Symptome weg, trotzdem schlapp: Wie verhalte ich mich nach einer Corona-Infektion?
Viele Menschen haben derzeit einen milden Corona-Verlauf. Doch auch wenn die Symptome weg sind, scheint der Körper oft noch nicht so richtig fit zu sein. Alltägliche Dinge wie der Wocheneinkauf sind plötzlich anstrengend.
Dr. Heinz-Wilhelm Esser: Das ist völlig normal. Es gibt keine Erkrankung, die so verläuft, dass ich sofort nach dem Ausheilen der Krankheit wieder der Alte bin. Da kann selbst der Wocheneinkauf anstrengend sein – das darf es auch sein. Es ist aber auch ein Zeichen des Körpers, dass ich es langsam angehen lassen sollte. Wer gerade eine Infektion überstanden hat, sollte die erste Woche nach der Genesung nutzen, um langsam wieder in den Alltag zu kommen. Ich darf noch etwas müde und abgeschlagen sein. Von Tag zu Tag sollte es aber besser werden. Ich sollte also jeden Tag wieder ein bisschen mehr schaffen.
Und wie sieht es mit Sport aus?
Die grobe Faustregel ist sieben bis zehn Tage Pause nach dem völligen Abklingen der Symptome. Das gilt erst nach dem Ausheilen, es dürfen also wirklich keine Symptome mehr da sein. Der Start sollte moderat sein: Hobbysportler:innen sollten zum Beispiel mit einem flotten Spaziergang oder etwas Radfahren beginnen. Dabei sollten sie in sich hineinhorchen, ob durch die moderate Bewegung etwa neue Symptome ausgelöst werden oder ihnen die Bewegung guttut.
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Sollte man sich vorab ärztlich beraten lassen, wenn man wieder Ausdauersport treiben möchte?
Viele Hobbysportler:innen haben eine ähnliche Leistungserwartung wie Profis. Wer eine solche Erwartung hat, sollte das tatsächlich in Erwägung ziehen. Sonst besteht die Gefahr, dass man zu hart ins Training einsteigt. Denn im Gegensatz zu Profis haben Hobbysportler:innen keine Betreuung oder ärztliche Überwachung. Wer moderat Sport treibt, kann eigenständig wieder in das Training einsteigen. Wer vorher acht Kilometer gelaufen ist, sollte seine Runden zunächst auf drei oder vier Kilometer verkürzen und sich allmählich steigern.
Wann sollte ich aufhorchen? Und besser noch mal zu einem Arzt oder einer Ärztin gehen?
Bei Warnsignalen wie Atemnot, Brustenge oder Herzproblemen sollte auf jeden Fall ein Arzt oder Ärztin aufgesucht werden, um abzuklären, ob Lunge oder Herz durch die Corona-Infektion geschädigt wurden. Patient:innen können nach einer Corona-Infektion auch ein hyperaktives Bronchialsystem entwickeln. Die Bronchien sind empfindlicher und reagieren stärker auf Belastung oder Kälte. Patient:innen können einen starken Reizhusten entwickeln oder Asthma mit Atemnot. Dies muss natürlich weiter behandelt werden. Die gute Nachricht: Nach vier bis sechs Wochen sollten solche Symptome verschwinden. Viele Menschen, die in meine Sprechstunde kommen, wollen direkt ein bildgebendes Verfahren, ein MRT, machen, um eine Herzmuskelentzündung auszuschließen. Wenn keine Leistungseinbußen oder Symptome bestehen, rate ich dringend davon ab. Denn: Es kann sein, dass sich auf den Bildern Hinweise auf eine Herzmuskelentzündung finden, aber ohne weitere Symptome nichts dahintersteckt. Ich mache also aus nichts plötzlich etwas ganz Schlimmes.
Wie ist es mit der Rückkehr an den Arbeitsplatz. Kann ich ohne Probleme wieder einsteigen, wenn die Symptome weg und mein Test negativ ist?
Das kann man. Man wird aber auch erstaunt darüber sein, wie anstrengend die Arbeit sein kann. Wir stellen fest, dass einige Patient:innen für ein paar Tage oder etwas länger an dem Fatigue-Syndrom, einem Erschöpfungssyndrom, leiden. Das kann dazu führen, dass Tätigkeiten, die normalerweise leicht von der Hand gehen, sehr schwerfallen. Hier gilt auch: Auch an der Arbeit langsam wieder einsteigen und nicht jeden Tag zwölf Stunden im Akkord arbeiten.
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Was ist noch eine normale, längere Erholungsphase? Ab wann muss ich mir Sorgen machen, dass ich Long Covid habe?
Nach völligem Ausheilen der Symptome darf man sich noch rund zehn Tage schlapp fühlen. Kommt es danach zu weiteren Leistungseinbußen oder Patient:innen haben das Gefühl, dass sich nichts getan hat, sollte die Hausarztpraxis aufgesucht werden. Der oder die Hausärzt:in kann schauen, ob es sich um eine verlangsamte Genesung handelt und Medikamente oder eine Krankschreibung nötig sind. Oder alles in Ordnung ist.
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