„Kann ich die Pille auch bedenkenlos durchnehmen?“

Dass man die Pilleauch mal „durchnehmen“ kann, ist keine neue Idee und wird von Frauenschon lange in eigener Regie praktiziert.Denn meist bedeutet keine Pillenpause auch keine Blutung und die damit einhergehendenBeschwerden. Aber wozu ist die Pillenpause dann überhaupt gut? Kann man sie dauerhaft verkürzen oder komplett auf sie verzichten? Britische Leitlinien meinen „ja“: Seit Januar 2019 empfehlen sie, meist off-label, den Langzyklus. Kommt der Langzyklus bald auch offiziell nach Deutschland?

Manchmalmachen Patienten in der Apotheke schon große Augen, wenn man sie nur fragt, obsie das Arzneimittel schon einmal eingenommen haben. Und zugegeben kommt einemals Apotheker diese Frage besonders schwer über die Lippen, wenn es sich um eineFrau über 20 handelt, die eine Verordnung über orale Kontrazeptiva einlöst. DieWahrscheinlichkeit, dass sie „die Pille“ schon über Jahre hinweg einnimmt unddass eine Nachfrage dazu sie eher verunsichert, als zum Gespräch einlädt, istgroß. Also wandelt man die Frage ab: „Nehmen Sie dieses Präparat schon längerein, oder haben Sie gewechselt?“ So kann ein Gespräch entstehen. Dass diesesmanchmal notwendig ist, zeigen die jüngsten öffentlichen Diskussionen zur Pilleum ihre Nebenwirkung „depressive Verstimmung und Depression“ und dem darausmöglicherweise folgenden Suizid-Risiko. Am 21. Januar 2019 wurde einentsprechender Rote-Hand-Brief versendet. 

Ebenfalls am 21. Januar 2019 verkündete die britische FSRH (Faculty of Sexual & Reproductive Healthcare of the Royal College of Obstetricians & Gynaecologists) in einer Pressemitteilung die Veröffentlichung ihrer neuen Leitlinie zu kombinierten hormonellen Kontrazeptiva (KHK). 

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Die Neuheit in dieser Leitlinie ist eine ganz andere: Das siebentägigehormonfreie Intervall – also die Pillenpause – soll keinen gesundheitlichenBenefit bieten, heißt es dort. Das Evidenzlevel der entsprechenden Empfehlungen zum Langzyklus-Regime entspricht(nur) Expertenmeinungen, und sie beziehen sich nur auf kombinierte orale Kontrazeptiva (KOK), die weniger als 35 µg Ethinylestradiol kombiniert mit Progesteron enthalten – auf Darreichungsformen wie Pflaster und Ring sollen sie sich aber übertragen lassen.

Auch für Deutschland wurde eine neue Leitlinie zurEmpfängnisverhütung im August 2018 erwartet, bisher ist sie nicht erschienen. Im Internet stößt man aber auf eine vorläufige Version, die erkennen lässt, dasswahrscheinlich auch in Deutschland – im Gegensatz zur abgelaufenen Leitlinie – bald der Langzyklus neben dem konventionellen Pillen-Regime gleichberechtigt existieren könnte. Wie sieht so ein Langzyklus also aus?

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