Wird COVID-19 in Zukunft durch Teilimmunität so harmlos wie eine Erkältung? – Heilpraxis

Wie könnte sich das Coronavirus entwickeln?

Wird das Coronavirus in Zukunft zu einer Art harmloser Erkältung werden? Eine nach der Infektion aufgebaute Teilimmunität könnte dazu führen, dass der Sars-CoV-2-Erreger in Zukunft auch ohne Impfungen weitaus weniger gefährlich wird.

Eine Untersuchung unter Beteiligung von Forschenden der Emory University und der Pennsylvania State University kommmt zu dem Ergebnis, dass das Coronavirus in Zukunft vermutlich zu einer harmlosen Erkältung wird. Die Studie wurde in dem englischsprachigen Fachblatt „Science“ veröffentlicht.

Auswirkungen von Teilimmunität auf Coronavirus

Die Forschenden um Jennie S. Lavine von der Emory University (USA) gehen davon aus, dass das Coronavirus in Zukunft keine besondere Bedrohung mehr darstellen wird. Denn durch eine Infektion werde eine sogenannte Teilimmunität aufgebaut und das Coronavirus mit der Zeit zu einem endemischen Erreger.

Die vier anderen Arten des Coronavirus, die bereits länger auf der ganzen Welt auftreten, sind bereits zu endemischen Erregern geworden. Daher geht die Forschungsgruppe aus den USA davon aus, dass auch SARS-CoV-2 auf die lange Sicht ungefährlicher für Menschen werden wird.

Wenig Todesfälle trotz regelmäßiger Epidemien

Die bereits bekannten Coronaviren NL63, 229E, OC43 und HKU1 verursachen regelmäßig Epidemien. Dabei sind am häufigsten kleine Kinder betroffen, welche drei bis fünf Jahre alt sind. Todesfälle in dieser Altersgruppe treten jedoch nur sehr selten auf, ähnlich wie es bei Infektionen mit dem Erreger SARS-Cov-2 der Fall ist.

Fakten zu Coronaviren

Die Analyse immunologischer und epidemiologischer Daten zu endemischen humanen Coronaviren (HCoV) der Forschungsgruppe aus den USA zeigt, dass die infektionshemmende Immunität schnell abnimmt, aber die krankheitsreduzierende Immunität langlebig ist.

Coronavirus nicht virulenter als normale Erkältung

Das von den Forschenden verwendete Modell, welches auch die oben genannten Komponenten der Immunität mit einbezieht, rekapituliert sowohl den aktuellen Schweregrad von SARS-CoV-2-Infektionen als auch den harmlosen Verlauf bei anderen HcoV. Es zeigte sich, dass SARS-CoV-2, sobald die endemische Phase erreicht ist und die primäre Exposition in der Kindheit liegt, möglicherweise nicht virulenter ist als eine normale Erkältung.

Das Team fügt allerdings hinzu, dass für ein auftretendes Coronavirus, welches bei Kindern schwere Erkrankungen verursacht, andere Ergebnisse zu erwarten seien.

Rückgang von Antikörpern ermöglicht neue Infektion

Bei einer Studie mit dem 229E-Erreger wurde festgestellt, dass nach einem Jahr aufgrund des Rückgangs der Antikörper im Blut eine erneute Infektion möglich ist. Bei COVID-19 scheint es sich ähnlich zu verhalten.

Schutzwirkung durch lebenslange Teilimmunität?

Bei der Untersuchung des 229E-Erregers zeigte sich jedoch auch, dass auftretende Viruszellen für eine wesentlich kürzere Zeit im Körper freigesetzt werden. Die erkrankten Personen zeigten dabei keine Symptome, was nach Ansicht der Forschenden auf eine lebenslange Teilimmunität zurückzuführen ist.

Durch die erste Infektion entwickelt sich eine Resistenz gegen den Erreger. Bei weiteren Krankheitsverläufen aufgrund von Epidemien, scheint es möglich zu sein, dass dieser Effekt durch den wiederholten Kontakt mit dem Virus weiter verstärkt wird.

Abwehrstoffe gegen Coronaviren auch im Alter vorhanden

Auch im erhöhten Alter können Abwehrstoffe gegen die vier bekannten Coronaviren nachgewiesen werden. Allerdings waren bestimmte Antikörper, welche nur zu Beginn einer Infektion gebildet werden, bei Personen im Alter über 15 Jahren nicht mehr nachzuweisen. Nach Ansicht von Lavine deutet dies drauf hin, dass nur wenige Menschen im jugendlichen oder erwachsenen Alter tatsächlich erkranken.

Infektion im Alter ist trotzdem möglich

Es ist allerdings möglich, dass ältere Menschen sich trotzdem infizieren. So können nach Ansicht der Forschenden vorhandene Erreger unbemerkt an Kinder weitergegeben werden. Ohne die Beteiligung von anderen Altersgruppen sei die hohe Ansteckungsrate bei Kleinkindern durch endemische Viren nicht zu erklären, erläutert Lavine.

In Zukunft weniger Todesfälle durch COVID-19?

Wenn Sars-Cov-2 in Zukunft zu einem ungefährlichen endemischen Erreger wird, könnte es durch die Teilimmunität von älteren Menschen seltener zu schweren Erkrankungen oder Todesfällen kommen. Dies könnte die Impfung gegen das neuen Coronavirus überflüssig machen, erläutern die Fachleute.

Verlauf von Infektionen bei Kindern beobachten

Die Forschungsgruppe um Lavine ist daher der Meinung, dass für die Impfstrategie besonders die Infektionen bei Kindern im Auge behalten werden sollten. Verläuft eine erste Infektion bei Kindern nur mild, könnte die Impfung überflüssig werden. Sollte eine solche erste Erkrankung dagegen schwerer verlaufen, wie es beispielsweise beim Mers-Virus der Fall ist, wäre es angebracht, Kinder weiter zu impfen, fügen die Fachleute hinzu. (as)

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