Ist verbrannte Pizza wirklich krebserregend? 7 Ernährungs-Mythen im Check

Es ist unbestritten, dass unsere Ernährung das Risiko für gewisse Krankheiten beeinflusst. Aber wie verhält es sich mit Krebs? Gibt es bestimmte Lebensmittel, die die Erkrankung befeuern oder sogar verhindern können? FOCUS online macht den Check.

„Wenn du das Schwarze auf der Pizza mitisst, kriegst du Krebs“ – so oder so ähnlich ist bestimmt jeder von uns schon mal küchenmedizinisch davor gewarnt worden, verbrannte Stellen auf Pizzen, Toasts oder Bratwürsten zu essen. Und wehe denen, die in ihren Kaffee gern ein Stück Süßstoff tun oder Coke Zero trinken – Süßungsmittel sind ohnehin Krebs in Reinform. Doch was ist wirklich dran an diesen Ernährungsmythen rund um Krebs?

1. Verbranntes Essen erregt Krebs

Viele Menschen schaben angebrannte Stellen vom Toast und der Pizza ab oder schmeißen angekokelte Lebensmittel gleich ganz weg. Schließlich sind die angesengten Stellen nicht nur geschmacklich keine Offenbarung – sie erregen auch Krebs, so der Volksglaube.

Der potenzielle Auslöser nennt sich Acrylamid. Das ist ein chemischer Stoff, der beim Backen, Braten, Grillen, Frittieren und Rösten von stärkehaltigen Lebensmitteln entsteht, die reich an der Aminosäure Asparagin sind. Dazu gehören zum Beispiel Brot und Kartoffeln.

Labor- und Tierversuche haben nachgewiesen, dass Acrylamid auf das Erbmaterial wirkt – ein Indikator für ein mögliches Krebsrisiko. Allerdings wurden in den Studien laut Deutschem Krebsforschungszentrum wesentlich höhere Dosierungen getestet, als ein Mensch normalerweise mit der Nahrung aufnimmt. Außerdem konnten Untersuchungen von größeren Bevölkerungsgruppen bislang keinen sicheren Zusammenhang zwischen dem Verzehr von Acrylamid und der Entstehung von Krebs herstellen.

Diese Ansicht teilt auch die Organisation Cancer Research UK : Demnach gebe es keine qualitativ hochwertigen Beweise, um diese Behauptung zu stützen. So seien einige Studien nicht in der Lage, die Menge an Acrylamid zu messen, die Menschen mit der Nahrung zu sich nehmen. Qualitativ hochwertige Studien – eine nähere Definition nimmt die Organisation nicht vor – hätten derweil nicht gezeigt, dass Acrylamid Krebs fördert.

Der Verbraucherschutz rät Konsumenten derweil, zu „vergolden statt zu verkohlen“ und die Temperatur beim Braten, Backen, Frittieren und Grillen zu reduzieren, damit weniger Acrylamid entsteht.

2. Künstliche Süßstoffe sind krebserregend

Einige Menschen wollen auf Zucker verzichten, aber nicht auf den süßen Geschmack. Deswegen greifen sie zu Süßstoffen oder Lebensmitteln und Getränken, die solche enthalten. Über die gesundheitlichen Auswirkungen von Süßungsmitteln wird nach wie vor kontrovers diskutiert – so auch über ihre potenziell krebserregenden Eigenschaften.

Tatsächlich gibt es aber keinen Hinweis darauf, dass künstliche Süßstoffe wie Aspartam, Saccharin und Sorbitol das Krebsrisiko erhöhen. Das beweisen wissenschaftliche Studien. Wie das Deutsche Krebsforschungszentrum (DKFZ) betont, sind alle zugelassenen Süßstoffe gesundheitlich unbedenklich.

Auch die Europäische Behörde für Lebensmittelsicherheit (EFSA), die Aspartam regelmäßig neu bewertet, sieht in den Süßungsmitteln keine Krebsauslöser. Diese Einschätzung änderte sie auch nicht, als die Internationale Agentur für Krebsforschung im Juli 2023 Aspartam als „möglicherweise krebserregend“ einstufte.

Die EFSA empfiehlt jedoch, die tägliche – und durchaus großzügig bemessene – Aufnahmemenge nicht zu überschreiten und bei einem Gewicht von 70 Kilogramm nicht mehr als 14 Dosen Diät-Limonaden am Tag zu trinken.

3. Bestimmte Lebensmittel können das Krebsrisiko senken

Sogenannten Superfoods wie Acai-Beeren, Chiasamen und Papayas wird eine gesundheitsfördernde und krankheitsvorbeugende Wirkung nachgesagt. Dass diese Lebensmittel allein Krebs vorbeugen können, ist wissenschaftlich allerdings nicht erwiesen, schreibt die Organisation „Cancer Research UK“. Die Internationale Agentur für Krebsforschung (IARC) bestätigt ebenfalls, dass es kein einzelnes Nahrungsmittel gibt, das für sich genommen und häufig konsumiert das Krebsrisiko senken kann.

Nichtsdestotrotz kann eine ausgewogene und gesunde Ernährung mit viel Obst und Gemüse Übergewicht und Adipositas verhindern – Risikofaktoren, die verschieden Krebsarten begünstigen.

Außerdem können Vollkornprodukte , die reich an Ballaststoffen sind, Darmkrebs vorbeugen. Die unter anderem in Vollkornbrot, -nudeln und -reis sowie Haferflocken enthaltenen Ballaststoffe verringern die Konzentration von Gallensäuren im Darm und senken das Darmkrebsrisiko um 62 Prozent. Weiterhin verringern Ballaststoffe laut einer Studie der Universität Harvard das Brustkrebs um acht Prozent, da sie den Blutzucker regulieren sowie erhöhte Östrogenspiegel senken.

4. Verarbeitetes und rotes Fleisch erhöht die Krebsgefahr

Einige Vegetarier verzichten nicht nur aus ethischen und ökologischen, sondern auch aus gesundheitlichen Gründen auf Fleisch. Schließlich sei Fleisch krebserregend – so die weit verbreitete Auffassung.

Und die ist zumindest in Bezug auf bestimmte Fleischsorten wahr. Die IARC kam nach einer umfassenden Untersuchung von 800 Veröffentlichungen zu dieser Thematik zu dem Ergebnis, dass rotes Fleisch „wahrscheinlich krebserregend“ ist. Zwar gebe es laut Cancer Research UK einige gute Beweise für einen Zusammenhang zwischen rotem Fleisch und Krebs, allerdings seien weitere hochqualitative Studien nötig, um eine sichere Aussage zu treffen.

Zu rotem Fleisch zählen Rind, Schwein, Lamm und Ziege. Dabei macht es keinen Unterschied, ob das Fleisch frisch, eingefroren oder gehackt ist. Gleichzeitig ist rotes Fleisch jedoch eine wichtige Nährstoffquelle. Die IARC rät daher, pro Woche höchstens 500 Gramm davon zu verzehren.

Noch gefährlicher als rotes Fleisch ist der IARC zufolge verarbeitetes Fleisch, das gesichert „krebserregend“ ist. Verarbeitet bedeutet, dass das Fleisch durch Salzen, Räuchern, Trocknen oder Pökeln mit chemischen Konservierungsstoffen behandelt wurde, damit es länger haltbar ist oder besser schmeckt. Zu verarbeiteten Fleischprodukten gehören Schinken, Speck, Salami und einige Würstchen wie Frankfurter oder Wiener.

Auch Cancer Research UK teilt diese Einschätzung. „Wir wissen mit Sicherheit, dass verarbeitetes Fleisch eine Ursache von Krebs ist. Wir sind uns bei diesem Zusammenhang ebenso sicher wie bei anderen erwiesenen Krebsursachen wie Tabak und Alkohol“, schreibt die Organisation auf ihrer Seite .

Der häufige Verzehr von verarbeitetem Fleisch erhöht das Risiko insbesondere für Darmkrebs. Es gebe auch Hinweise darauf, dass rotes und verarbeitetes Fleisch Bauchspeicheldrüsen- und Magenkrebs befeuern. Doch auch hier müssten weitere Untersuchungen folgen.

5. Detox-Wirkung von grünem Tee und Matcha verhindert Krebserkrankung

In grünem Tee und Matcha – grüner Tee in Pulverform – ist der Pflanzenstoff und Antioxidant Catechin enthalten. Antioxidantien schützen den Körper vor freien Radikalen, also gewissen Stoffwechselprodukten, die durch Entzündungen im Körper oder durch äußere Einflüsse wie Rauchen entstehen und Zellen schädigen können. Daher liegt die Vermutung nahe, dass grüner Tee das Krebsrisiko verringern kann.

Die Forschung ist sich über die tatsächliche Anti-Krebs-Wirkung allerdings uneinig; die Ergebnisse von wissenschaftlichen Studien gingen bislang auseinander.

Das DKFZ weist jedoch auf eine Übersicht des wissenschaftlichen Netzwerks Cochrane Collaboration hin, das die Erkenntnisse verschiedener Untersuchungen zusammengefasst und analysiert hat. Demnach sind die Studienergebnisse zu unterschiedlich, als dass grünem Tee ein krebshemmender Effekt bescheinigt werden könne.

„Sicher beantworten lässt sich die Frage nach dem Schutz vor Krebs durch grünen Tee nach aktuellem Wissensstand nicht“, schreibt das DKFZ zusammenfassend.

6. Zuckerkonsum verursacht Krebs

Bei süßen Versuchungen können die wenigsten von uns Nein sagen, obwohl wir seit Kindheitstagen wissen, dass zu viel Zucker ungesund ist und dick machen kann. Doch befeuert Zuckerkonsum auch das Krebsrisiko?

Einige Studien scheinen diesen Zusammenhang zu bestätigen. Sie belegen, dass Zucker die Aktivität einiger Enzyme fördern kann, die das Entstehen von Krebs begünstigen. Allerdings basieren diese Erkenntnisse zum Großteil auf Versuchen an Tieren. Die Evidenz sei daher zu schwach, um diese Wechselwirkung tatsächlich zu bestätigen, sagt Nicole Erickson, wissenschaftliche Koordinatorin des Interdisziplinären Zentrums für Ernährungsmedizin an der LMU München, im Gespräch mit FOCUS online.

Cancer Research UK negiert derweil die krebsfördernde Wirkung von Zucker. Das gelte auch für raffinierten Zucker. Tumorzellen brauchen zum Wachsen zwar Zucker, aber auch andere Nährstoffe wie Aminosäuren und Fette. Weiterhin seien auch gesunde Zellen auf Glukose angewiesen. „Es gibt keinen Hinweis darauf, dass das Einhalten einer zuckerfreien Diät das Krebsrisiko verringert oder die Überlebenschancen steigert, wenn Sie eine Krebsdiagnose bekommen haben.“

7. Dosenessen erhöht Krebsrisiko

Wenn Essen lange in metallenen Behältnissen wie Konservendosen aufbewahrt wird, müssen irgendwann zwangsläufig bedenkliche Stoffe aus dem Aluminium und verzinnten Stahlblech in die Lebensmittel gelangen und bei Verzehr das Krebsrisiko steigern – oder?

Das kommt zum einen auf die Art der Beschichtung der Dosen an. Bei unbeschichteten Dosen kann sich auf Grund des Sauerstoffs in der Luft tatsächlich das Zinn vom Blech der Dose lösen und vermehrt in die Lebensmittel geraten. Unbeschichtete Dosen werden heutzutage allerdings seltener produziert.

Um zu verhindern, dass das Metall korrodiert, werden Konservendosen mit weißem Kunststoff beschichtet. In Kunststoff ist meist Bisphenol A (BPA) enthalten – ein chemischer Stoff, der laut dem Bayerischen Landesamt für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit wie das Hormon Östrogen wirken kann. Mögliche Auswirkungen von BPA auf den Menschen sind bislang aber nicht nachgewiesen und auf Grund der geringen Mengen, denen der Mensch ausgesetzt ist, eher unwahrscheinlich. Zudem gebe es keine Hinweise auf krebsfördernde Effekte, schreibt das Landesamt.

Diese Einschätzung teilt auch Cancer Research UK. „Das Essen von Lebensmitteln, die in BPA-ausgekleideten Dosen aufbewahrt werden, verursachen keinen Krebs“, schreibt die Organisation auf ihrer Seite.

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