Impfung gegen Krebs: Immunisierung gegen Geschlechtskrankheit HPV schützt sehr gut vor Gebärmutterhalskrebs

Syphilis, Tripper, Chlamydien – Geschlechtskrankheiten, die jeder kennt. Aber was ist mit humanen Papillomviren? Wer regelmäßig Sex hat, kann davon ausgehen, sich mindestens einmal, möglicherweise mehrmals, mit diesen zu infizieren. HPV gehört zu den häufigsten sexuell übertragbaren Krankheiten der Welt. Und ist gefährlich – die Geschlechtskrankheit kann nicht nur Genitalherpes verursachen, sondern auch Krebs. HPV ist nahezu für alle Fälle von Gebärmutterhalskrebs verantwortlich. Und: Auch durch Kondome kann eine Übertragung nicht sicher verhindert werden.

Seit einigen Jahren wird gegen HPV geimpft. Damit soll die Geschlechtskrankheit eingedämmt werden. Ein britisches Forscherteam hat in einer Beobachtungsstudie untersucht, ob es seit der Einführung der Impfung für Mädchen im Vereinigten Königreich im Jahr 2008 nachweislich Effekte gab. Und legte nun Daten vor. Daten, welche die Wohltätigkeitsorganisation Cancer Research UK, welche die Studie unterstützte, als "historisch" bezeichnete. Denn die Ergebnisse legen nahe, dass die Impfung die Zahl der Gebärmutterhalskrebsfälle um fast 90 Prozent gesenkt hat. Die Studie wurde in der Fachzeitschrift "The Lancet" veröffentlicht.

Die Diagnose


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HPV-Impfung mit „enormen Auswirkungen“

Demnach ist seit Einführung der Impfung die Zahl der Krebsvorstufen als auch die Zahl der Gebärmutterhalskrebsfälle drastisch zurückgegangen. So schätzt das Forscherteam aufgrund der Daten aus der Beobachtungsstudie, dass die Impfung die Zahl der Gebärmutterhalskrebsfälle im Vergleich zu der ungeimpften Vergleichsgruppe in der Altersgruppe 12 bis 13 Jahre um 87 Prozent gesenkt hat. Um 62 Prozent in der Altersgruppe 14 bis 16 Jahre und bei den 16- bis 18-Jährigen um 34 Prozent. Bei den Altersangaben handelt es sich um das Alter zum Zeitpunkt der Impfung. Inzwischen sind die Mädchen zu Frauen herangewachsen und zwischen 20 und 30 Jahren alt.

Das HPV-Programm habe in Großbritannien schätzungsweise 17.200 Krebsvorstufen und 450 Krebserkrankungen verhindert. "Die Auswirkungen waren enorm", so Prof. Peter Sasieni vom King's College London, der an der Studie beteiligt war, zu "BBC". Und das sei "nur die Spitze des Eisbergs". Denn im Schnitt dauert es laut RKI 10 bis 30 Jahre, bis sich nach einer HPV-Infektion, über die Bildung von Krebsvorstufen, Gebärmutterhalskrebs entwickelt. Da die HPV-Impfstoffe in Europa und zum Beispiel in den USA aber erst seit 2006 zugelassen sind, seien in dieser Altersgruppe erst jetzt die ersten Fälle von Gebärmutterhalskrebs zu erwarten.

Vor den Briten hatten bereits Wissenschaftler und Wissenschaftlerinnen aus Schweden im Jahr 2020 eine erste Studie vorgelegt, die ebenfalls belegte, dass die HPV-Impfung Gebärmutterhalskrebs verhindern kann. Die Studie an der mehr als 1,5 Millionen Mädchen und junge Frauen zwischen 10 und 30 Jahren teilnahmen, konnte zeigen, dass Frauen, die vor dem Alter von 17 Jahren gegen HPV geimpft wurden, ein um 88 Prozent geringeres Risiko für Gebärmutterhalskrebs hatten als ungeimpfte Frauen, schreibt das RKI. 

Geschlechtskrankheiten


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Je früher, desto besser

Da Gebärmutterhalskrebs fast ausschließlich durch humane Papillomviren verursacht wird, impfen inzwischen im Rahmen des Vorhabens der Weltgesundheitsorganisation (WHO), die Krankheit weitgehend auszumerzen, mehr als 100 Länder gegen HPV. Mehr als 270 Millionen Dosen wurden seit der Zulassung des Impfstoffs laut Robert Koch-Institut (RKI) bereits verimpft. Schwere Nebenwirkungen seien nicht aufgetreten. In Deutschland sind zwei Totimpfstoffe gegen HPV zugelassen.

Der Impfschutz kann nur erreicht werden, wenn es zuvor zu keiner fortbestehenden Infektion gekommen ist. Die Impfung sollte also idealerweise vor dem ersten Sex durchgeführt werden.  In Deutschland ist das empfohlene HPV-Impfalter für Mädchen und Jungen 9 bis 14 Jahre. Jungen soll die Impfung  unter anderem vor Penis- und Analkarzinom schützen.

Auch wenn bereits erste sexuelle Erfahrungen gemacht wurden, ist eine Impfung noch sinnvoll. Auch wenn es dann möglichweise schon zu einer fortbestehenden Infektion gekommen sein sollte, kann eine Impfung gegen andere HPV-Typen schützen. Die Impfung sollte dann so früh wie möglich nachgeholt werden. In Deutschland ist das bis zum Alter von 17 Jahren möglich.

Unabhängig von einer erfolgten HPV-Impfung sollten Frauen regelmäßig am Screening-Programm teilnehmen. Krebsfrüherkennungsuntersuchungen können Frauen ab 20 Jahren machen.

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Kondome sind keine Alternative

In Deutschland ist eine HPV-Infektion nicht meldepflichtig. Regelmäßige Daten zu Infektionen werden nicht erhoben. Allerdings gibt es Studien, die sich mit der Häufigkeit befasst haben. So sind laut RKI Genitalwarzen, die zu 90 Prozent durch HPV-Typen verursacht werden, sehr häufig. "Unter Frauen war die Inzidenz mit 627 pro 100.000 Personenjahre in der Altersgruppe der 20- bis 24-Jährigen am höchsten, bei den Männern in der Altersgruppe der 25- bis 29-Jährigen mit 457 pro 100.000 Personenjahre", schreibt das RKI. Mit Personenjahre sind Jahre definiert, die die Personen während der Studie unter Beobachtung standen. Eine weitere Studie kam zu dem Ergebnis, dass in Deutschland 35 Prozent der Frauen im Alter von 20-25 Jahren mit onkogenen – also potenziell Krebs-auslösenden – HPV-Typen infiziert sind.

Kondome sind keine echte Alternative zur HPV-Impfung. Humane Papillomviren werden im direkten Kontakt, also von Mensch zu Mensch, übertragen. Hauptübertragungswege sind Vaginal- und Analverkehr. Auch über Oralsex ist eine Übertragung möglich, in seltenen Fällen auch durch eine Schmierinfektion. Zudem ist auch eine Übertragung von der Mutter aufs Kind während der Geburt möglich.

Quelle: The Lancet,  RKI 1, RKI 2, BBC

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