Picato ist nicht mehr verkehrsfähig
Der Ausschuss für Risikobewertung im Bereich der Pharmakovigilanz (PRAC) prüft derzeit Daten zu Hautkrebs bei Patienten, die Ingenolmebutat-Gel anwenden. Es besteht der Verdacht auf ein erhöhtes Hautkrebsrisiko im behandelten Bereich. Die Europäische Kommission hat am heutigen Montag nun das vorläufige Ruhen der Zulassung von Picato beschieden. Wie geht es jetzt weiter?
Bereits im September 2019 meldete die Firma LEO Pharma in Abstimmung mit der Europäischen Arzneimittel-Agentur (EMA) und dem Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM), dass bei Patienten, die mit Ingenolmebutat (Picato®) behandelt wurden, Fälle von Plattenepithelkarzinomen gemeldet wurden, und dass darüber hinaus einige klinische Studien eine erhöhte Inzidenz von Hautkrebs gezeigt hätten. Angehörige der Gesundheitsberufe sollten Patienten darauf hinweisen, dass sie auf das Auftreten von neu entstandenen Hautveränderungen achten und solche Veränderungen unverzüglich ärztlich abklären lassen sollen, hieß es damals. Die Europäische Arzneimittel-Agentur EMA sollte die Wahrscheinlichkeit des Auftretens von Hautkrebs sowie die sich daraus ergebenden Konsequenzen für das Nutzen-Risiko-Verhältnis von Picato® weiter prüfen.
Was ist Picato?
Picato® ist seit November 2012 in der EU zugelassen. Das Präparat enthält den Wirkstoff Ingenolmebutat und kommt bei Aktinischen Keratosen zum Einsatz. Diese werden laut BfArM durch zu viel Sonnenlicht verursacht und können zu invasivem Hautkrebs führen.
Es handelt sich bei dem Arzneimittel um ein Gel, das auf die von aktinischen Keratosen betroffenen Hautpartien aufgetragen wird. Es wird verwendet, wenn die von aktinischen Keratosen betroffene Oberhaut nicht übermäßig verhornt oder verdickt und erhaben ist.
Der Wirkungsmechanismus von Ingenolmebutat ist allerdings noch nicht vollständig beschrieben. In-vivo- und In-vitro-Modelle haben laut Fachinformation einen dualen Wirkmechanismus aufgezeigt:
- Direkte lokale Zytotoxizität und
- Förderung einer Entzündungsreaktion, die durch eine örtlich begrenzte Produktion von proinflammatorischen Zytokinen und Chemokinen und durch Infiltration von immunkompetenten Zellen charakterisiert ist.
Das hat die EMA getan und empfiehlt den Patienten nun seit vergangenem Freitag, die Anwendung von Picato® (Ingenolmebutat) einzustellen. „Aufgrund der Bedenken über einen möglichen Zusammenhang zwischen der Anwendung von Picato® und der Entwicklung von Hautkrebs hat der PRAC empfohlen, die Zulassungen der Arzneimittel vorsorglich ruhen zu lassen, und festgestellt, dass alternative Behandlungsmethoden zur Verfügung stehen“, erklärt das BfArM dazu aktuell auf seinem Internetauftritt. Damit hat der Ausschuss für Risikobewertung im Bereich der Pharmakovigilanz (PRAC) der EMA seine Überprüfung aber noch nicht abgeschlossen. Wenn diese abgeschlossen ist, werde die EMA den Patienten und den Angehörigen der Heilberufe aktualisierte Leitlinien zur Verfügung stellen, schreibt das BfArM.
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