Berlin/Brandenburg: Großhandelsmitarbeiter streiken

Apotheker in Berlin und Brandenburg müssen sich am heutigenDienstag auf verspätete Großhandelslieferungen einstellen. Denn: Rund 200Beschäftigte von Pharmahändlern in Berlin und Brandenburg und der Metro inBerlin-Friedrichshain sind aufgerufen, in den Warnstreik zu treten. ImPharmabereich sind die Unternehmen Phoenix, Alliance Healthcare, Sanacorp und Nowedabetroffen. Als einzige Großhändler sollen die Gehe und Kehr derzeit lieferfähig sein,teilte die Gewerkschaft Verdi mit.

Laut einer Mitteilung der Gewerkschaft Verdi Handel Berlin/Brandenburgreagieren die Beschäftigten auf das aktuelle Angebot der Tarifverhandlungen imallgemeinen Großhandel und im genossenschaftlichen Großhandel. „Die Arbeitgeber kamen den Gewerkschaftsforderungenbisher nicht ausreichend entgegen, sondern boten lediglich Erhöhungen, dieeinen Reallohnverlust bedeuten würden. Die Angebote sind demnach nichtannehmbar“, heißt es in der Mitteilung.

Die Verdi-Mitglieder fordern in den beiden Tarifgebieten 6,5beziehungsweise 7 Prozent mehr Lohn sowie 100 Euro beziehungsweise 150 Euro mehrAusbildungsvergütung, jeweils für eine Laufzeit von zwölf Monaten. Außerdemfordern sie strukturelle Verbesserungen in der Vergütungsstruktur sowie eineVorteilsleistung für Verdi-Mitglieder im Wert von 250 Euro. Von denArbeitgebern erwartet Verdi die Bereitschaft, für den auszuhandelnden Tarifvertraggemeinsam mit der Gewerkschaft die Allgemeinverbindlichkeit beimArbeitsministerium zu beantragen, um den Wettbewerb um die billigsten Löhne inder Branche zu bekämpfen.

Verdi: Die Mitarbeiter brauchen mehr Geld

„Die Beschäftigten brauchen mehr Geld, um die steigendenLebenshaltungskosten bezahlen zu können und der Gefahr der Altersarmutentgegenzuwirken“, sagte Verdi-Verhandlungsführerin Erika Ritter. Zudem seiendie Gewinne der Branche beachtlich. „An dieser Entwicklung müssen dieBeschäftigten angemessen beteiligt werden, denn sie haben diese Gewinneerwirtschaftet.“

Nach Angaben der Gewerkschaft sind fast alle Großhandelsniederlassungenin Berlin und Brandenburg der oben genannten Unternehmen betroffen. EinzigeAusnahmen: die Gehe und Kehr. Laut einer Verdi-Sprecherin sei es der Gewerkschaft nochnicht gelungen, die Gehe-Mitarbeiter mit ins Boot zu holen. Nach Angaben einiger Berliner Apotheker soll aber zumindest die Phoenix am Vormittag noch ausgeliefert haben. Trotzdem: Alle etwa 800Apotheken in der Hauptstadt und rund 580 Apotheken in Brandenburg dürften dieAuswirkungen des Protestes am heutigen Dienstag also zu spüren bekommen. Die zentraleStreikkundgebung ist gegen 12 Uhr gegenüber vom Verdi-Haus in Berlin geplant.

Großhandel: immer wieder Stress mit den Gewerkschaften

Es ist nicht das erste Mal, dass die Gewerkschaft Verdi denPharmagroßhandel bestreikt. Verdi hatte sich 2016 über die angeblicheSchließung von sieben Servicecentern von Alliance Healthcare und damit verbundeneJobverluste beschwert. Auch die Arbeitsbedingungen bei der ehemaligen Anzagwaren ein Thema. 2017 gab es dann einen weiteren Konflikt in Rheinland-Pfalz,als Mitarbeiter einen ganzen Tag lang ein Alliance-Werk in Ludwigshafenbestreikten. Auch in Nordrhein-Westfalen und Sachsen-Anhalt hat es in denvergangenen Jahren bereits Streiks im Pharmagroßhandel gegeben.

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