Spanne fällt unter 4 Prozent – Großhandel will Honoraranpassung
Beim pharmazeutischen Großhandel hat sich den jüngsten Kennzahlen zufolge der negative Trend der Vorjahre verstetigt. Durch den steigenden Anteil hochpreisiger Arzneimittel ist die Großhandelsmarge bei Rx-Präparaten auf 3,99 Prozent gesunken – gegenüber 4,09 Prozent im Vorjahr. Laut Phagro-Chef-Blümel gibt es daher dringenden Handelbedarf bei der Vergütung, andernfalls sei die als „kritisch“ eingestufte, bundesweite Infrastruktur in Gefahr.
Der Bundesverband des pharmazeutischen Großhandels (Phagro) hat seine Kennzahlen für das vergangene Jahr vorgelegt. Aus diesen geht hervor, dass sich der negative Trend der Vorjahre verstetigt hat: Der Absatz verschreibungspflichtiger Arzneimittel sei insgesamt rückläufig. Dagegen steige der Anteil hochpreisiger Arzneimittel weiter an, heißt es in einer Mitteilung. Dieser habe sich in den vergangenen gut zehn Jahren fast verdreifacht und mache heute mehr als ein Drittel des Großhandelsumsatzes mit verschreibungspflichtigen Präparaten aus.
Als Folge davon sei die gesetzliche Großhandelsspanne für rezeptpflichtige Arzneimittel seit Jahren bis auf den kritischen Wert von aktuell 3,99 Prozent gesunken. Dabei stellten gerade die hochpreisigen, komplexen Medikamente – etwa kühlkettenpflichtige Präparate – in der Regel weit höhere Anforderungen an Lagerung und Transport als andere, so der Phagro. Dafür seien zusätzliche Investitionen erforderlich.
So funktioniert die
Als Vergütung erhält der pharmazeutische Großhandel pro Arzneimittelpackung einen Höchstzuschlag von 3,15 Prozent auf den Netto-Abgabepreis des pharmazeutischen Unternehmers sowie einen Festzuschlag in Höhe von 70 Cent. Allerdings ist der prozentuale Zuschlag gekappt bei 37,80 Euro. Heißt: Für Arzneimittel, die pro Packung teurer sind als 1.200 Euro, erhält der Großhandel höchstens 37,80 Euro plus 70 Cent Festzuschlag. Das bedeutet: Je teurer das Arzneimittel, desto niedriger die prozentuale Marge des Großhandels.
Das im Jahr 2012 beschlossene und auf Daten aus dem Jahr 2010 basierende Vergütungsmodell berücksichtige weder die Strukturveränderungen im Arzneimittelmarkt noch die erheblichen Kostensteigerungen der vergangenen zehn Jahre, klagt der Phagro. Dessen Vorsitzender André Blümel erklärt dazu: „Viele neue regulatorische Auflagen zur Arzneimittelsicherheit oder zum Fälschungsschutz müssen finanziert, zur sicheren Versorgung mit temperaturempfindlichen Arzneimitteln muss in temperaturgeführte Lager- und Transportkapazitäten investiert werden . Dazu steigen die Energie- und Personalkosten. Das alles schultern unsere Unternehmen und sind gleichzeitig eingezwängt in den Schraubstock der Arzneimittelpreisverordnung.“ Er sieht daher dringenden Handlungsbedarf.
Blümel sieht Infrastruktur in Gefahr
Blümel verweist in diesem Zusammenhang auf die Impfstofflogistik. „2021 haben unsere Unternehmen einen enormen Kraftakt an der Belastungsgrenze vollbracht“, fasst er zusammen. Neben der flächendeckenden Versorgung der Bevölkerung in Deutschland mit Arzneimitteln, stemmte die Branche mit ihren bundesweit 106 Niederlassungen die Versorgung der Bevölkerung mit COVID-19-Impfstoffen.„Dank des unermüdlichen Einsatzes der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter ist das auch auf beeindruckende Weise gelungen“, erklärt Blümel.
Es sei dem pharmazeutischen Großhandel geglückt, 2021 einen beispiellosen Rekord aufzustellen und 125 Millionen Impfdosen auszuliefern. Die basiert nach den Worten des Phagro-Vorsitzenden auf der etablierten Infrastruktur der Arzneimittelvollversorgung. „Die flächendeckende Versorgung über den vollversorgenden pharmazeutischen Großhandel schon seit längerem nicht mehr ausreichend finanziert. Deshalb ist die Infrastruktur, die gerade in Pandemie-Zeiten als Teil der kritischen Infrastruktur erkannt und genutzt wurde, in Gefahr.“
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