JAK-Inhibitoren sind für zahlreiche Patienten nur noch letzte Wahl

Januskinase-Inhibitoren haben in den vergangenen Jahren vielen Patient:innen mit chronisch entzündlichen Autoimmunerkrankungen Hoffnung gemacht – auch weil sie in zahlreichen Indikationen oral eingenommen werden können. Zahlreich sind allerdings auch ihre möglichen Nebenwirkungen. Laut Pharmakovigilanzausschuss der EMA sollten sie deshalb bei vielen Patient:innen künftig nur noch angewendet werden, wenn es keine Alternativen gibt.

Der orale Januskinase-(JAK)-Inhibitor Tofacitinib (Xeljanz®) kam in den USA bereits im Jahr 2012 auf den Markt. Auch die europäische Arzneimittelbehörde EMA hatte sich 2013 bereits mit der Zulassung von Xeljanz beschäftigt, diese aber abgelehnt. Auf Verlangen des Antragstellers Pfizer beschäftigte sich die EMA direkt im Anschluss ein zweites Mal mit dem Antrag und lehnte ihn im Juli 2013 erneut ab. Es bestanden große Sicherheitsbedenken wegen schwerer Infektionen, die allgemein unter Immunsuppressiva auftreten können. 

Daneben wurden aber auch andere Sicherheitsprobleme hervorgehoben: Tumoren, gastrointestinale Perforationen, Leberschäden und erhöhte Blutfettwerte. Erst 2017 konnte auch die EMA überzeugt werden, den Januskinase-Hemmer zur Zulassung zu empfehlen. Und seit 2019 musste sich ihr Pharmakovigilanzausschuss PRAC erneut mit der Sicherheit von Tofacitinib beschäftigen. Seitdem standen vor allem Thromboserisiken und die Frage nach der richtigen Dosierung von Tofacitinib im Zentrum.

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Die Arzneimittelkommission der Deutschen Apotheker (AMK) informierte schließlich im März 2020 über risikominimierende Maßnahmen aufgrund des Risikos venöser thromboembolischer Ereignisse sowie schwerwiegender und tödlich verlaufender Infektionen im Zusammenhang mit Xeljanz (Tofacitinib). 2021 griff sie dann weitere Sicherheitsbedenken aus den USA auf. Dabei ging es um ein erhöhtes Risiko von schwerwiegenden kardialen Ereignissen sowie von Tumoren unter der Therapie mit Xeljanz Film- und Retardtabletten. Kurz darauf wurde auch in Deutschland ein entsprechender Rote-Hand-Brief veröffentlicht. 

Bereits 2019 Verdacht auf Klasseneffekt

Während sich in Deutschland alle geäußerten Sicherheitsbedenken auf Tofacitinib konzentrierten, konnte in den USA bereits im Jahr 2019 der Verdacht aufkommen, dass das Sicherheitsprofil der JAK-Inhibitoren insgesamt kritischer betrachtet werden sollte als zuvor. Das Nachrichtenportal FiercePharma berichtete damals, dass Xeljanz nicht der erste Januskinase-Inhibitor ist, der dosisbezogene Sicherheitsprobleme mache. So habe die US-amerikanische Arzneimittelbehörde FDA Baricitinib in Olumiant® erst 2018 zugelassen – und zwar zunächst nur in der niedrigeren 2-mg-Dosierung. In Deutschland ist auch die 4-mg-Dosierung erhältlich.

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Im Februar dieses Jahres hat der PRAC schließlich bekannt gegeben, der Frage nach dem Klasseneffekt nachzugehen und ist im Oktober nun zu einem Ergebnis gekommen, dass es sich bei den Sicherheitsbedenken zu Tofacitinib tatsächlich um einen Klasseneffekt handelt, der für alle JAK-Inhibitoren gilt: 

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