Weil er Panik vor einer Spritze hatte: Arzt ohrfeigt 13-Jährigen in Klinik – und wird entlassen
Der Jugendliche soll panisch auf eine Spritze, reagiert haben. Die Leitung des Ameos-Klinikums bestätigte, dass es einen Vorfall gegeben hat, wollte aber auf Anfrage der Mitteldeutschen Zeitung keine Details preisgeben. Der betroffene Arzt wollte gegenüber der MZ nicht zu der Angelegenheit Stellung nehmen.
„Es gab ein Fehlverhalten eines ärztlichen Mitarbeiters“, sagte Krankenhausdirektor Frank Kühl auf MZ-Anfrage. Das Geschehen sei von mehreren Mitarbeitern, die Zeugen geworden waren, an die Klinikleitung herangetragen worden.
Mediziner wurde erst freigestellt, dann fristlos gekündigt
Diese habe „umgehend reagiert“ und den Mitarbeiter freigestellt, so Kühl. „Dieses Verhalten ist mit unserer medizinethischen Wertebasis nicht vereinbar.“ Die fristlose Kündigung erfolgte kurz darauf. Weitergehende Auskünfte zu dem Vorfall, der sich nach MZ-Informationen bereits Ende November zugetragen haben soll, lehnte der Klinikchef ab und verwies auf einen laufenden Prozess vor dem Arbeitsgericht Magdeburg.
Dort ist ein Kündigungsschutzverfahren zwischen dem Arzt und dem Klinikum anhängig, wie Gerichtssprecher Reinhard Engshuber auf MZ-Anfrage mitteilt. Die Ärztekammer Sachsen-Anhalt ermittelt ebenfalls gegen den Mediziner, bestätigte Sprecher Tobias Brehme auf Anfrage der MZ.
Staatsanwaltschaft hat die Ermittlungen eingestellt
Das Ameos-Klinikum hatte zudem Anzeige erstattet. Wie der Halberstädter Oberstaatsanwalt Hauke Roggenbuck mitteilte, seien die Ermittlungen inzwischen eingestellt worden. Der Grund: Die Mutter des Jungen, die als Zeugin vernommen wurde, habe es abgelehnt, einen Strafantrag zu stellen. „Nach dem Gesetz ist es so, dass Körperverletzung nur auf gesonderten Antrag hin verfolgt wird“, erklärte Roggenbuck.
Ein solches Privatklagedelikt werde von den Ermittlungsbehörden nur weiterverfolgt, wenn ein „besonderes öffentliches Interesse“ festgestellt werde, so der Oberstaatsanwalt. Dies sei in diesem Fall nicht so. Zur Sicherheit sei auch der Junge befragt worden, der den Arzt nicht bestraft sehen wollte.
Hatte der Mediziner Stress durch zu hohe Arbeitsbelastung?
„Wir haben berücksichtigt, dass es keine strafrechtliche Vorgeschichte gab und dass es sich um eine Kurzschlussreaktion in einer Stresssituation gehandelt hat“, so Roggenbuck. Der Arzt war nach Informationen der Mitteldeutschen Zeitung seit Jahren am Klinikum tätig.
Ungeklärt bleibt nach Einstellung der Ermittlungen, ob die Stresssituation durch eine zu hohe Arbeitsbelastung verschärft worden ist. Dafür habe es jedoch keine Anzeichen gegeben, betont die Klinikleitung. „Es liegt dazu weder eine mündliche oder schriftliche Meldung vor“, sagt Frank Kühl. An dem betreffenden Tag habe in der Notaufnahme zudem nicht sehr viel Betrieb geherrscht. (mz)
Dieser Artikel wurde verfasst von Katrin Schröder
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