Substanzen mit potenziellen Nebenwirkungen auf den Harntrakt

Restharnbildung, Harnverhaltung, Pollakisurie, Polyurie, Nykturie u.a. – die Liste der Nebenwirkungen, die sich auf den Harntrakt auswirken, ist lang. Wer sich im Dschungel der Wirkstoffe, die solche unerwünschten Ereignisse auslösen, besser zurechtfinden will, dem steht jetzt ein neues Hilfsmittel zur Verfügung.

Es gibt eine neue Arzneimittel-Liste, die von einer uro-geriatrischen Arbeitsgruppe der Universität Witten/Herdecke bereitgestellt wird. Diese hatte zunächst Datenbanken nach Substanzen durchsucht, die potenziell Nebenwirkungen auf den Harntrakt auslösen. Anschließend haben die Wissenschaftler diese anhand von Kasuistiken, randomisierten kontrollierten Studien und Metaanalysen kategorisiert. 

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Was Listen leisten können

Im letzten Schritt bewerteten 33 Experten (Urologen, Geriater, Gynäkologen) die Nebenwirkungen nach ihrer Häufigkeit und ihrer klinischen Relevanz. In der Liste lassen sich alle 235 genannten Substanzen einmal 

  • nach einem „theoretischen“ Punktewert, der sich an die Angaben der Literatur lehnt, 
  • sowie nach einem „praktischen“ Punktewert, der die klinische Realität widerspiegelt, 
  • sowie einem Summenscore einordnen.

Die Top Ten

Unter den Top-10-Wirkstoffen, die am häufigsten klinisch relevante Nebenwirkungen auf den Harntrakt auslösen, lassen sich neben 

  • (trizyklischen) Antidepressiva (z. B. Duloxetin, Amitriptylin, Trimipramin) unter anderem auch 
  • Opiate (Morphin) und 
  • Neuroleptika (Haloperidol) finden. 

Die Arbeitsgruppe sieht die Liste als wichtige Ergänzung zu anderen Listen wie beispielsweise PRISCUS- und Beers-Liste. Sie kann sowohl bei Neuverordnungen eingesetzt werden, um das Risiko für mögliche Nebenwirkungen auf den Harntrakt besser einschätzen zu können. Aber auch beim Medikationsmanagement kann geklärt werden, ob eine Harntraktfunktionsstörung möglicherweise medikamentös (mit-)verursacht wurde. Im nächsten Schritt planen die Wissenschaftler eine App, in der der Harntraktnebenwirkungsrechner künftig auch digital verfügbar sein soll.

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