichen Prinzip „Hilfe zur Selbsthilfe“ entspricht. Sie zählt ebenso zu den Reiztherapien. Auch hier kommt das oben erwähnte Arndt-Schulz-Gesetz zum Einsatz.
Der gewählte Reiz muss der Ausgangslage, der Konstitution und der Erkrankung des Patienten angepasst werden. So gehören in der Hydrotherapie Waschungen, Trockenbürsten und Teilgüsse zu den milden Reizen. Mittelstarke Reize werden zum Beispiel durch Sitzbäder, Sauna und Halbbäder erzielt. Zu den starken Reizen werden Überwärmungsbäder und Voll-Blitzgüsse gezählt.
Verschiedene Wassertemperaturen
Kalt bedeutet in der Hydrotherapie bis 18 Grad Celsius, warm bewegt sich zwischen 36 und 38 Grad Celsius, heiß umfasst Temperaturen zwischen 39 und 41 Grad Celsius.
Kaltes Wasser kommt meist bei akutem Geschehen, wie zum Beispiel bei akuten Entzündungen, zum Einsatz. Warmes Wasser wird hingegen eher bei chronischen Leiden verwendet. Kalte Anwendungen werden niemals auf kalter Haut durchgeführt. Vorher muss die Haut erwärmt werden, zum Beispiel durch ein heißes Fußbad. Die bekannten Wadenwickel sind ebenfalls nicht wirksam, solange der Patient kalte Füße hat.
Anwendungsgebiete der Hydrotherapie
Die Hydrotherapie kommt beispielsweise bei Herz-Kreislauferkrankungen, Störungen des Immunsystems, rheumatischen Erkrankungen und Stoffwechselerkrankungen zum Einsatz. Durch die beruhigende und entspannende Wirkung des Wasserreizes können auch Seele und Geist zur Ruhe kommen. Die Wasseranwendungen werden vorbeugend, bei akuten aber auch bei chronischen Erkrankungen eingesetzt. Im Folgenden stellen wir Ihnen einige wichtige Anwendungsmöglichkeiten der Hydrotherapie vor.
Wickel und Packungen
Dabei werden einzelne Körperpartien oder aber der ganze Körper mit einem feuchten Tuch bedeckt. Auf das feuchte Innentuch wird noch ein größeres, trockenes Tuch gelegt. Ein Wickel, der mehr als zwei Drittel des Körpers bedeckt, wird als Packung bezeichnet. Zum Einsatz kommen kalte, heiße oder lauwarme Wickel, je nach Indikation. Kalte Wickel unterstützen die Durchblutung und regen den Blutdruck an. Heiße Wickel sind eher entspannend, beruhigend und senken den Blutdruck. Um die Wirkung zu steigern, werden den Wickeln und Packungen häufig Zusätze wie beispielsweise Kamille, Quark, Salz oder Zinnkraut beigegeben. Die lauwarmen Wickel werden zum Beispiel als Wadenwickel zur Temperatursenkung bei Fieber verwendet.
Waschungen
Auch hier gibt es Teil- oder Ganzkörperanwendungen. Bei Teilwaschungen werden die einzelnen Körperteile mit Hilfe eines Schwammes in kreisenden Bewegungen abgewaschen. Die Bewegungsrichtung geht dabei immer vom Herzen nach außen. Anschließend werden Körperteile oder der ganze Körper mit trockenen Tüchern bedeckt, jedoch nicht abgetrocknet. Waschungen sollen die Durchblutung fördern, den Stoffwechsel ankurbeln, eine entgiftende Wirkung haben und fiebersenkend wirken.
Bäder
Bäder sollen vor allem der Entspannung und Entkrampfung dienen. Gymnastische Übungen im Wasser werden bei Gelenkerkrankungen, Frakturen oder Wirbelsäulenbeschwerden durchgeführt. Teilanwendungen in Form von Teilbädern mit warmem oder kaltem Wasser sollen Schmerzen lindern und den Kreislauf stabilisieren.
Hinweis
Die Wirkung der Hydrotherapie ist bei bestimmten Beschwerdebildern wissenschaftlich gut belegt. Dennoch sollten Sie vor Beginn einer solchen Therapie mit Ihrem behandelnden Arzt oder Ihrer behandelnden Ärztin klären, ob sich die Hydrotherapie für Sie eignet. (sw, kh)
Quellen und Lesetipps:
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