COVID-19: Sieben verschiedene Krankheitsformen bei mildem Verlauf – Heilpraxis
Sieben unterschiedliche COVID-19-Verläufe
Weltweit haben sich bereits rund 47 Millionen Menschen mit dem neuartigen Coronavirus SARS-CoV-2 infiziert. Bei einem Teil der Infizierten kommt es zu schweren Erkrankungen. Doch viele haben gar keine oder nur leichte Symptome. Forschende berichten nun, dass sie sieben verschiedene „Erkrankungsformen“ bei mildem COVID-19-Verlauf identifizieren konnten.
Die Corona-Pandemie dauert zwar schon viele Monate an, doch ständig werden neue Erkenntnisse über das Coronavirus SARS-CoV-2 und die durch den neuartigen Erreger verursachte Erkrankung COVID-19 gewonnen. Forschende aus Österreich haben nun gezeigt, dass es bei einer Corona-Erkrankung mit mildem Verlauf verschiedene Krankheitsformen gibt.
Veränderungen im Immunsystem
Einer aktuellen Mitteilung zufolge konnte ein Team von Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern der Medizinischen Universität (MedUni) Wien unter der Leitung des Immunologen Winfried F. Pickl und des Allergologen Rudolf Valenta (beide vom Zentrum für Pathophysiologie, Infektiologie und Immunologie) in einer in dem Fachjournal „Allergy“ veröffentlichten Studie zeigen, dass es bei einer COVID-19-Erkrankung mit mildem Verlauf sieben “Erkrankungsformen“ gibt und dass die Erkrankung nach zehn Wochen deutliche Veränderungen im Immunsystem hinterlässt.
Verschiedene Symptome
Die Forschenden konnten in der Studie mit 109 Rekonvaleszentinnen und Rekonvaleszenten und 98 gesunden Personen in der Kontrollgruppe zeigen, dass verschiedene Symptome bei COVID-19 zusammenhängen und in Symptomgruppen vorkommen: Sie konnten die sieben Gruppen 1) „grippale Symptome“ (mit Fieber, Schüttelfrost, Müdigkeit und Husten), 2) „Schnupfensymptome“ (mit Schnupfen, Niesen, trockenem Hals und Verstopfung der Nase), 3) „Gelenk- und Muskelschmerzen“, 4) „Augen- und Schleimhautentzündungen, 5) „Lungenprobleme“ (mit Lungenentzündung und Kurzatmigkeit), 6) „Magen-Darm-Problemen“ (unter anderem mit Durchfall, Übelkeit und Kopfschmerzen) und 7) „Verlust des Geruchs- und Geschmackssinns und andere Symptome“, ermitteln.
„Bei letzterer Gruppe konnten wir zudem feststellen, dass vom Geruchs- und Geschmacksverlust vermehrt Personen mit einem ‚jungen Immunsystem‘, gemessen an Hand der Anzahl der kürzlich aus dem Thymus ausgewanderten Immunzellen (T Lymphozyten), betroffen sind. Das heißt, wir konnten ganz klar systemische (z.B. Gruppe 1 und 3) von organspezifischen Verlaufsformen (z.B. Gruppe 6 und 7) der primären COVID-19 Erkrankung abgrenzen“, erläutert Pickl.
Antikörper-produzierende Immunzellen im Blut
Zugleich hat das Team festgestellt, dass COVID-19 lange nachweisbare Veränderungen wie einen Fingerabdruck im Blut der Rekonvaleszentinnen und Rekonvaleszenten hinterlassen hat: So ist die Anzahl der Granulozyten, die im Immunsystem ansonsten für das Bekämpfen von bakteriellen Krankheitserregern zuständig sind, in der COVID-19-Gruppe signifikant niedriger als üblich.
„Dafür entwickelten die CD4- und CD8-Immunzellen ein Gedächtnis und CD8-T-Zellen bleiben stark aktiviert. Das zeigt, dass sich das Immunsystem auch viele Wochen nach der ersten Infektion immer noch mit der Krankheit intensiv auseinandersetzt. Gleichzeitig sind die regulatorischen Zellen stark vermindert – das ist ein gefährlicher Mix, der auch zu einer Autoimmunität führen könnte“, so Pickl.
Des Weiteren konnten auch vermehrt Antikörper-produzierende Immunzellen im Blut der Rekonvaleszentinnen und Rekonvaleszenten nachgewiesen werden – je stärker bei mildem Verlauf der Erkrankung das Fieber der Betroffenen war, desto höher waren daher auch die Antikörperspiegel gegen das Virus ausgeprägt. „Unsere Erkenntnisse tragen zu einem besseren Verständnis der Erkrankung bei und helfen uns bei der Entwicklung von möglichen Impfstoffen, da wir nun auf vielversprechende Biomarker zurückgreifen und ein noch besseres Monitoring durchführen können“, betonen die Forschenden.
„Die Studie zeige vor allem, dass das menschliche Immunsystem bei der Abwehr einer Erkrankung mit gemeinsamer Hilfe der Immunzellen und Antikörper „dopple“ – wie in der Verteidigung einer modernen Fußballmannschaft – und dass sich die Zellen auch bestimmte „Spielzüge“ des Virus merken (Anm.: „Gedächtnis“) und darauf reagieren können. Nun gehe es darum, diese Erkenntnisse umzusetzen und für die Entwicklung von Impfstoffen auszunutzen.“ (ad)
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