Abnehmen: Bestimmte Darmbakterien verhindern den Diät-Erfolg
Studie entdeckt Veränderungen der Darmbakterien bei Fettleibigen
Immer und immer wieder versuchen Abnehmwillige eine Diät. Doch nach der Phase des Verzichts stellt sich der gefürchtete JoJo-Effekt ein. Einerseits, weil viele wieder zu ihren alten Essgewohnheiten zurückkehren, anderseits, weil Bakterien im Darm einen langfristigen Effekt verhindern. Zu diesem Ergebnis kommt eine israelische Studie.
Die Wissenschaftler vom Weizmann Institute in Israel stellten bei ihrer aktuellen Untersuchung fest, dass bestimmte Darmbakterien mit einer häufigen Gewichtszunahme nach Diäten in Verbindung gebracht werden können. Die Mediziner veröffentlichten die Ergebnisse ihrer Studie in der Fachzeitschrift „Nature“.
Erinnern sich Darmbakterien an unser vorheriges Gewicht?
Gehören Sie zu den Menschen, die nach Diäten immer wieder schnell Gewicht zulegen? Wenn ja, könnte dies mit den Bakterien in Ihrem Darm zusammenhängen. „Diese scheinen eine Art Erinnerung an das vergangene Gewicht zu behalten“, mutmaßen die Experten.
Jo-Jo Effekt wird durch langfristige Veränderungen der Darmbakterien ausgelöst
Die aktuelle Untersuchung wurde an Mäusen durchgeführt. „Die Ergebnisse deuten darauf hin, dass der sogenannte Jo-Jo Effekt nicht nur eine Foge der wiederkehrenden ungesunden Essgewohnheiten ist“, schreiben die Wissenschaftler. Dieser Effekt scheine vielmehr im Zusammenhang mit langfristigen Veränderungen der Darmbakterien zu stehen, welche normalerweise durch Übergewicht verursacht werden.
Veränderungen im Darm halten extrem lange an
Die durch Adipositas verursachten Veränderungen der Darm-Mikrobiome halten etwa fünf Mal so lange an wie die tatsächliche Zeit der Diät. Dies veranlasste die Mäuse, nach Ende der „Diät“ wieder schnell an Gewicht zuzunehmen, sagen die Wissenschaftler. Wenn die Ergebnisse auf Menschen übertragen werden können, würde dies zu mehr Evidenz-basierten Methoden für die Gewichtsabnahme führen, mutmaßen die Experten. Der festgestellte Effekt könnte erklären, warum einige Menschen solche Probleme haben, ihr Gewicht nach einer Diät zu kontrollieren, erklärt der Autor Eran Elinav vom Weizmann Institute.
Studie an Mäusen untersuchte Auswirkung der Nahrungsumstellung
In der Studie wurden fettleibige Mäuse von einer fettreichen Ernährung auf eine ausgewogene Ernährung umgestellt. Diese Tiere waren durch die Ernährungsumstellung hinsichtlich ihres Gewichts und einer Reihe metabolischer Faktoren (wie beispielsweise dem Blutzuckerspiegel) nicht mehr von einer Kontrollgruppe von Mäusen zu unterscheiden, sagen die Mediziner.
Fettleibige Mäuse behalten die Unterschiede ihrer Darmbakterien bei
Die Forscher stellten fest, dass früher fettleibige Mäuse Unterschiede in ihren Darmbakterien beibehalten, welche die Gewichtszunahme der Tiere durch den Konsum von fettreichem Essen erhöhen. Wenn in die Eingeweide der Kontrollmäuse Bakterien aus der fettleibigen Gruppe eingefügt wurden, nahmen auch diese schneller an Gewicht zu.
Festgestellter Effekt könnte eine Art psychologischer Puffer sein
Der festgestellte Effekt könnte als eine Art Puffer gegen den auftretenden Gewichtsverlust in Zeiten der Nahrungsmittelknappheit fungieren, erläutern die Forscher. Allerdings könne im Falle von Fettleibigkeit dieser Mechanismus zu einer schnelleren Gewichtszunahme führen.
Veränderungen der Darmbakterien könnten bei Menschen Jahre andauern
Bei den Mäusen veränderte sich das Mikrobiom nur langsam. Die Bakterien benötigten einen Zeitraum von sechs Monaten, um wieder ein normales Mikrobiom wie in der Kontrollgruppe einzurichten. Diese Zeitspanne beträgt etwa ein Viertel der Lebensdauer einer Maus in Gefangenschaft, erläutern die Wissenschaftler. Die Mediziner prognostizierten, dass eine vergleichbare Zeitspanne bei Menschen zwischen Monaten und Jahren liegen könnte. Dies kann für Betroffene ein wirklich ernüchternder Gedanke sein, sagt Autor Elinav.
Benötigt eine erfolgreiche Veränderung des Mirkobioms Antibiotika?
Wenn das menschliche Mikrobiom ähnlichen Veränderungen unterliegt wie das von Mäusen, könnte der Zielgruppe geholfen werden. Sobald die Veränderungen des Mikrobioms rückgängig gemacht werden, könnte das helfen, das erreichte gesunde Körpergewicht nach einer Diät zu halten, sagen die Experten. Der Verzehr einiger probiotischer Joghurts sei dafür allerdings nicht ausreichend. Die Zusammensetzung der Darmbakterien sei nur schwer zu verändern. Die Behandlung würde gegebenenfalls Antibiotika zur Beseitigung der bestehenden Bakterien-Population benötigen, erläutern die Wissenschaftler.
Darmbakterien von Betroffenen scheinen mehr Energie in Fett zu konvertieren
Die Rate der Gewichtszunahme kann aufgrund der Zusammensetzung der Mikrobiome von Mäusen vorhergesagt werden, sagen die Autoren. Die Daten weisen darauf hin, dass eine Veränderung im Stoffwechsel die Darmbakterien dazu veranlasst, dass die vorhandenen Bakterien mehr Energie in Fett konvertieren, erläutern die Autoren.
Menschen mit langfristiger Fettleibigkeit nehmen zu 80 Prozent nach einer Diät wieder zu
Auch andere Untersuchungen deuteten bereits darauf hin, dass Menschen mit langfristiger Fettleibigkeit, die durch eine Diät an Gewicht verlieren, dieses Gewicht in 80 Prozent der Fälle innerhalb von zwölf Monaten wieder zunehmen. (as)
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