Zahlen in Portugal steigen: Droht auch hier bald die nächste Omikron-Welle?

Während die Pandemie hierzulande vorbei zu sein scheint, wütet das Coronavirus gerade in Portugal. Omikron lässt die Infektionszahlen dort in die Höhe schnellen. Was das für Deutschland bedeutet.

„Corona ist noch nicht vorbei – das belegt der heftige Ausbruch von Omikron in Portugal.“ Mit diesen Worten rief Frank Ulrich Montgomery, Chef des Weltärztebundes, jetzt in der „Rheinischen Post“ zur Vorsicht vor neuen Virusvarianten auf.

Omikron: Rasanter Anstieg der Fallzahlen seit Mai

In Portugal steigen die Infektionszahlen gerade rasant an. Zwar nahm das Infektionsgeschehen nach einer Rekordwelle Ende Januar ab. Seit Anfang Mai meldet das Land im Schnitt aber wieder einen deutlichen Anstieg, wie der Blick auf ein portugiesisches Daten-Portal zeigt:

  • Neuinfektionen: In den vergangenen Wochen infizierten sich pro Tag zwischen 10.000 und 40.000 Menschen mit dem Virus. Die Inzidenz liegt bei 1717. Zwischen dem 10. und 16. Mai registrierten die Behörden 157.502 neue Fälle – 58 Prozent mehr als in der Vorwoche. Experten gehen zudem von einer hohen Dunkelziffer aus. „In Wirklichkeit könnte es doppelt so viele Fälle geben“, sagte der Präsident des Verbands der Ärzte des Öffentlichen Gesundheitsdienstes, Gustavo Tato Borges, in der vergangenen Woche.
  • Hospitalisierungen: Die Zahl der mit Covid-Hospitalisierten verdoppelte sich fast seit Anfang Mai. Sie stieg von 1059 (2. Mai) auf 1842 (23. Mai).
  • Todesfälle: Und auch die Todesfälle stiegen zuletzt etwas an. Am 1. Mai verzeichnete Portugal 18 Tote – und am 30. Mai 33 Tote.   
     

Hinweis: In den vergangenen Tagen sanken die Neuinfektionen und Todesfälle zwar wieder leicht. Das könnte jedoch auch Nachmeldungen geschuldet sein, weshalb sich fundierte Aussagen auf das Infektionsgeschehen erst etwas später ableiten lassen. Etwa gibt das Daten-Portal teilweise nur Werte bis zum 23. Mai an. Die Zahl der Todesfälle könnte zudem noch weiter ansteigen, da diese in der Regel das Infektionsgeschehen von vor ein bis zwei Wochen widerspiegeln.   
 

BA.5 lässt Corona-Infektionszahlen in die Höhe schnellen

Verantwortlich für den jüngsten Infektionsanstieg in Portugal ist die Omikron-Subvariante BA.5. Sie wurde dort erstmals Ende März nachgewiesen und macht laut den Gesundheitsbehörden mittlerweile rund 80 Prozent der Neuinfektionen aus.

Diese gilt, genau wie BA.4, als noch infektiöser als die in Deutschland dominierende BA.2-Variante. Hinzu kommt, dass sie laut Experten mit hoher Wahrscheinlichkeit zumindest teilweise der Immunität von Geimpften und Genesenen entkommt.

Dafür spricht, dass Portugal eine sehr hohe Impfquote hat:

  • 95 Prozent der Bevölkerung sind mindestens einmal geimpft.
  • 87 Prozent der Bevölkerung sind mindestens zweimal geimpft.
  • 64 Prozent der Bevölkerung haben eine Auffrischungsimpfung erhalten.

Beschleunigt wurde die Ausbreitung von BA.5 aber offenbar auch durch die Aufhebung vieler Corona-Maßnahmen. In Portugal ist die Maskenpflicht in Innenräumen seit dem 21. April aufgehoben. Nur noch in öffentlichen Verkehrsmitteln und medizinischen Einrichtungen wie Krankenhäusern müssen noch Masken getragen werden. Um den Wiederanstieg zu stoppen, hat die Regierung beschlossen, in Apotheken wieder kostenlose Schnelltests anzubieten. Auch die Wiedereinführung der Maskenpflicht steht im Raum. Ob das reicht, bleibt abzuwarten.

  • Lesen Sie auch: Müssen wir noch einmal in den Lockdown? Corona-Modellierer erklärt 3 Herbst-Szenarien

Droht auch hier eine neue Omikron-Welle?

Auch in Deutschland verbreitet sich die BA.5-Variante – wenn auch bislang auf niedrigem Niveau, wie das Robert-Koch-Institut im aktuellen Wochenbericht erklärt. Der Anteil von BA.5 verdoppelte sich zuletzt von 1,2 auf 2,5 Prozent.

Wie Ärzte-Chef Montgomery der „Rheinischen Post“ sagte, werde sich die Omikron-Variante BA.5 hierzulande aber weiter ausbreiten. „Viele, auch Geimpfte, werden erkranken.“ Wer geimpft sei, allerdings deutlich milder. Das Sterberisiko sei bei Geimpften 99 Prozent geringer als bei Ungeimpften.

Montgomery forderte daher eine gute Vorbereitung für den Herbst und Winter: „Im Infektionsschutzgesetz muss der Werkzeugkasten definiert und erhalten bleiben: von Maskenpflicht bis Lockdown – bundeseinheitlich und klar geregelt“, sagte er. „Je klüger wir uns jetzt verhalten, umso weniger drastische Maßnahmen brauchen wir in Herbst und Winter. Freiwillig Maske tragen, wo auch immer viele Menschen zusammenkommen. Impfen, jetzt erst recht. Und nicht Freiheit gegen Sicherheit ausspielen."

Dass sich BA.5 gemeinsam mit seinem Geschwister BA.4 verbreiten wird, hält auch Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach für realistisch. Die beiden Varianten seien „auf dem Vormarsch“, schrieb er jetzt auf Twitter. „Dies könnte im Herbst die nächste Welle werden."

Forscher: Eine Angewohnheit könnte Sterberisiko bei Prostatakrebs um 20 Prozent erhöhen


Quelle: Den ganzen Artikel lesen