Mischbarkeit von Dermatika-Grundlagen
Damit Dermatika zwar pflegend, aber nicht fettig wirken, verordnen Ärzte gerne Rezepturen mit mehreren Grundlagen. Bei bestimmten Grundlagen müssen einige Dinge beachtet werden.
Eine Apotheke erhält folgende Rezeptur:
Die Apothekenmitarbeiter:innen sind sich jedoch nicht sicher, ob die beiden verordneten Grundlagen gemeinsam verarbeitet werden dürfen. Was ist bei dieser Rezeptur zu beachten?
Zwei Grundlagen in einer Rezeptur
Bei der gewünschten Zubereitung möchte der Arzt zwei Wirkstoffe in zwei verschiedene Dermatika-Grundlagen einarbeiten lassen. Beim Lanolinum oder Lanolin DAB handelt es sich um eine lipophile W/O-Creme mit hohem Wollwachs-Anteil:
Die zweite Grundlage Unguentum emulsificans aquosum wird auch als Anionische hydrophile Creme DAB bezeichnet und weist einen anderen Emulsionstyp auf. Sie gehört zu den hydrophilen O/W-Cremes:
Hydrophile Salbe DAB als wasseraufnehmende Grundlage besteht dabei aus emulgierendem Cetylstearylalkohol (Typ A), dickflüssigem Paraffin und weißem Vaselin. Durch Einarbeiten von Wasser kann die Anionische hydrophile Creme DAB erhalten werden.
Inkompatibilität von Lanolin und Anionische hydrophile Creme
Zwischen den beiden Dermatika-Grundlagen besteht eine Inkompatibilität, welche im Apothekenalltag relativ häufig vorkommt. Der Arzt verordnet hier eine lipophile Creme zusammen mit einer hydrophilen Creme. Bei dieser Kombination von W/O- mit O/W-Grundlagen beeinflussen sich die beiden Emulgatoren gegenseitig. Es kommt meist zur Trennung von lipophiler und hydrophiler Phase und damit zum Brechen des Emulsionssystems. Deshalb sollte innerhalb einer Zubereitung grundsätzlich auf das Mischen gegensätzlicher Phasenlagen verzichtet werden.
Die Rezeptur kann aus galenischen Gesichtspunkten also nicht wie ursprünglich verordnet hergestellt werden, weshalb eine Rücksprache mit dem Arzt notwendig wird.
DAC/NRF-Tabellen können helfen
In den DAC/NRF-Tabellen für die Rezeptur gibt es eine Übersicht über das galenische Profil standardisierter Dermatika-Grundlagen aus Arzneibüchern, Formularien und Apothekenpraxis. Hier kann man sich über den Grundlagentyp informieren und weitere wichtige Informationen zu rezeptierbarem pH-Bereich, Unverträglichkeiten mit bestimmten Wirkstoffen sowie zur Konservierung erhalten.
Therapeutische Absicht erfragen
Verschreibungen mit solchen unverträglichen Kombinationen kommen meist dadurch zustande, dass dem Arzt die Problematik nicht bewusst ist. Größtenteils möchte er die austrocknende Wirkung einer hydrophilen Creme mit hohem Wassergehalt etwas abmildern und fügt daher noch eine lipophile Creme hinzu. Verordnet der Arzt eine Kombination aus O/W- und W/O-Zubereitung, muss also zunächst geklärt werden, welcher Grundlagentyp aus therapeutischer Sicht eher gewünscht wird.
O/W-Creme bei normaler Haut
Die Anionische hydrophile Creme DAB gehört zu den O/W-Grundlagen und besitzt mit 70 Prozent einen relativ hohen Wasseranteil. Solche hydrophilen Cremes kommen bei akuten Hauterkrankungen und bei normaler, eher fetter Haut zum Einsatz. Sie wirken austrocknend und leicht kühlend. Bei trockener Haut sind O/W-Cremes daher eher ungeeignet.
Vielfach wird versucht, dieses Problem durch „Auffettung“ der O/W-Creme zu lösen. Zur hydrophilen Grundlage wird zu diesem Zweck eine weitere fetthaltige Substanz hinzugefügt. Doch eine dauerhafte Fettung der Haut ist auch mit reichhaltigeren O/W-Emulsionssystemen nicht zu erreichen.
Meist stößt die Auffettung einer hydrophilen Creme auch aus Gründen der Stabilität schnell an ihre Grenzen. Die Anionische hydrophile Creme DAB toleriert beispielsweise nur eine Einarbeitung von 10 Prozent Lipiden, schon bei 20 Prozent kommt es zum Brechen des Emulsionssystems.
Zur Pflege trockener Haut sind W/O-Zubereitungen deutlich besser geeignet. Sie besitzen eine innere hydrophile Phase sowie eine äußere lipophile Phase und erzeugen auf der Haut eine Art Okklusionseffekt, der den Wasserverlust aus äußeren Hautschichten verhindert.
Alternativ amphiphile Creme verwenden
Wenn der Hautzustand des Patienten nur leicht trocken ist, wird eine rein lipophile Creme oft als zu fett empfunden. Als Alternative könnte daher die Basiscreme DAC zum Einsatz kommen.
Bei dieser amphiphilen Grundlage handelt es sich um einen Übergang zwischen W/O- und O/W-Zubereitung. Sie ist lipidreicher und daher schwerer mit Wasser abwaschbar als andere hydrophile Cremes. Mit einem Wassergehalt von 40 Prozent besteht ein fast ausgeglichenes Verhältnis von hydrophilem und lipophilem Anteil.
Basiscreme DAC enthält die W/O-Emulgatoren Cetylalkohol und Glycerolmonostearat 60 sowie den O/W-Emulgator Macrogol-20-glycerolmonostearat. Sie kann daher sowohl mit Wasser (maximal 80 Prozen) als auch Lipiden (maximal 20 Prozent) gemischt werden.
Die amphiphile Creme enthält des Weiteren Propylenglycol in 20-prozentiger Konzentration bezogen auf die Wasserphase. Durch diesen flüssigen Alkohol ist die Creme unabhängig vom pH-Wert der Rezeptur vor mikrobiellem Befall geschützt. Wird der Wasseranteil der Basiscreme DAC erhöht, muss die wässrige Phase mit Propylenglycol nachkonserviert werden. Sollen also weitere 10 g Wasser dazugegeben werden, erfolgt eine Einwaage von 8 g Wasser und 2 g Propylenglycol.
Zubereitungen mit Zinkoxid
Die beiden Wirkstoffe Zinkoxid und Basisches Bismutnitrat kommen bei entzündlichen Hauterkrankungen zum Einsatz und wirken schwach adstringierend, antiseptisch und wundheilungsfördernd.
In wasserhaltigen Zubereitungen erzeugt Zinkoxid leicht basische pH-Werte von pH 7 bis 8 und ist damit mit sauren Rezepturbestandteilen unverträglich. Das Gleiche gilt auch für Bismutnitrat, dessen rezeptierbarer pH-Wert zwischen pH 6 und 10 liegt.
Die vom Arzt verordnete Grundlage Anionische hydrophile Creme DAB ist – wenn sie fertig bezogen wird – mit einer Mischung aus Sorbinsäure und Kaliumsorbat konserviert. Damit Sorbinsäure antimikrobiell wirksam ist, ist zwingend ein pH-Wert im leicht sauren Bereich nötig. Bei einer gemeinsamen Verarbeitung der beiden Wirkstoffe mit dieser O/W-Creme muss die Grundlage daher anders konserviert werden.
Durch die Zugabe von 20 Prozent Propylenglycol (bezogen auf die Wasserphase) wird die Grundlage mikrobiell stabil.
Arzt muss in jedem Fall kontaktiert werden
Im Gespräch mit dem Arzt muss also geklärt werden, mit welcher Dermatika-Grundlage die beiden Wirkstoffe verarbeitet werden sollen. Eine gemeinsame Herstellung von Lanolin DAB und Anionischer hydrophiler Creme DAB ist aus galenischen Gesichtspunkten nicht möglich.
Jede der beiden Grundlagen kann alleine mit Zinkoxid und Bismutnitrat verarbeitet werden, bei der O/W-Creme muss jedoch an eine alternative Konservierung gedacht werden. Gut geeignet als Grundlage wäre auch Basiscreme DAC. Hinsichtlich ihres Wasser- und Fettgehalts stellt sie einen Kompromiss zwischen einer lipophilen und einer hydrophilen Creme dar. Außerdem kann sie unabhängig vom pH-Wert verarbeitet werden und ist somit auch für Wirkstoffe mit rezeptierbaren pH-Werten im basischen Bereich geeignet.
Quellen
DAC/NRF-Rezepturhinweis „Zinkoxid“ (12.07.2021)
DAC/NRF-Rezepturhinweis „Bismut“ (12.07.2021)
Bergner A., Praxishilfe Rezeptur 2. Auflage, Deutscher Apotheker Verlag Stuttgart 2021
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