Polens Apothekenketten warnen vor sinkender Apothekenzahl
In Polen zeigt die im Juni 2017 in Kraft getretene Re-Regulierung des Apothekenmarktes unter dem Motto „Apotheken den Apothekern“ (AptekaDlaAptekarz) Wirkung: Die Apothekenzahl sinkt. Dies offenbart eine Analyse des Verbandes PharmaNET, der die Kettenapothekenbetreiber repräsentiert. Die Ketten weisen darauf hin, dass viele Gemeinden inzwischen keine Apotheke mehr haben. Die Apothekerkammer hält dagegen, dass sich die Kettenbetreiber ohnehin nie für Landapotheken interessiert hätten.
Mit einer Änderung des Arzneimittelgesetzes läutete die polnische Regierung Ende Juni 2017 das Ende des Fremd- und Mehrbesitzes von Apotheken ein. Die Zahl der Filialen neben einer Hauptapotheke wurde auf drei beschränkt. Außerdem wurde eine Bedarfsplanung mit demografischen und geografischen Kriterien eingeführt (mindestens 3000 Einwohner in der zu versorgenden Gemeinde und mindestens 500 Meter Luftlinie bis zur nächstgelegenen bestehenden Apotheke). Der Bestandsmarkt bleibt zunächst unangetastet, aber im Falle von Teilungen, Zusammenschlüssen oder Umwandlungen von Gesellschaften dürfen Betriebserlaubnisse nicht mehr automatisch weitergegeben werden.
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1100 Apotheken verschwunden
Laut der Analyse des Apothekenketten-nahen Verbandes PharmaNET sind seit dem Inkrafttreten des Gesetzes mehr als 1.100 Apotheken von der Landkarte Polens verschwunden. Nach IQVIA-Daten soll die Zahl der Apotheken seit Oktober 2017 stetig gesunken sein, und zwar von etwa 14.900 auf 13.777 (Ende Dezember 2019). Die Liquidation von Apotheken soll die ländlichen Gebiete am stärksten betroffen haben, in denen der Zugang zu pharmazeutischen Dienstleistungen im Allgemeinen schwierig sei. In 86 Dörfern und Kleinstädten sei die einzige Apotheke geschlossen worden und keine neu eröffnet worden. Nun müssten ihre Bewohner zusätzliche Kilometer zurücklegen, um die Medikamente zu kaufen, die sie benötigten.
„Den polnischen Apothekenmarkt auf den Kopf gestellt“
Aus der Sicht des Verbandes hat die Reform keines ihrer Ziele erreicht, weder eine Zunahme der Apotheken auf dem Land noch die Eindämmung der illegalen Ausfuhr von Arzneimitteln aus Polen. Hier seien neben organisierten kriminellen Gruppen vor allem einzelne Apotheken involviert gewesen und nicht die Apothekenketten, die man dafür habe verantwortlich machen wollen. Das Argument einer Monopolisierung des Apothekenmarktes durch Ketten oder große internationale Konzerne habe sich ebenso als unbegründet erwiesen. Der Verband spricht von derzeit (Stand November 2019) 375 Unternehmen, und zwar vorwiegend kleinen und mittleren polnischen Familienunternehmen. 90 Prozent der Apotheken sollen in einheimischem Besitz sein. Die Novelle des Arzneimittelgesetzes habe den polnischen Apothekenmarkt auf den Kopf gestellt hat, resümiert der Kettenbetreiber-Verband. Aus einem typischen offenen europäischen System sei eines der schärfsten geschlossenen Systeme in Europa geworden.
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