Corona in Herbst und Winter: Und jetzt?

Sogar Konzerte gab es am Ende wieder – Roland Kaiser singt Anfang September in Berlin, Open Air, natürlich. In den vergangenen Monaten ließ sich die Corona-Pandemie ganz gut aushalten, denn Vieles konnte an der frischen Luft stattfinden. Dort ist das Infektionsrisiko deutlich geringer als in geschlossenen Räumen. Doch jetzt kommt die kalte Jahreszeit. Was also tun?

Julia Köppe, DER SPIEGEL:
„AHA – diese Regeln kennen wir mittlerweile alle: Abstand, Hust-Etikette, Alltagsmaske. Das mag trivial klingen. Aber AHA wird im Herbst und Winter noch wichtiger, wenn es zu kalt ist, um das Bier draußen zu trinken oder VOR der Turnhalle Sport zu machen.
Wir alle werden in nächster Zeit viel mehr drinnen sein und damit viel weniger Abstand halten können.
Dabei haben wir ja gerade deswegen alles Mögliche nach draußen verlegt, weil wir inzwischen wissen, dass das Coronavirus über winzige, teils mikroskopisch kleine Tröpfchen übertragen wird.
Unter freiem Himmel verflüchtigen sich diese schnell – drinnen aber nicht. Und diese Tröpfchen verteilt jeder, beim Niesen, Sprechen und Atmen. Gerade die ganz winzigen Partikel, sogenannte Aerosole, sind ganz schön robust – sie können meterweit fliegen und wahrscheinlich einige Stunden in der Luft schweben bleiben. 
Zwar weiß noch niemand, wie viele Viren jemand inhalieren muss, damit es zu einer Infektion kommt. Aber: Je weniger potenziell infektiöse Vieren in der Luft sind, desto besser. Dagegen hilft vor allem: Lüften.
Also Fenster kippen wie immer und gut? So einfach ist es leider nicht, weil dadurch zu wenig Luft ausgetauscht wird. Um die Aerosole aus dem Zimmer zu kriegen, muss man die Fenster regelmäßig ganz aufmachen und richtig stoßlüften, über den Daumen eine Viertelstunde lang. Am allerbesten ist, zwei gegenüberliegende Fenster zu öffnen – je mehr Durchzug, desto besser.
Am allerbesten ist, zwei gegenüberliegende Fenster zu öffnen – so etwa fünf Minuten lang, zwei- bis dreimal am Tag. Je mehr Durchzug, desto besser.“

Forscher der TU Berlin machen Aerosole sichtbar. Könnten Maschinen das Lüften überflüssig machen? Unter Umständen ja, aber ganz einfach ist es nicht. So lassen sich Klimaanlagen oder Lüftungssysteme oft nicht mit den entsprechenden Filtern nachrüsten. Die Alternative: Luftreiniger. Die Firma Trox produziert zum Beispiel solche Geräte, im Grunde Blechkästen mit einem Gebläse und einem Filter. Sie könnten in Räumen wie Schulklassen eingesetzt werden, sollen allerdings etwa 3500 Euro pro Stück kosten. Hinzu kommen Strom- und Wartungskosten. Kleinere Varianten von anderen Herstellern gibt es auch für Privathaushalte, sie kosten allerdings meist einige Hundert Euro pro Gerät – eine kostspielige Alternative zum Fensteröffnen.

Julia Köppe, DER SPIEGEL:
„Wir haben jetzt sechs Monate Corona-Pandemie hinter uns – und der Alltag war schon in DIESER Zeit anstrengend und nervig. Dabei haben wir noch Glück, dass die Fallzahlen deutlich niedriger sind als in anderen Ländern. Das könnte sich in den kommenden Monaten allerdings ändern. Umso wichtiger ist es deshalb zu wissen, mit wem man Kontakt hatte.
Doch erinnern Sie sich noch, genau mit welchem Kollegen Sie vor drei Tagen essen waren? Und wann genau Jakob Geburtstag gefeiert hat? So ging es mir zumindest, als ich mich vor Kurzem wegen Verdacht auf Corona testen lassen musste. Das Ergebnis war zum Glück negativ, aber seitdem habe ich mir ein Kontakttagebuch angelegt.
Da kommen alle Namen von denen rein, mit denen ich länger als 15 Minuten persönlich gesprochen habe.
Natürlich kann ich nicht die Menschen aufschreiben, denen ich im Bus begegnet bin, dafür ist ja auch die Corona-App gedacht. Die war auch praktisch als ich neulich getestet wurde. Das Ergebnis kam nach vier Stunden direkt auf die App. Ich kann natürlich nicht versprechen, dass es immer so schnell geht, aber bei mir hat das gut funktioniert.“ 

Mit dem Herbst beginnt die Grippesaison. Das Influenzavirus ähnelt dem Virus, das Covid-19 auslöst. Die Vorsichtsmaßnahmen gegen Covid schützen also auch vor Influenza.

Julia Köppe, DER SPIEGEL:
„Das ist aber nicht wirklich ein Grund zur Entspannung. Denn schwer erkrankte Grippe-Patienten sind auf ähnliche Ressourcen angewiesen wie Covid-19-Patienten und wenn beides zusammenkommt, ist das natürlich eine zusätzliche Belastung für das Gesundheitssystem.  
Also je mehr Grippe-Fälle sich verhindern lassen, umso besser. Es gab sogar Forderungen, eine Grippe-Impfempfehlung für alle auszusprechen. Deutschland verfügt jedoch derzeit nur über etwa 25 Millionen Dosen, das ist zwar deutlich mehr als in den vergangenen Jahren, reicht aber nicht für alle.“  

Die Ständige Impfkommission Stiko empfiehlt deshalb weiterhin, dass vor allem Menschen gegen Grippe geimpft werden sollten, bei denen die Gefahr höher ist, dass sie schwer erkranken. Also alle über 60 Jahre, Schwangere, chronisch Kranke, medizinisches Personal, Menschen in Pflegeheimen und Menschen, die mit Pflegebedürftigen zusammenleben. Die optimale Zeit für die Impfung ist im Oktober und November. Eine der einfachsten Methode, sich vor dem Corona-Virus zu schützen, bleibt das Händewaschen – mit Seife und mindestens 20 Sekunden.

Julia Köppe, DER SPIEGEL:
„Ob die Hände danach mit Einmaltüchern, Handföhn oder diesen Stoffhandtuchspendern abgetrocknet wurden, machte keinen großen Unterschied. Allerdings gelten Wegwerftücher als hygienischer.  
Antimikrobielle Seifen bringen gegen Corona übrigens keinen Vorteil. Das antimikrobiell steht meist dafür, dass die Seifen besonders wirksam gegen Bakterien sind, gegen Corona bringt das allerdings nichts.“

 











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