Infektionen, Restriktionen, Lockerungen: Wo die Welt zu Beginn von 2022 mit Corona steht

Seit zwei Jahren kämpft sich die Welt durch die Corona-Pandemie – und ein Ende ist nicht absehbar. Derzeit bereitet vor allem die neue Coronavariante Omikron Sorgen. Trotz allem gibt es Hoffnung, dass Covid-19 im kommenden Jahr zwar eine weiterhin konstant auftretende, aber beherrschbare Krankheit sein wird, mit der wir zu leben lernen. Die Welt steckt derzeit weiter in der Dauerschleife Infektionswelle, Restriktionen und Lockerungen. "Wir haben einen sehr harten Winter vor uns", warnte unlängst etwa der Chef der Weltgesundheitsorganisation (WHO), Tedros Adhanom Ghebreyesus.

Die Gefahr durch die Omikron-Variante des Coronavirus ist nach Einschätzung der WHO weiter sehr hoch. Das teilte die Organisation in ihrem wöchentlichen Lagebericht mit. Die Variante verbreite sich nach bisherigen Beobachtungen deutlich schneller, als es die Delta-Variante getan habe. In den Vereinigten Staaten und Großbritannien sei sie inzwischen die dominierende Mutante. Die schnelle Wachstumsrate ist laut WHO wahrscheinlich eine Kombination sowohl des geringeren Schutzes durch die Immunabwehr als auch der erhöhten Übertragbarkeit der Omikron-Variante. Allerdings sei in Südafrika zuletzt ein Rückgang der Fälle verzeichnet worden.

Risikoforscher


Wie groß ist die Gefahr, dass Omikron mit einer fünften Coronawelle das Land lahmlegt?

Außerdem zeigten vorläufige Daten aus Großbritannien, Südafrika und Dänemark, dass im Vergleich zur Delta-Variante die Erkrankten nicht so häufig in einer Klinik behandelt werden müssten, teilte die WHO weiter mit. Es brauche aber noch weitere Studien, um diese Beobachtungen wirklich zu verstehen. Es sei zu erwarten, dass bisher bewährte Medikamente auch bei dieser Variante helfen.

Coronavirus mutiert, und trotzdem gibt es Hoffnung

Viele Gesundheitsexperten heben jedoch hervor, dass die Welt der Corona-Pandemie mittlerweile nicht mehr machtlos ausgeliefert sei. "Wir haben die Werkzeuge, um sie in die Knie zu zwingen", sagte die mit der Bekämpfung von Corona beauftragte WHO-Vertreterin Maria Van Kerkhove im Dezember. Wenn diese Werkzeuge richtig eingesetzt würden, könne die Menschheit der Seuche "2022 ein Ende bereiten".

Ein Lichtblick sind die seit einem Jahr eingesetzten Corona-Impfstoffe. Sie haben bewiesen, dass sie vor schweren Formen von Covid-19 schützen – und das auch bei den derzeit vorherrschenden Virusvarianten Delta und Omikron. Binnen eines Jahres wurden 8,5 Milliarden Corona-Impfdosen auf der Welt verabreicht. Bis Mitte kommenden Jahres dürfte die weltweite Produktion der Vakzine einen Umfang von 24 Milliarden Dosen erreichen – genug, um die gesamte Weltbevölkerung gegen Corona zu impfen.

WHO kritisiert Impfungerechtigkeit

Aber während einige Länder schon mit Booster-Impfungen und der Impfung von Kindern begonnen haben, sind in anderen Ländern noch nicht einmal das medizinische Personal und die besonders gefährdeten Bevölkerungsgruppen vollständig geimpft. 

Die WHO sieht in der Impf-Ungerechtigkeit – eine zu 67 Prozent geimpfte Bevölkerung in reichen Ländern und eine Impfquote von unter zehn Prozent in armen Ländern – eines der Haupthindernisse für die Beendigung der Pandemie. "Pauschale Booster-Impfkampagnen verlängern die Pandemie eher als sie zu beenden", warnt WHO-Chef Thedros.

Corona-Pandemie


40 Prozent der Weltbevölkerung sollten bis Ende des Jahres geimpft werden. Das Ziel wird verfehlt – aber warum?

Denn wenn das Virus zirkuliert, und sei es auch in fernen Ländern, kann es mutieren und sich in noch stärker ansteckenderen und gefährlicheren Varianten ausbreiten. Ein Beweis dafür sei die Omikron-Variante, die Ende November im südlichen Afrika erstmals nachgewiesen wurde, sagt der WHO-Notfall-Beauftragte Michael Ryan. Das Coronavirus habe in einer Region mit niedriger Impfquote "die Gelegenheit ergriffen, sich weiter zu entwickeln".

Überlastung der Krankenhäuser droht weiterhin

Die reichen Länder offenbarten "Kurzsichtigkeit mit der Annahme, dass es sie von dem Problem befreit, wenn sie sich selbst impfen", sagt der Biologie-Professor Gautam Menon von der Universität von Ashoka in Indien. Und auch wenn erste Studien darauf hindeuten, dass die Krankheitssymptome bei Omikron schwächer ausfallen, bleiben Experten vorsichtig. Schließlich birgt die massive Ausbreitung dieser Corona-Variante wiederum die Gefahr gefährlicher Virus-Mutationen und überlasteter Krankenhäuser.

Bereits 2021 gab es in aller Welt immer wieder überfüllte Krankenhausflure. In Ländern wie Brasilien oder Indonesien suchten Menschen verzweifelt nach Sauerstoffflaschen für ihre um Atem ringenden Angehörigen. Die riesigen Scheiterhaufen für die vielen Covid-Opfer in Indien waren ein Sinnbild für die enorme Opferzahl: Offiziell starben bereits mehr als 5,4 Millionen Menschen weltweit nach einer Corona-Infektion, aber laut WHO vielleicht auch zwei oder drei Mal so viele.

Weltweite Höchstwerte bei den Neuinfektionen

Experten wie der Epidemiologe Andrew Noymer von der University of California gehen davon aus, dass Covid-19 in absehbarer Zeit ähnlich alltäglich, aber auch beherrschbar sein wird wie die Grippe. Zu den Zukunftsszenarien der WHO zählt allerdings auch eine Corona-Pandemie, die wegen immer gefährlicherer Mutationen außer Kontrolle gerät. Auch wenn es so schlimm nicht kommen muss, antwortet WHO-Chef Tedros auf die Frage, wie gut wir für die Corona-Pandemie gerüstet sind, schlicht: "Immer noch nicht bereit."

Wie die Nachrichtenagentur AFP unter Berufung auf Behördenangaben berichtet, hat die weltweite Zahl der Corona-Neuinfektionen den höchsten Wochenwert seit Beginn der Pandemie erreicht. Auf der ganzen Welt wurden demnach vom 22. bis 28. Dezember durchschnittlich mehr als 935.000 Infektionen pro Tag nachgewiesen. Mit insgesamt 6.550.000 Fällen binnen sieben Tagen breitet sich das Coronavirus der AFP-Zählung zufolge derzeit mit einer beispiellosen Geschwindigkeit aus. Der bisherige Wochenrekord war zwischen dem 23. und 29. April verzeichnet worden. Damals wurden im Schnitt 817.000 Fälle pro Tag registriert.

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