Nach Corona steigen jetzt die Grippe-Zahlen– besonders eine Gruppe ist betroffen

150 Kinder und Lehrer infizierten sich jetzt in Sachsen wahrscheinlich mit der Grippe. Und auch im Rest von Deutschland steigen die Fälle an. Laut Experten könnte das mit dem Ende der Maskenpflicht zusammenhängen.

In der vergangenen Woche klagte eine Leipziger Grundschule über einen ungewöhnlich hohen Krankenstand: 150 Schüler und Lehrer hatten sich abgemeldet, unter anderem über Fieber und Durchfall geklagt. Wie die Stadt am Montag mitteilte, sind dafür vermutlich Grippeerreger verantwortlich. Der Großteil der Rachenabstriche der Erkrankten sei positiv gewesen.

Damit ist Leipzig kein Einzelfall. Im ganzen Bundesland nahmen in den vergangenen Wochen die Influenza-Fälle zu. Und auch bundesweit verzeichnet das Robert-Koch-Institut (RKI) immer mehr Grippe-Kranke. Wie das RKI auf Nachfrage von FOCUS Online mitteilte, stiegen die Fälle in den vergangenen Wochen wie folgt an:

Zuletzt meldete das RKI 1657 Fälle pro Woche. Die Fälle haben sich damit im vergangenen Monat nahezu verdoppelt.

Hinweis: Die aktuelle Meldewoche (19) ist noch nicht vergangen, weswegen wir hier die Werte der vergangenen Woche (18) als die aktuellsten verwenden.

Grippe: Besonders Kinder sind betroffen

Bei genauerem Blick in die Daten wird deutlich, dass vor allem eine Gruppe betroffen ist: Kinder. „Die Aktivität der akuten Atemwegserkrankungen in der Bevölkerung ist in der 17. Kalenderwoche 2022 im Vergleich zur Vorwoche bei den Kindern gestiegen, während sie bei den Erwachsenen gesunken ist“, schreibt das RKI auf der Website der „Influenza Arbeitsgruppe“ .

Eigentlich läuft die Grippe-Saison in den wärmeren Frühlingsmonaten aus. Doch schon im vergangenen Jahr bemerkten Mediziner bei Kindern einen starken Anstieg der Atemwegserkrankungen mitten im Sommer. „Es ist natürlich nicht ganz verwunderlich, weil die Kinder und Jugendlichen wieder anfangen, mehr soziale Kontakte zu haben und dann gehen natürlich auch die Infekte wieder nach oben – auch Infekte, die wir normalerweise zu dieser Zeit nur sehr selten oder überhaupt nicht sehen“, sagte damals Kinderarzt Jakob Maske, der Sprecher des Berufsverbands der Kinder- und Jugendärzte (BVKJ) zu FOCUS Online.

Mediziner warnt vor „enormem Anstieg“ der Grippefälle bei Kindern

Und auch jetzt könnten die Grippefälle bei den Kindern noch weiter zunehmen. Der Berliner Kinderarzt Martin Karsten warnt vor einem „enormen Anstieg“ von Grippefällen. Diese seien nach Ostern eigentlich untypisch. „RTL“ sagte er aber: „Die Kinder sind jetzt deutlich kränker, als die Kinder, die wir seiner Zeit bei Corona hatten.“

Häufig genannte Grippe-Symptome seien etwa

  • 40 Grad Fieber an bis zu fünf oder sechs Tagen
  • Gliederschmerzen
  • Kopfschmerzen und
  • respiratorische Symptome wie Husten oder Schnupfen.

Karsten fürchtet bislang außerdem eine Untererfassung der Grippe-Fälle in des gesamten Bevölkerung. Denn genau wie das Coronavirus muss der Grippeerreger mittels Rachenabstrich nachgewiesen werden. Der Mediziner appelliert dem Bericht nach an Eltern, Kinder, die länger als zwei bis drei Tage hohes Fieber oder andere Grippe-Symptome hätten, beim Arzt auf das Virus testen zu lassen. Die Diagnose sei wichtig für die weitere Behandlung. RKI Aktivität akuter respiratorischer Erkrankungen in Deutschland (ARE-Aktivität), Kalenderwoche 15/22. Werte von „normal“ (dunkelblau) bis „stark erhöht“ (rot).

Grippe breitet sich aus, weil Maßnahmen nicht mehr gelten

Als Grund für den Anstieg nennt der Mediziner die Tatsache, dass die Grippesaison in den dafür typischen Monaten, im Januar, Februar und März, praktisch ausgefallen sei. Jetzt wo die Corona-Maßnahmen gelockert worden sind, breite sich die Grippe aus.

Das zeigte sich bereits in anderen Ländern wie etwa Spanien. Auf der deutschen liebsten Urlaubsinsel Mallorca nahmen schon Ende April die Grippefälle deutlich zu. Mediziner Christoph Specht nannte bereits damals bei „RTL“ zwei Gründe dafür:

Wie stark steigen die Grippe-Zahlen noch?

Wie sehr die Grippe-Fälle noch ansteigen, lässt sich einer RKI-Sprecherin zufolge momentan noch nicht abschätzen. Laut Mediziner Specht sinke das Risiko einer Grippe-Welle allerdings mit den Sommer-Monaten immer weiter. „Einen richtigen Anstieg, den kann man im Herbst befürchten“, warnt er stattdessen.

So schützen sich Risikogruppen

Die beste Vorsorge, um sich vor einer Infektion oder schweren Erkrankung zu schützen, sei wie bei Corona auch die Impfung. Insbesondere Risikogruppen sollten sich demnach gegen die Grippe-Viren immunisieren lassen. Allerdings noch nicht jetzt, sondern erst im Herbst. Der Grippe-Impfstoff werde jedes Jahr angepasst und sei in der aktuellen Form noch gar nicht verfügbar. Ab September oder Oktober könnten Risikogruppen bei ihrem Hausarzt nach der Impfung fragen.

Zur Risikogruppe zählt die ständige Impfkommission :

  • Personen ab 60 Jahren
  • Schwangere ab dem zweiten Trimester, bei erhöhter gesundheitlicher Gefährdung infolge eines Grundleidens ab ersten Trimester
  • Personen mit erhöhter gesundheitlicher Gefährdung infolge eines Grundleidens (wie z.B. chronische Krankheiten der Atmungsorgane, Herz- oder Kreislaufkrankheiten, Leber- oder Nierenkrankheiten, Diabetes oder andere Stoffwechselkrankheiten und chronische neurologische Grundkrankheiten)
  • Bewohner von Alters- oder Pflegeheimen sowie
  • Personen, die als mögliche Infektionsquelle im selben Haushalt lebende oder von ihnen betreute Risikopersonen (siehe oben) gefährden können.

Allen anderen empfiehlt die Stiko keine Grippe-Schutzimpfung.   
 

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