Unsere digitale Welt entzweit Eltern und ihre Kinder
Auswirkungen der Digitalisierung auf Kinder und Erwachsene
Eine der weltweit führenden Behörden für psychische Gesundheit von Kindern warnte jetzt vor den Folgen der Dgitalisierung für die Entwicklung von Kindern. Durch all die digitalen Einflüsse verschlechtere sich die Beziehung zwischen Erwachsenen und Kindern immer weiter. Dies wirke sich besonders darauf aus, was Kinder eigentlich von Erwachsenen und Eltern lernen.
Peter Fonagy, ein Professor für zeitgenössische Psychoanalyse und Entwicklungswissenschaft an der UCL, der mehr als 500 wissenschaftliche Artikel und 19 Bücher veröffentlicht hat, warnte jetzt davor, dass die digitale Welt die Kontaktzeit zwischen den Generationen verkürze – eine Entwicklung mit potenziell schädlichen Folgen. Fonagy ist auch der Hauptgeschäftsführer des Anna Freud National Centre for Children and Families, eine Wohltätigkeitsorganisation für psychische Gesundheit. Der Professor hat über ein halbes Jahrhundert lang die Entwicklung von Kindern untersucht und gilt deswegen zu Recht als ein Experte auf diesem Gebiet.
Negative Auswirkungen der digitalen Welt
Professor Fonagy berichtet, dass beispielsweise emotionale Störungen bei jungen Frauen im Alter zwischen 14 und 19 Jahren sehr viel häufiger geworden sind. Außerdem habe auch die Anzahl der Einweisungen in Notaufnahmen nach Selbstschädigung massiv zugenommen. In den letzten Jahren gebe es zudem immer mehr Probleme mit Gewaltausbrüchen von heranwachsenden Jungen. Sind diese Auswirkungen auf die Einflüsse unserer heutigen digitalen Welt zurückzuführen? Mit Smartphones und Social Media ist für junge Menschen alles viel komplexer und es ist schwer, richtig mit diesen Faktoren umzugehen. Die neue Technik habe natürlich nicht nur schlechte Seiten. Technologie könne beispielsweise Menschen mit psychischen Problemen helfen, auf bestimmte Ressourcen zuzugreifen und schnell Hilfe zu erhalten, wenn dies nötig sein sollte.
Junge Menschen werden durch andere junge Menschen erzogen?
Der Professor erklärte weiter, dass er den Eindruck habe, dass junge Menschen generell weniger Kontakt zu älteren Menschen haben als früher. Jugendliche und junge Menschen seien beispielsweise durch Social Media mehr auf andere junge Menschen fokussiert, welche teilweise ihre Vorbilder sind und von denen sie lernen und ihr Verhalten annehmen. Mit anderen Worten: Das sogenannte Sozialisationsmittel für einen jungen Menschen ist ein anderer junger Mensch. Dafür ist unser Gehirn aber nicht geschaffen.
Menschen verbringen gerne viel Zeit mit Freunden im Internet
Das Gehirn ist darauf ausgerichtet, dass ein junger Mensch von einem älteren Menschen sozialisiert und in seiner Entwicklung unterstützt wird. In der digitalen Zeit heute verbringen viele Menschen mehr Zeit mit Freunden im Internet, da kommt dann beispielsweise das gemeinsame Abendessen mit der Familie zu kurz. Die digitale Welt selber ist nicht so das Problem, sondern eher zu was die digitalen Einflüsse den Menschen bringen. Diese Zeit ist besonders schwierig für Kinder, sie sollten so erzogen werden, dass sie widerstandsfähiger gegenüber der Umwelt sind, in der sie auswachsen und leben, erklärt Professor Peter Fonagy in der englischsprachigen Zeitschrift The Guardian.
Verbindung zwischen Erwachsenen und Kindern wird immer schlechter
Die Verbindung zwischen Kindern und Erwachsenen habe sich seit den Zeiten des zweiten Weltkriegs gelockert, aber diese Lockerung sei in den letzten Jahren viel stärker geworden. Die heutige Gesellschaft übertrage den Kindern mehr Verantwortung, damit diese ihre Zukunft selber bestimmen können, allerdings ohne ihnen dabei die notwendige Unterstützung zu geben, um wirklich die richtigen Entscheidungen für ihr Leben zu treffen. Eltern raten den Kindern häufig eine gute Universität zu besuchen, um ein erfolgreiches und schönes Leben zu haben. Wir sagen unseren Kindern ihre Zukunft liege in ihren Händen, aber wir geben ihnen häufig keine wirkliche Wahl. Es werden selten verschiedene Karrieremöglichkeiten von den Eltern betrachtet, die unsere Kinder haben könnten. Häufig wird auch nicht darauf geachtet, was den Kindern eigentlich gefallen würde. Für viele Eltern ist es erstmal nur wichtig, dass das Kind eine Universität besucht.
Mindestalter für bestimmten Inhalt im Internet?
Der 66-jährige Fonagy unterstützt beispielsweise die Entscheidung, ein Mindestalter für den Zugang zu Internet-Pornografie einzuführen, von der er befürchtet, dass diese bereits Auswirkungen auf die Entwicklung von Kindern hat. Kinder seien heutzutage weniger promiskuitiv als früher, sie beschäftigen sich dafür aber mehr mit Pornografie, was durchaus besorgniserregend sei, weil dies in Zukunft die Geburtenraten beeinflussen wird, fügt der Professor hinzu. (as)
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