Raumluft muss bewegt werden: Virologe Drosten rät zu regelmäßigem Lüften
Aerosole, kleine Schwebeteile in der Luft, die mitunter das Coronavirus übertragen können. Anhand der bisher gewonnenen Daten verdichtet sich der Eindruck, dass diese Art der Übertragung mindestens gleichzusetzen mit der Tröpfchen-Übertragung ist. Virologe Christian Drosten rät daher dazu, im Alltag häufiger ans Lüften zu denken.
"Raumluft muss bewegt werden", sagt Drosten im Interview mit dem "Deutschlandfunk". Denn die Übertragung des Coronavirus über die sogenannten Aerosole ist doch schwerwiegender als zunächst gedacht. Der Virologe geht anhand gegebener Daten davon aus, dass etwa die Hälfte aller Infektionen über jene Aerosole geschehen.
"Große Überarbeitung unserer jetzigen Richtlinien"
Von Desinfektionsmitteln im Alltag, also abseits aller Krankenhäuser und Notaufnahmen, gelte es sich weg zu bewegen. Man sollte sich "eher vielleicht aufs Lüften konzentrieren und weniger auf ständiges Wischen und Desinfizieren". Doch dazu braucht es auch eine "große Überarbeitung unserer jetzigen Richtlinien", erklärt Drosten weiter.
Vom Vorschlag der "Eigenverantwortung" des Thüringer Ministerpräsidenten Bodo Ramelow rät Drosten indes ab. Vielmehr sollten wichtige gesellschaftliche Bereiche wie Schulen oder Kitas auch diverse neue Richtlinien erhalten. Gerade solche Einrichtungen bieten eine "gute Sondersituation", denn neben einem stetigen Personal, sind auch die Sitzplätze der Schüler bekannt. Eine mögliche Infektion sei damit gut nachvollziehbar.
Ramelow hatte angekündigt, künftig auf "lokale Ermächtigungen" sowie die Eigenverantwortung der Menschen zu setzen. Es mache keinen Sinn, dass sieben Tage rund um die Uhr Krisenstäbe arbeiteten, wenn es in der Hälfte der Landkreise seit drei Wochen keine neuen Infektionen gebe, erklärte er. "Wir wollen das Management umstellen." Statt bei den Krisenstäben solle die Verantwortung nun lokal bei den Gesundheitsämtern liegen. Sollten sich neue Infektionsherde bilden, solle lokal reagiert werden.
Neue Maßnahmen bis Herbst einüben
Erkranken Lehrer oder Erzieher am Coronavirus, bieten sie durch die bekannten Symptome eine "Anzeigerfunktion", welcher schlicht aufmerksam gefolgt werden muss. Nach Drosten muss also beispielsweise jeder symptomatische Lehrer auf das Virus getestet werden, jeder besorgte Lehrer sollte sich aber ebenfalls ein mal pro Woche testen lassen können. Über die Sommerferien könnte solch eine Richtlinie gut eingeübt werden, während die Wissenschaft den Temperatureffekt auf das Virus bis zum Herbst abwartet.
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FOCUS Online/Wochit Thüringen geht eigenen Weg: Nach Ramelow-Vorstoß hagelt es Kritik von allen Seiten
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