Wissenschaftlerin empört über Vagina-Fruchtgummis von Kourtney Kardashian

Ein Fruchtgummi für die Vagina? US-Reality-Star Kourtney Kardashian will mit einem speziellen Fruchtgummi die vaginale Gesundheit von Frauen fördern und stößt damit auf heftige Kritik. Eine Wissenschaftlerin erklärt, was sie davon hält – und was Frauen darüber wissen sollten.

Geschäftstüchtig sind sie, daran besteht kein Zweifel: Der amerikanische Kardashian-Jenner-Clan scheffelte mit seinen Reality-Shows Milliarden. Hinzu kommen noch zahlreiche Mode-, Parfum- und Kosmetiklinien, mit denen die einzelnen Familienmitglieder Kim, Kourtney, Khloé und Co. richtig absahnen. So wurde Kylie Jenner, der jüngste Spross von Matriarchin Chris Jenner (ehemals Kardashian), mit ihrer Kosmetik-Marke Kylie Cosmetics bereits mit 20 Jahren zur jüngsten Milliardärin der Welt.

„Gib deiner Vagina die süße Leckerei, die sie verdient“

Nun hat der Familienclan sein Portfolio offenbar auf Gesundheitsprodukte ausgeweitet. Denn erst Anfang Februar lancierte die älteste der Kardashian-Schwestern, Kourtney, ein Nahrungsergänzungsmittel speziell für Frauen. Die Fruchtgummis unter dem Namen „Lemme Pur“, die oral eingenommen werden, sollen für einen gesunden PH-Wert sowie für ein intakten Bakterienhaushalt der Vagina sorgen. Durch dieses Produkt entstehe außerdem ein Frischegefühl ohne Gerüche.

 „Gib deiner Vagina die süße Leckerei, die sie verdient … und verwandle sie zu einer süßen Leckerei“, lautet ihr Werbetext dazu auf Instagram. Die Gummibärchen bestehen laut Kardashian aus Vitamin C, Ananas-Extrakt und dem klinisch erprobten Probiotikum Bacillus coagulans.

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Keine Evidenz zur Wirksamkeit von Probiotikum durch orale Einnahme

Überrascht von der Wirkung, die die Inhaltsstoffe des Produkts laut Kardashian vermeintlich haben sollen, zeigte sich die Wissenschaftlerin Inna Schuppe Koistinen von der renommierten medizinischen Universität Karolinska Institute in Stockholm. Im akademischen Fachmagazin „The Conversation“ veröffentlichte sie eigens einen Artikel zu diesem neuen Kardashian-Coup.

„Laut Produktbeschreibung hat sich in klinischen Studien gezeigt, dass das Probiotikum die vaginale Gesundheit, Frische und den Geruch unterstützt. Das hat mich überrascht – ich sollte über diese Studien und Wirkungen Bescheid wissen, da dies mein primäres Forschungsgebiet ist“, stellt sie darin klar.

Sie habe daraufhin sofort nachgesehen, was zu diesem Probiotikum veröffentlicht wurde. Bezüglich vaginaler Gesundheit konnte sie nur einen Artikel finden. Dort berichten 70 Frauen mit vaginalen Beschwerden über eine Linderung der Symptome nach direkter vaginaler Verabreichung des Probiotikums. Eine Veröffentlichung dazu, ob eine orale Verabreichung Wirkung zeige, gäbe es aber nicht. Dass die vaginale Mikroflora durch Fruchtgummis beeinflusst werden könne, bezweifelt die Wissenschaftlerin daher. 

Auch sei Vitamin C nicht notwendig, wenn sich jemand gesund ernährt, führt die Wissenschaftlerin weiter aus. Dass der Ananas-Extrakt den Geruch der Vagina beeinflussen könne, sei außerdem ein Mythos, der eine erstaunliche Unwissenheit über unseren Körper zeige.

Aussage über weibliches Geschlecht zutiefst besorgniserregend

Viel verstörender findet Koistinen allerdings Kardashians Anspielung, dass etwas mit dem weiblichen Geschlecht nicht in Ordnung sei. „Die Aussage, dass unsere Vagina nicht gut ist, wie sie ist, aber repariert werden muss, um unserem Partner zu gefallen, ist zutiefst besorgniserregend“, führt die Wissenschaftlerin weiter aus.

Die Vaginalgummis hätten keinerlei gesundheitlichen Nutzen für Frauen und seien lediglich ein weiteres Beispiel dafür, dass mit der Unsicherheit von Frauen in Bezug auf ihren Körper Geld verdient werden kann. Bei ungewöhnlichem Ausfluss sollten Frauen sich von ihren Gynäkologen beraten lassen – und nicht von einem Reality-Star.

Shitstorm unter Instagram-Post von Kardashian

Der Post von Kardashian löste auch bei Instagram einen regelrechten Shitstorm aus. In den über 3700 Kommentaren unter dem Post zeigen sich viele FollowerInnen entsetzt über dieses Produkt und die Aussagen dazu. „Ein weiteres Beispiel dafür, unnötige Produkte an Frauen zu vermarkten, damit sie sich unsicher genug fühlen, es zu kaufen“, schreibt etwa Maja Radjenovich.

Welche negativen Auswirkungen Kardashians Produkt auf junge Frauen haben könnte, kritisiert auch Instagram-Nuterzin Kaley Isabella: „Menschen Scheiße zu verkaufen, die sie nicht brauchen, auf einer patriarchalen Agenda unterschwellige Botschaften an junge Frauen zu verbreiten, dass sie ihrem Körper nicht vertrauen können … Ihr seid ein Witz“.

Auch Lucy Redpath echauffiert sich über Kardashians neuestes Produkt: „Gefährlich und unethisch. Unterstützung des Patriarchats. Und einfach die Antwort von medizinischen Experten komplett ignorieren“. Für Melissa Carlson-Ketchum ist daher die Botschaft klar: „Kauft keine Ihrer Produkte. Sie stielt euer Geld.“

Intimpflegeprodukte können Scheidenmilieu schaden

Für die Imtimpflege brauchen Frauen daher weder Fruchtgummis noch sonstige Produkte. Denn eine übertriebene Intimhygiene kann der Scheidenflora schaden und zu Infektionen führen. Auch von Duschgels, Spülungen und Intimsprays raten Mediziner ab. Klares, lauwarmes Wasser reicht zur Reinigung aus.

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