Warum Merkels Kreislauf streikte – und wie man selbst Wassermangel bei Hitze vermeidet
Unbarmherzig prasselt die Sonne am Dienstag auf den roten Teppich vor dem Kanzleramt. 30 Grad und mehr zeigen die Thermometer um die Mittagszeit. Es ist einer der heißesten Tage des Jahres in der Bundeshauptstadt. Bundeskanzlerin Angela Merkel steht im zartrosa Blazer mit den ihr typischen gefalteten Händen neben dem neuen ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenski. Sekunden nachdem die Bundeswehr-Kapelle die deutsche Nationalhymne angestimmt hat, bekommt die Regierungschefin offenbar weiche Knie. Zunächst beginnen die Beine zu zucken, dann zittert auch der Oberkörper und die Schultern der 64-Jährigen unkontrolliert. Sie lässt kurz die Arme baumeln. Merkel ist blass, presst die Lippen zusammen. Nach 20 Sekunden fängt sie sich. Als sie das Podest an der Seite ihres Gastes in Richtung Kanzleramt verlässt, geht es ihr sichtlich besser.
Mediziner vermutet kurzzeitiges Kreislaufproblem
Auf der Pressekonferenz nach dem Mittagessen lächelt Merkel den Vorfall entspannt und souverän weg. „Ich habe inzwischen mindestens drei Gläser Wasser getrunken. Das hat anscheinend gefehlt“, erklärt sie den Journalisten. Man könne das Zittern auf einen Flüssigkeitsmangel zurückführen, sagt Alexander Schultze, stellvertretender Leiter der Notaufnahme am Uniklinikum Hamburg-Eppendorf. „Das ist bei diesem Wetter nicht untypisch.“ Auch Merkels Erklärung hält Schultze, wenn auch aus der Ferne, für plausibel. Das sei durchaus ein Hinweis darauf, dass es sich um ein kurzzeitiges Kreislaufproblem gehandelt habe, sagte der Mediziner der Deutschen Presse-Agentur.
Merkel zitterte wohl, weil ihr Blutdruck absackte
Hitze und Flüssigkeitsmangel sind eine gefährliche Kombination. Vor allem bei älteren Menschen sinkt der Blutdruck an heißen Sommertagen teils enorm, weil sich die Blutgefäße weiten, damit sie die Wärme besser abgeben können. Möglicherweise war das auch bei Angela Merkel so. Ihr Körper wehrte sich, indem er kontrahierte, um den nötigen Blutdruck aufrechtzuerhalten und die Zirkulation anzukurbeln. Deshalb zitterte die Kanzlerin am ganzen Körper. Merkel hätte das verhindern können. Vorbeugend empfehlen Mediziner vor allem an heißen Tagen regelmäßig Mineralwasser und Fruchtsaftschorlen zu trinken.
Bis zu eineinhalb Liter Wasser für die Bilanz
Als Faustregel gilt: 30 bis 35 Milliliter Flüssigkeit pro Kilogramm Körpergewicht. Wobei hier die durch feste Nahrung aufgenommene Flüssigkeit schon berücksichtigt wurde. Bei einem Körpergewicht von 70 Kilogramm braucht der Organismus also etwa 2,3 Liter Wasser pro Tag. Knapp die Hälfte davon bekommt er durch Oxidationswasser, das bei der Verbrennung von Fettsäuren und Glukose entsteht, und das in fester Nahrung enthaltene Wasser. Um den täglichen Bedarf auszugleichen, müssen demnach noch zwischen einem und 1,5 Liter getrunken werden. Das entspricht etwa fünf bis sieben kleinen Gläsern. An heißen Tagen und bei körperlicher Arbeit oder Sport darf es gern mehr sein.
Dehydration: Vor allem Senioren sind gefährdet
Das Risiko zu dehydrieren, steigt mit dem Alter. Insbesondere Senioren, die in Pflegeheimen leben, trinken häufig zu wenig. Hier ist laut einer Analyse des Gesundheitsamts Bremen jeder zweite Bewohner gefährdet. Der Grund: Im Alter verringert sich das Durstgefühl deutlich, weil alternde Sinneszellen das Durstempfinden unterdrücken. Zusätzlich wird mehr Flüssigkeit ausgeschieden, weil die Niere nicht mehr auf vollen Touren arbeitet. Apropos Durst. Darauf zu warten, ist eine schlechte Idee, denn wenn dieses Signal kommt, sind das erste Anzeichen dafür, dass der Körper austrocknet.
5 Tipps, um Dehydration zu vermeiden
Deutscher Wetterdienst warnt vor UV-Strahlen
Nachdem der Sommer 2019 eher schleppend in Gang gekommen ist, stehen den Deutschen pünktlich zur Sonnenwende einige besonders heiße Tage bevor. Am Mittwoch warnte der Deutsche Wetterdienst vor erhöhter UV-Intensität. Wenn möglich sollten zwischen 11 und 15 Uhr längere Aufenthalte im Freien vermieden werden. Die Experten empfehlen auch für schattige Plätze ein sonnendichtes Oberteil, lange Hosen, eine Sonnenbrille und einen breitkrempligen Hut. Wenn Sie dann noch Sonnencreme und eine Flasche Wasser im Gepäck haben, sind Sie auf der sicheren Seite.
Quellen: DPA, Gesundheitsamt Bremen, Techniker Krankenkasse, Deutscher Wetterdienst
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