Weitere Corona-Fälle in Neuköllner Wohnblöcken – Wie groß ist das Risiko für ganz Berlin?
Die Covid-19-Pandemie hält die Welt weiter in Atem. Mehr als 8,2 Millionen Menschen haben sich bisher weltweit mit dem neuartigen Coronavirus infiziert, 186.834 davon in Deutschland – wo es immer wieder zu lokalen Ausbrüchen kommt.
Der Corona-Ausbruch in Neuköllner Wohnblöcken mit 70 bestätigten Fällen stellt aus Sicht eines Berliner Amtsarztes eher kein Risiko für die Allgemeinbevölkerung dar. Trotz Querverbindungen in andere Bezirke sei die Wahrscheinlichkeit, dass ein berlinweites Problem entstehe, „nicht besonders groß“, sagte der Leiter des Gesundheitsamts Reinickendorf, Patrick Larscheid, am Mittwoch im RBB-Inforadio. Er begründete dies auch mit den Erfahrungen von den Ausbrüchen in Fleischzerlegebetrieben in anderen Bundesländern: Die Betroffenen dort hätten so abgeschottet gelebt, dass das Virus nicht übergeschwappt sei – ähnlich scheine es auch aktuell in Berlin zu sein. Unter anderem in Reinickendorf gibt es Corona-Fälle, bei denen Bezüge nach Neukölln vermutet werden. dpa/Wolfgang Kumm/dpa Ein Wohnhaus an der Harzer Straße im Berliner Statdtteil Neukölln, das aufgrund einer Vielzahl von Covid-19 Erkrankungen unter Quarantäne gestellt wurde.
Unterdessen ist die Zahl der Infizierten in den unter Quarantäne gestellten Wohnblöcken mit rund 370 Haushalten in Neukölln weiter gestiegen. Inzwischen seien mit Stand Dienstagabend 70 Fälle bekannt, sagte Bezirksbürgermeister Martin Hikel (SPD) bei radioeins. Am Tag zuvor hatte der Bezirk von 57 Fällen gesprochen. Die Fälle seien auf die Haushalte verteilt, schilderte Hikel. Die Situation sei nicht einfach. Auch in der Allgemeinbevölkerung lasse die Disziplin beim Einhalten der Corona-Regeln nach: „Insofern ist es natürlich in der jetzigen Situation noch mal schwieriger, Menschen zu verdeutlichen, dass Corona eben nicht vorbei ist und dass auch das Einhalten von einer Quarantäne bedeutet, andere Menschen zu schützen.“
Die vom Ausbruch betroffenen Gruppen seien sehr arme und zum großen Teil auch bildungsferne Menschen, die „uns sehr vertraut sind im Gesundheitsamt“, sagte Amtsarzt Larscheid im Inforadio. Sie seien schwer zu schützen. Manchen könne man die grundlegenden Dinge im Infektionsgeschehen nicht klar machen. „Das ist die reale Arbeit in den Gesundheitsämtern, damit kämpfen wir und dem stehen wir auch ein bisschen ratlos gegenüber hier und da“, sagte Larscheid.
Berlins Regierungschef Michael Müller lobte Neuköllns Vorgehen im Inforadio: Dort werde „sehr gut vorgegangen“. Die Teststrategie habe sich bewährt, wonach gezielt überall dort getestet wird, wo Kontakte unvermeidlich sind. Der Ausbruch war nach Infektionen bei Schulkindern aufgefallen. Angenommen wird ein Zusammenhang mit einer christlichen Gemeinde, deren Pfarrer an Covid-19 erkrankte. Ob auch Verbindungen in andere Städte bestehen, sei frühzeitig geprüft worden, hieß es aus Neukölln. Der Bezirk habe darüber jedoch keine Erkenntnisse. In Magdeburg waren nach Corona-Fällen Vermutungen über einen Bezug nach Berlin angestellt worden.
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