Johnson warnt vor massiven Arbeitsausfällen – im Gesundheitssektor fehlte zuletzt jeder zehnte Beschäftigte
Die rasante Ausbreitung der Corona-Variante Omikron könnte in den kommenden Wochen gravierende Auswirkungen auf den britischen Arbeitsmarkt haben. Wie der "Guardian" berichtet, warnte Premierminister Boris Johnson davor, dass bis zu ein Viertel der Arbeitnehmer wegen Krankheit oder Quarantäne ausfallen könnten. Demnach befürchtet die Regierung vor allem im öffentlichen Sektor massive personelle Engpässe. Johnson habe die zuständigen Minister angewiesen, sich mit Notfallplänen auf ein solches Szenario vorzubereiten, heißt es.
Unbegründet ist diese Befürchtung nicht, wie ein Bericht der "Sunday Times" nahelegt. Die Zeitung veröffentlichte Zahlen, wonach bereits am vergangenen Freitag mehr als 110.000 Beschäftigte im Gesundheitssektor bei der Arbeit fehlten. Das entspricht fast jedem zehnten Beschäftigten. Demnach war rund die Hälfte davon krank oder musste wegen des Coronavirus in Quarantäne. Die Zahl der fehlenden Krankenhausmitarbeiter hat sich seit Ende November laut Zahlen des staatlichen Gesundheitsdiensts NHS vervielfacht.
Wegen der rasanten Ausbreitung der Omikron-Variante hatten die englischen Gesundheitsbehörden am Donnerstag angekündigt, bis zu 4000 zusätzliche Krankenhausbetten bereitzustellen.
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England: Corona-Tagesrekord wegen Omikron
Großbritannien sieht sich derzeit mit immer neuen Rekordzahlen an Corona-Neuinfektionen durch Omikron konfrontiert. Am Freitag wurden 189.000 Neuinfektionen innerhalb von 24 Stunden vermeldet. Davon allein 162.572 Fälle in England – ein Tagesrekord im größten britischen Landesteil. Auch die Zahl der Krankenhauseinweisungen wegen Covid-19 steigt seit einiger Zeit wieder an und ist so hoch wie seit März nicht mehr.
Auf den Intensivstationen sei die Zahl der Patienten aber stabil, schrieb Gesundheitsminister Sajid Javid am Samstag in einem Beitrag für die Zeitung "Daily Mail". Sie sei noch weit von den Zahlen entfernt, die es vor rund einem Jahr gegeben habe. Dies sei auch auf die massive Impfkampagne im Königreich zurückzuführen. Das Land sei nun "in einer viel stärkeren Position".
Womöglich auch aus aus diesem Grund will die britische Regierung vorerst keine neuen Corona-Restriktionen verhängen. Das Land müsse "versuchen, mit Covid-19 zu leben", so Javid weiter. Neue Einschränkungen werde es nur "als absolut letzten Ausweg" geben.
Indes empfahl die Regierung am Sonntag, dass Schüler und Schülerinnen ab der siebten Klasse in England wieder Maske tragen sollen. Die vorläufige Empfehlung solle sicherstellen, dass so viele Jugendliche so lange wie möglich die Schule besuchen können.
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Lauterbach mit erneutem Impf-Appell
Der deutsche Gesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) hatte sich am Samstagabend auf Twitter über die Entwicklungen in Großbritannien besorgt gezeigt. Omikron habe dort zu "sehr vielen" Krankenhauseinweisungen geführt, so Lauterbach. Einweisungen auf die Intensivstation stiegen hingegen langsamer. Eine "Tragödie" sei dort bislang ausgeblieben, weil die Älteren eine "hohe" Impfquote hätten und 75 Prozent geboostert seien. Der Anteil der Geboosterten sei deutlich höher als in Deutschland, weshalb die britische Situation nicht mit der hiesigen vergleichbar sei.
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"Sehr, sehr in Sorge um Ungeimpfte": Lauterbach warnt vor Gefahren durch Omikron-Variante
Die Gefahr, dass es in Deutschland zeitnah zu schlagartigen Personalausfällen im öffentlichen Sektor, insbesondere in Kliniken und anderen Versorgungsbereichen, kommen könnte, sieht Berlins Regierende Bürgermeisterin Franziska Giffey (SPD) aktuell noch nicht. "Jetzt im Moment brauchen wir das noch nicht, weil unsere kritische Infrastruktur noch nicht außer Gefecht gesetzt ist", sagte Giffey im Deutschlandfunk. Sie sehe das als Stufenmodell. Erst wenn absehbar sei, dass Polizei, Feuerwehr und andere Institutionen nicht mehr arbeitsfähig seien, müssten Maßnahmen wie eine verkürzte Corona-Quarantäne diskutiert werden.
Damit es gar nicht erst soweit kommt, warb Lauterbach in der "Bild am Sonntag" erneut fürs Maske-Tragen und appellierte ein weiteres mal an die Menschen, sich impfen zu lassen. "Viele Ungeimpfte haben das Gefühl, dass der Zug für sie eh abgefahren sei. Das stimmt nicht!" Die erste Impfung senke das Sterberisiko bereits nach 14 Tage drastisch. "Mit der Steigerung der Erstimpfungen können wir in der Omikron-Welle die Zahl der Corona-Toten wirksam senken", sagte er.
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