Wer profitiert von klinischen Medikations-Reviews?

Ein Fachexpertenkreis unter Beteiligung der Apothekerschaft hat die niederländischen Leitlinien zur Durchführung klinischer Medikations-Reviews revidiert. Diese sollen nun nicht mehr wie bisher für Patienten ab 65 Jahren empfohlen werden, die fünf oder mehr Arzneimittel einnehmen, sondern erst für Patienten ab 75 Jahren mit „Hyperpolypharmazie“.

Die Regeln für die proaktive Durchführung klinischer Medikations-Reviews (CMR) unter Beteiligung von Arzt, Apotheker und Patient sind in den Niederlanden in einem speziellen Modul der multidisziplinären Richtlinie für die Polypharmazie bei älteren Menschen aus dem Jahr 2012 niedergelegt. Die Vorgaben wurden im Jahr 2017 einem Aktualitätscheck unterzogen, mit dem Ergebnis, dass das Modul im Lichte der Praxiserfahrungen und neuerer Literatur überarbeitet werden sollte. Unter anderem sollen mehrere Studien nur eine begrenzte klinische Wirkung von Medikations-Reviews gezeigt haben

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In der vorherigen Version der Leitlinie, die unter Beteiligung der Königlich-Niederländischen Apothekervereinigung (KNMP) erstellt wurde, waren CMR für Personen über 65 Jahre empfohlen worden, die fünf oder mehr Arzneimittel einnehmen und einen oder mehrere der folgenden Risikofaktoren haben: stark verringerte Nierenfunktion, verminderte Kognition, erhöhtes Sturzrisiko, möglicherweise verringerte Compliance, nicht selbständiges Leben und geplante Krankenhauseinweisung. Im Rahmen der Revision gelangte der hierfür zuständige Expertenkreis nun zu dem Schluss, dass die „alten“ Auswahlkriterien nicht wirksam sind. Stattdessen wird der Nutzen von Medikations-Reviews jetzt am größten für Patienten ab 75 Jahren eingeschätzt, die zehn oder mehr Medikamente einnehmen. Die Fachleute sprechen in solchen Fällen von „Hyperpolypharmazie“. 

In dieser Patientengruppe steht der erwartete Effekt eines CMR in einem angemessenen Verhältnis zu dem hohen Einsatz der Leistungserbringer und Ressourcen, die dafür notwendig sind, so das Urteil der Arbeitsgruppe, weil das Risiko für pharmakotherapiebezogene Probleme (FTPs) hier stark erhöht sei. Dies bedeute jedoch nicht, dass beispielsweise ein 68-jähriger Patient, der sechs Medikamente einnehme, nie für einen klinischen Medikations-Review in Frage kommen könne. Vielmehr sollten Allgemeinärzte und Apotheker gemeinsam entscheiden, bei wem dieser nützlich sein könne. 

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