COVID-19: Leicht erhöhtes Körpergewicht ein Risikofaktor für schwere Verläufe – Heilpraxis
Leichtes Übergewicht als Risikofaktor für schweres COVID-19?
Adipositas, also starkes Übergewicht, wurde bereits zu Beginn der Corona-Pandemie als Risikofaktor für schwere COVID-19-Verläufe erkannt. Die bislang größte Studie, die den Einfluss des Körpergewichts auf den Verlauf von COVID-19 untersuchte, legt nun nahe, dass bereits leicht erhöhtes Körpergewicht das Risiko für schwere Krankheitsverläufe erhöht – vor allem im mittleren Alter.
Forschende des Nuffield Department of Primary Care Health Sciences der Oxford University (Großbritannien) analysierten den Zusammenhang zwischen dem Body-Mass-Index (BMI) und dem Risiko für schweres COVID-19. Dabei zeigte sich, dass bereits ein BMI ab 23 ein Risikofaktor zu sein scheint. Je jünger die Betroffenen waren, desto deutlicher viel leichtes Übergewicht als Risikofaktor für schwere Verläufe auf. Die Forschungsergebnisse wurden in dem renommierten Fachjournal „The Lancet – Diabetes & Endocrinology“ veröffentlicht.
Größte COVID-19-Studie dieser Art
Die Ergebnisse der Forschung basieren auf Daten von mehr als 6,9 Millionen Menschen aus England, darunter 20.000 Betroffene, die aufgrund von COVID-19 in ein Krankenhaus eingewiesen wurden oder im Zusammenhang mit COVID-19 verstarben. Die Arbeitsgruppe fand deutliche Hinweise darauf, dass bereits ein als gesund geltender BMI von 23 mit einem erhöhten Risiko für eine Krankenhauseinweisung verbunden ist.
COVID-19-Risiko steigt ab einem BMI von 23
Mit jedem Anstieg des BMI erhöhte sich das Risiko weiter. Pro weiterem Punkt über 23 auf der BMI-Skala stieg das Risiko für eine Krankenhauseinweisung der Studie zufolge um bis zu neun Prozent, verglichen mit Personen, die ein BMI zwischen 19 und 22 hatten. Bei denjenigen, die mit COVID-19 in ein Krankenhaus eingewiesen wurden, stieg das Risiko auf eine Intensivstation verlegt zu werden, pro BMI-Punkt über 23 um zehn Prozent. Auch Menschen mit einem BMI unter 18,5 hatten eine schlechtere Prognose im Zusammenhang mit COVID-19.
BMI als Risikofaktor bei jungen Betroffenen deutlicher
Der Effekt von leichtem Übergewicht auf das Risiko für schweres COVID-19 war bei jungen Menschen im Alter von 20 bis 39 Jahren am größten und nahm nach dem 60. Lebensjahr wieder ab. Der geringste Einfluss eines steigenden BMI wurde bei Menschen über 80 Jahren beobachtet.
COVID-19-Risiko für junge Menschen gering
Da junge Menschen allerdings das geringste Gesamtrisiko für schwere Verläufe haben, konnte der Einfluss des BMI am deutlichsten bei Menschen im mittleren Alter von 40 bis 59 Jahren beobachtet werden. Von den 2.384.223 Teilnehmenden in der Altersgruppe von 20 bis 39 Jahren wurden nur 922 Betroffene (0,04 Prozent) aufgrund von COVID-19 hospitalisiert. 127 kamen in eine Notaufnahme und 32 starben (unter 0,01 Prozent).
In der Altersgruppe von 40 bis 59 Jahren wurden von den 2.444.011 Teilnehmenden indes 2.845 Personen mit COVID-19 in ein Krankenhaus eingeliefert (0,1 Prozent). 582 kamen auf eine Notaufnahme (0,02 Prozent) und 378 starben in Verbindung mit COVID-19 (0,02 Prozent).
Risiken durch BMI bei Menschen unter 50 Jahren am größten
„Unsere Studie zeigt, dass selbst ein sehr geringes Übergewicht mit einem höheren Risiko für schwere COVID-19-Komplikationen verbunden ist, und die Risiken steigen mit zunehmendem BMI stark an“, fasst Studienhauptautorin Dr. Carmen Piernas zusammen. Entscheidend sei auch der Hinweis, dass die mit Übergewicht verbundenen Risiken in Bezug auf COVID-19 bei Menschen unter 50 Jahren am größten sind. Dr. Piernas schlägt vor, Menschen unter 50 Jahren mit Übergewicht bei der Impf-Priorisierung zu berücksichtigen.
Kann Abnehmen das COVID-19-Risiko senken?
„Wir wissen noch nicht, ob eine Gewichtsabnahme spezifisch das Risiko für schweres COVID-19 reduziert, aber es ist sehr plausibel und bringt sicherlich andere gesundheitliche Vorteile mit sich“, betont Studienleiter Professor Paul Aveyard. Übergewicht stehe zudem in Verbindung mit einem erhöhten Risiko für Typ-2-Diabetes und einigen Krebsarten.
Erstmals COVID-19-Folgen über die gesamte BMI-Bandbreite untersucht
Die aktuelle Studie sei die erste, die die Folgen von Übergewicht auf COVID-19 über die gesamte Bandbreite des BMI untersucht. Sie basiert auf anonymisierten Gesundheitsdaten aus elektronischen Patientenakten von knapp sieben Millionen Teilnehmenden aus England. Der Untersuchungszeitraum umfasst die Zeitspanne vom 24. Januar bis zum 30. April 2020.
Im Studienzeitraum wurden insgesamt 13.503 Betroffene wegen COVID-19 in ein Krankenhaus eingeliefert. 1.602 dieser Personen benötigten eine Behandlung auf der Intensivstation. 72,1 Prozent der Krankenhauspatienten mit COVID-19 waren über 60 Jahre alt. Von allen Teilnehmenden starben im Untersuchungszeitraum 5.479 Menschen in Zusammenhang mit COVID-19. (vb)
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