Fast eine Million mehr Atemwegsinfekte! Welche Erreger jetzt auf dem Vormarsch sind
Fast acht Millionen Menschen in Deutschland haben derzeit einen Atemwegsinfekt – rund 800.000 mehr als in der Vorwoche. Corona und Rhinoviren kursieren derzeit am häufigsten, doch auch RSV und Grippe sind auf dem Vormarsch. Wie Sie sich vor den kursierenden Erregern schützen.
Die Zahl der an Atemwegsinfekten erkrankten Personen ist im Vergleich zur Vorwoche deutlich gestiegen. Das geht aus dem aktuellen Wochenbericht der Robert-Koch-Instituts (RKI) hervor, dessen Daten sich auf die Woche vom 4. bis 10. Dezember beziehen (KW 49).
Demnach hatten bundesweit
- 7,9 Millionen Menschen
eine Atemwegserkrankung.
Das sind 800.000 Erkrankte mehr als in der Vorwoche. Für die Erhebung der Daten machte es keinen Unterschied, ob die Personen wegen ihrer Krankheit zum Arzt gingen oder nicht.
Die Zahl der Atemwegsinfekte pro 100.000 Einwohner in einer Woche stieg somit
- von 8300 auf 9500.
Zahl der Atemwegsinfekte steigt deutlich
Vor einem Jahr um diese Zeit war die Rate noch höher – in mehreren der Vorjahre niedriger, was aber teils auch an damaligen Corona-Maßmaßnahmen liegen dürfte. Bei Atemwegserkrankungen kann sich die Entwicklung ohnehin von Saison zu Saison erheblich unterscheiden.
Bei den derzeit hohen Werten könnte Fachleuten zufolge immer noch ein kleiner Nachholeffekt eine Rolle spielen: Das bedeutet, dass sich gerade womöglich noch etwas mehr Menschen mit Erregern anstecken, mit denen sie in den Pandemie-Jahren nicht oder seltener als üblich in Kontakt kamen.
Fast jeder Vierte ist mit Corona infiziert
Die Zunahme an Atemwegserkrankungen ist zum einen auf die hohe Zahl an Corona-Infektionen zurückzuführen. So hatte sich
- fast jeder Vierte (24 Prozent) mit Covid-19 angesteckt.
Wenn man den derzeit relativ hohen Anteil von Sars-CoV-2 an allen Atemwegsinfektionen betrachte, so sei es kein Wunder, dass die gesamte Inzidenz über dem Niveau der Jahre vor der Pandemie liege, sagte der Dortmunder Immunologe Carsten Watzl der Deutschen Presse-Agentur. Immerhin gebe es jetzt einen Erreger mehr für Atemwegserkrankungen.
Außerdem infizieren sich viele Menschen mit Rhinoviren, also Erregern für klassische Erkältungskrankheiten. Sie wurden in der vergangenen Woche
- bei knapp jedem Fünften (19 Prozent) nachgewiesen.
RSV-Infektionen nehmen zu, Beginn der Grippe-Welle steht noch aus
Zum anderen hat nach Angaben des RKI die Welle der Infektionen mit dem Respiratorischen Synzytial Virus (RSV) vor zwei Wochen begonnen, die seitdem anhält. Momentan sind
- 13 Prozent aller Erkrankten mit diesem Virus infiziert.
Seit der vergangenen Woche nehmen weiterhin die Grippe-Erkrankungen zu, insbesondere unter Schulkindern und jungen Erwachsenen.
- Influenza-Infektionen machen sechs Prozent aller Atemwegsinfekte aus.
Die Meldezahl, also im Labor bestätigte Fälle von Influenza, ist mit rund 1400 für die Vorwoche bundesweit noch relativ niedrig. Sie hat sich aber im Wochenvergleich mehr als verdoppelt. Laut RKI steht der Beginn der Grippe-Welle aber noch bevor.
Immunologe: Hygienemaßnahmen in der Pandemie haben Immunsystem nicht geschadet
Des Weiteren trage auch die „höhere Aufmerksamkeit in der Bevölkerung“ zu der steigenden Inzidenz bei, sagte der Bremer Epidemiologe Hajo Zeeb der dpa. Diese äußere sich tendenziell auch in mehr Arztbesuchen wegen Atemwegserkrankungen, die sich auch in der Statistik beziehungsweise den Arbeitsunfähigkeitszahlen niederschlagen könnten.
Watzl widerspricht vehement Behauptungen, wonach die Hygienemaßnahmen in der Pandemie dem Immunsystem geschadet haben könnten. Dies stimme einfach nicht. „Ich muss mein Immunsystem nicht durch Infektionen trainieren, damit es überhaupt erst aktiv ist.“ Dass vermiedene Infektionen von damals nun nachgeholt werden, bedeute keine Schwächung des Immunsystems.
Schwere Corona-Verläufe sind nicht Geschichte
Trotz der Grundimmunität durch Impfungen und Infektionen in der Bevölkerung sind schwere Verläufe nicht völlig passé. Eine Corona-Infektion könne „noch ganz schön“ krank machen, sagte der Charité-Experte Leif Sander kürzlich im Rundfunk Berlin-Brandenburg (RBB). „Auch solche Ausprägungen, wie wir sie vor ein paar Jahren gesehen haben.“ Gründe könnten etwa eine länger zurückliegende Impfung oder keine gute Immunisierung sein.
Wie Sie sich und Ihre Mitmenschen vor den grassierenden Erkältungserregern schützen
Doch wie können wir verhindern, dass wir uns einen Atemwegsinfekt einfangen? Mit folgenden Maßnahmen können wir das Infektionsrisiko senken:
Mund-Nasen-Schutz tragen
- Ein Mund-Nasen-Schutz senkt laut Max-Planck-Gesellschaft das Risiko einer Corona-Infektion erheblich.
- Insbesondere FFP2-Masken können verhindern, dass Sie sich oder andere anstecken.
Impfen lassen
Gegen Erkältungskrankheiten können wir uns nicht impfen lassen – allerdings gegen Grippe. Die Ständige Impfkommission rät
- allen Personen ab 60 Jahren, Schwangeren ab dem zweiten Trimester,
- chronisch kranken Menschen
- Bewohnern von Alters- und Pflegeheimen und
- Arbeitenden in Institutionen mit viel Publikumsverkehr (zum Beispiel Krankenhäusern und Schulen)
zu einer Impfung.
Hände waschen
Erkältungsviren werden durch Tröpfchen übertragen, die stundenlang auf Kleidung oder Gegenständen überleben können – berühren wir die Tröpfchen und führen die Hand dann zu Mund, Nase oder Augen, können wir uns infizieren. Die Stiftung Gesundheitswissen rät daher:
- Waschen Sie mehrmals am Tag Ihre Hände, um die Zahl der Erreger zu minimieren. Dadurch senken Sie das Infektionsrisiko und verhindern eine Verbreitung der Viren.
- Eine Alternative zum Händewaschen ist das Benutzen von Händedesinfektionsmitteln.
Richtig husten
Husten Sie nicht in die Hände – dadurch können Viren weiter verbreitet werden – sondern in die Ellenbeuge oder ein Taschentuch.
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