Bifonazol
Pilzinfektionen zählen zu den häufigsten Infektionskrankheiten. Insbesondere Arzneimittel zur Behandlung von Fußpilz und Nagelpilz werden häufig in der Apotheke verlangt. Laut der „Foot-Check-Studie“1 leiden etwa 12,4 Prozent der Deutschen unter Nagelpilz. Auch wenn die genaue Zahl an Patient:innen mit Fußpilz nicht bekannt ist, schätzt man die Prävalenz auf 25–30 Prozent. Zur Therapie solcher Mykosen stehen verschiedene Antimykotika zur Auswahl, unter anderem das Azol-Antimykotikum Bifonazol.
Name: Bifonazol
Formel: C22H18N2
IUPAC-Name: 1-[phenyl-(4-phenylphenyl)methyl]imidazole
Bei Bifonazol handelt es sich um ein Breitspektrum-Antimykotikum zur topischen Anwendung. Es wird der Wirkstoffgruppe der Azol-Antimykotika zugeordnet. Genauer betrachtet gehört es zur Gruppe der Imidazol-Derivate. Im Gegensatz zur neueren Gruppe der Azol-Antimykotika, den Triazolen, werden die Imidazol-Derivate nur noch lokal angewendet.
Wie der Name Breitspektrum-Antimykotikum bereits verrät, wirkt Bifonazol gegen viele verschiedene Pilze, dazu zählen Dermatophyten, Hefen, Schimmelpilze sowie weitere Pilze. Eingesetzt wird Bifonazol dabei insbesondere bei Fußpilz, Nagelpilz und weiteren Mykosen der Haut.
Bifonazol ist für diese Indikationen in verschiedenen Darreichungsformen erhältlich, dazu zählen Cremes, Salben (in Kombination mit Harnstoff), Gele, Sprays und Lösungen.
Wirkmechanismus
Bifonazol greift als Azol-Antimykotikum in die Ergosterolbiosynthese ein. Das Ergosterol ist ein wichtiger Baustein der Zellmembranen von Pilzen – vergleichbar mit dem Cholesterol beim Menschen. Bifonazol hemmt dabei gleich zwei Enzyme, die in der Ergosterolbiosynthese beteiligt sind. Dieser doppelte Wirkansatz unterscheidet Bifonazol von anderen Azolderivaten und anderen Antimykotika. Gehemmt wird dabei die HMG-CoA-Reduktase sowie die Lanosterol-Demethylase. Dieses Enzym ist für die Umwandlung von Lanosterol über weitere Zwischenstufen zu dem Zellmembranbaustein Ergosterol verantwortlich. Aus der Hemmung resultiert ein Mangel an Ergosterol, was zum einen die Membranfunktion der Pilzzelle stört und zum anderen den Stoffwechsel der Pilzzelle beeinflusst. Infolgedessen können die Pilze nicht mehr wachsen und sich nicht mehr vermehren. Bifonazol weist somit einen fungistatischen Effekt auf. Auf Dermatophyten wirkt Bifoanzol fungizid.
Ebenso hervorzuheben ist die günstige Resistenzlage von Bifonazol, denn primär resistente Varianten sind selten.
Pharmakokinetik
Bei Bifonazol handelt es sich um ein Racemat. Als Arzneistoff werden beide Enantiomere im Verhältnis 1:1 eingesetzt.
Bifonazol dringt gut in die infizierten Hautschichten ein. Nach sechs Stunden werden Konzentrationen erreicht, die für die antimykotische Wirkung gegen den Großteil der Pilze ausreichen. Bifonazol verweilt dabei sehr lange in ausreichend hoher Konzentration in der Haut, sodass eine fungizide Wirkung auch durch einmalige Applikation erreicht wird.
Demgegenüber ist hervorzuheben, dass Bifonazol über die intakte menschliche Haut nur schlecht resorbiert wird. Dadurch sind systemische Wirkungen bei der topischen Applikation von Bifonazol nicht zu erwarten.
Nebenwirkungen
Da die systemische Anwendung von Bifonazol aufgrund der Nebenwirkungen nicht mehr stattfindet, sind im Folgenden lediglich die möglichen Nebenwirkungen aufgezählt, die bei der lokalen Anwendung von Bifonazol auftreten können. Dazu zählen Schmerzen am Ort der Applikation sowie z. B. Hautirritationen, trockene Haut, Rötung, Brennen, Juckreiz und Ausschlag. Es handelt sich hierbei jedoch um reversible Nebenwirkungen, die nach Beendigung der Behandlung abklingen.
Wechselwirkungen
Die Datenlage zu Wechselwirkungen bei der topischen Anwendung von Bifonazol ist gering. Nicht gänzlich ausgeschlossen werden kann eine mögliche Wechselwirkung bei gleichzeitiger Anwendung von Bifonazol mit Warfarin. Hierbei wurde ein Anstieg des INR-Werts (International Normalized Ratio) beobachtet. Es empfiehlt sich daher, bei entsprechenden Patient:innen während der Anwendung von Bifonazol regelmäßig den INR-Wert zu kontrollieren.
Kontraindikationen
Generell ist die Anwendung von Bifonazol bei Überempfindlichkeit gegen diesen Wirkstoff kontraindiziert.
Dosierung
Wie schon erwähnt, ist Bifonazol in verschiedenen Darreichungsformen erhältlich. Zur Auswahl stehen Cremes, Salben (in Kombination mit Harnstoff), Gele, Sprays und Lösungen.
Die Creme, das Gel, die Lösung und das Spray werden einmal täglich appliziert. Die Anwendung empfiehlt sich abends vor dem Schlafen. Die jeweilige Darreichungsform wird dünn auf die entsprechende Stelle aufgetragen und eingerieben. Die Menge richtet sich nach der Größe der betroffenen Fläche. Als Richtwert dient dabei die Angabe, auf eine etwa handtellergroße Fläche einen ca. ½-1 cm langen Strang Creme oder Gel bzw. ca. drei Tropfen der Lösung aufzutragen. Beim Spray genügen ein bis zwei Sprühstöße.
Dem Patienten oder der Patientin sollte angeraten werden, vor jeder Anwendung die erkrankten Hautstellen zu waschen, um lockere Hautschuppen und Rückstände der letzten Behandlung zu entfernen. Wichtig ist es, im Anschluss die Stellen gründlich zu trocknen.
Die Dauer der Anwendung richtet sich nach der Art der Mykose und beträgt ca. zwei bis vier Wochen. Generell muss die Anwendung unbedingt über die Dauer der akuten entzündlichen Symptome oder subjektiven Beschwerden andauern, um die vollständige Eradikation des Pilzes zu erzielen. Die Therapie sollte daher mindestens noch zwei Wochen nach dem Abklingen der Beschwerden fortgeführt werden und der Erfolg der Therapie durch das Anlegen einer Pilzkultur nachgewiesen werden. Zwischen der letzten Applikation von Bifonazol und dem Anlegen einer Pilzkultur sollte ein therapiefreies Intervall von mindestens drei bis vier Tagen liegen, um nicht ein falsch negatives Ergebnis zu erlangen.
Bifonazol in Kombination mit Harnstoff wird als „Nagelset“ zur Behandlung von Nagelmykosen vermarktet. Die enthaltene Salbe wird einmal täglich aufgetragen und der betroffene Nagel mit einem Pflaster abgedeckt. Nach 24 Stunden wird das Pflaster gelöst, der Nagel ca. 10 Minuten in warmem Wasser gebadet und anschließend die erkrankte Nagelsubstanz mit dem Spatel entfernt. Nach dem Abtrocknen kann erneut die Salbe aufgetragen und mit einem Pflaster abgedeckt werden. Sobald der betroffene Nagelteil nach 1-2 Wochen entfernt und diese erste Phase der Behandlung abgeschlossen ist, erfolgt die zweite Phase der Weiterbehandlung mit einer Bifonazol-haltigen Creme für 4 Wochen.
Schwangerschaft und Stillzeit
Die Datenlage zur Anwendung von Bifonazol in Schwangerschaft und Stillzeit ist unzureichend. Tierexperimentelle Studien haben bei systemischer Bifonazolgabe auf eine Reproduktionstoxizität hingewiesen. Bei topischer Anwendung ist zwar ein solches Risiko nicht zu erwarten, dennoch sollte auf die Anwendung in der Schwangerschaft, insbesondere im 1. Trimenon, verzichtet werden. Lediglich nach sorgfältiger Nutzen-Risiko-Abschätzung durch den Arzt oder die Ärztin kann eine solche Therapie erfolgen.
Es ist ebenfalls nicht bekannt, ob Bifonazol in die Muttermilch übergeht. Tierexperimentelle Studien deuten jedoch darauf hin, daher sollte sicherheitshalber bei Behandlung mit Bifonazol das Stillen unterbrochen werden.
DAZ.online-Serie
Wirkstofflexikon
Quellen
1 https://www.aerzteblatt.de/archiv/23712/Onychomykose-Aktuelle-Daten-zu-Epidemiologie-Erregerspektrum-Risikofaktoren-sowie-Beeinflussung-der-Lebensqualitaet
Fachinformation – Bifonazol
Geisslinger G, Menzel S, Gudermann T, Hinz B, Ruth P. Mutschler Arzneimittelwirkungen. Pharmakologie – Klinische Pharmakologie – Toxikologie. 11. Auflage 2020, Wissenschaftliche Verlagsgesellschaft Stuttgart
https://www.canesten.de/
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