Ungeahntes Risiko: MRSA verdoppeln frühzeitiges Sterberisiko – Heilpraxis
Erhöhte Sterblichkeit durch MRSA?
Bakterien der Gattung Methicillin-resistenten Staphylococcus aureus, kurz MRSA, sind ursprünglich als gefährliche Krankenhauskeime bekannt geworden, doch gefährden die Erreger nicht nur Menschen in Kliniken. Eine aktuelle Studie zeigt, dass Trägerinnen und Träger des Bakteriums deutlich erhöhte Sterblichkeitsraten aufweisen und oftmals unwissentlich gefährdet sind – denn vielen ist nicht bewusst, dass sie MRSA haben.
Die Studie von Forschenden der University of Florida an Erwachsenen im mittleren und fortgeschrittenen Alter zeigt, dass diejenigen, die unwissentlich MRSA auf ihrer Haut tragen, ein doppelt so hohes Risiko aufweisen, innerhalb des nächsten Jahrzehnts zu sterben, wie Menschen, die die Bakterien nicht haben. Veröffentlicht wurden die Studienergebnisse in dem „Journal of the American Board of Family Medicine“.
Millionen Menschen tragen MRSA
MRSA ist ein schwer zu behandelnder Staphylokokkenstamm, der gegen viele Antibiotika resistent ist. Rund ein Drittel der amerikanischen Bevölkerung trage Staphylococcus aureus beziehungsweise Staphylokokken auf der Haut oder in den Nasengängen und etwa ein Prozent davon weise MRSA auf, berichten die Forschenden. Das seien allein in den USA über drei Millionen Menschen.
Drohende schwer behandelbare Infektionen
„MRSA kann Teil der normalen Körperflora sein, aber kann auch zu einer Infektion führen, wenn das Immunsystem geschwächt ist, vor allem bei Menschen, die ins Krankenhaus eingeliefert werden, eine Grunderkrankung haben oder nach der Einnahme von Antibiotika“, erläutert der Hauptautor der Studie, Professor Arch G. Mainous III von der University of Florida.
Krankenhauspatientinnen und -patienten, die mit kolonisierten MRSA (ohne akute Infektion) eingeliefert werden, seien besonders anfällig für die Entwicklung einer MRSA-Infektion während eines Krankenhausaufenthalts oder nach der Entlassung, so der Experte.
Zusammenhang mit der Mortalität untersucht
In der aktuellen Studie haben die Forschenden nun nach möglichen Zusammenhängen zwischen kolonisierten MRSA und dem Sterberisiko gesucht. Sie analysierten die Daten aus dem „2001-2004 National Health and Nutrition Examination Survey“, für den auch Nasenabstriche durchgeführt und auf MRSA getestet wurden, und verknüpften die Daten mit dem National Death Index, um die Todesfälle unter den Teilnehmenden über einen Zeitraum von elf Jahren nachzuvollziehen.
Verdoppeltes Sterberisiko
Anhand der Daten habe sich gezeigt, dass die Sterblichkeitsrate unter den Teilnehmenden ohne MRSA bei etwa 18 Prozent lag, aber unter denen mit kolonisierten MRSA 36 Prozent betrug, berichtet die University of Florida in einer Pressemitteilung zu den Studienergebnissen. Bei Teilnehmende, die Staphylokokken auf ihrer Haut trugen, aber nicht MRSA, sei kein erhöhtes Risiko für einen vorzeitigen Tod feststellbar gewesen.
„Es wissen nur sehr wenige Menschen, die MRSA tragen, dass sie sie haben, und doch haben wir einen deutlichen Zusammenhang zwischen unentdeckten MRSA und vorzeitigem Tod gefunden“, so Professor Mainous. Frühere Forschung habe bereits gezeigt, dass ein Viertel der Menschen mit kolonisierten MRSA innerhalb eines Jahres eine MRSA-Infektion entwickelt. Inwiefern dies bei der erhöhten Sterblichkeit eine Rolle spielt, bleibt bisher allerdings unklar.
Screening auf MRSA empfohlen
In manchen Krankenhäuser würden Patientinnen und Patienten bereits vor der Aufnahme auf MRSA getestet, aber die Richtlinien für Tests und die Behandlung von kolonisierten MRSA seien in den USA von Krankenhaus zu Krankenhaus sehr unterschiedlich, so Mainous. „Ohne eine einheitliche Strategie verpassen wir eine Chance, durch MRSA verursachte Todesfälle zu verhindern“,warnt der Experte.
Die Studienergebnisse legen nahe, dass ein routinemäßiges Screening auf unentdeckte MRSA bei älteren Menschen gerechtfertigt sein könnte, um Todesfälle durch Infektionen zu verhindern, resümieren die Forschenden. (fp)
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