Warum Herzinfarkte bei Frauen so tückisch sind
Herzinfarkte gelten für viele als typische Männerkrankheit. Stimmt nicht, sagen Experten. Denn sowohl bei Männern als auch bei Frauen gelten Herz-Kreislauf-Krankheiten als Todesursache Nummer eins in Deutschland. Frauen erkranken zwar seltener und später an einen Herzinfarkt – sie sterben aber fast doppelt so häufig daran wie Männer.
Der Grund: Gerade bei Frauen macht sich ein Herzinfarkt oft mit sogenannten unspezifischen Symptomen bemerkbar, zum Beispiel mit Kurzatmigkeit, Übelkeit und Schmerzen im Oberbauch. Werden die Beschwerden falsch gedeutet und der Infarkt zu spät erkannt, kann das tödliche Folgen haben.
Was ist ein Herzinfarkt?
Ein Herzinfarkt entsteht, wenn ein großes Herzkranzgefäß plötzlich verschlossen ist. Normalerweise versorgen diese Gefäße das Herz mit Sauerstoff und Nährstoffen. Durch den Gefäßverschluss werden Teile des Herzmuskels jedoch nicht mehr ausreichend durchblutet und sterben ab. Im schlimmsten Fall kann dies die Pumpkraft des Herzens so stark mindern, dass einzelne Organe nicht mehr ausreichend mit Blut versorgt werden.
Der Grund dafür, dass eines der Herzkranzgefäße plötzlich verstopft, ist in der Regel ein Blutgerinnsel, das sich aus verkalkten Ablagerungen an den Gefäßwänden gebildet hat. Diese Ablagerungen entstehen unter anderem durch
- einen hohen Cholesterinspiegel,
- Bluthochdruck,
- Rauchen,
- Diabetes mellitus
- sowie Übergewicht.
Welche Symptome deuten auf einen Herzinfarkt hin?
Dies lässt sich allgemein nur schwierig beantworten – denn je nachdem, welches Herzkranzgefäß verschlossen ist, können die Symptome variieren. Zu den klassischen Anzeichen für einen Herzinfarkt zählen:
- länger anhaltende heftige Schmerzen oder starker Druck in der Brust
- Schmerzen in der linken Schulter, im linken Arm
- Halsschmerzen bis zum Unterkiefer
- kalter Schweißausbruch und Blässe
- Übelkeit und Erbrechen
- Atemnot
Rund jeder fünfte Herzinfarkt bleibt allerdings unbemerkt: Ein solcher stummer Herzinfarkt ohne Symptome betrifft meist ältere Menschen oder Diabetiker.
Bei Frauen verlaufen Herzinfarkte anders
Beim Herzinfarkt gibt es große Unterschiede zwischen den Geschlechtern – dies betrifft sowohl die Risikofaktoren und die Symptome als auch das Alter.
So weiß man zum Beispiel, dass bei Frauen Herz-Gefäß-Erkrankungen rund zehn Jahre später auftreten als bei Männern. Das liegt an den Hormonen: Bis zu den Wechseljahren sind Frauen relativ gut vor einem Herzinfarkt „geschützt“. Mit Nachlassen der Hormonproduktion nimmt jedoch auch der Schutz ab.
Studien haben gezeigt, dass einige Risikofaktoren bei Frauen schädlicher sind als bei Männern – wie etwa Zigarettenrauch oder Typ-2-Diabetes. Frauen, die unter 55 sind und rauchen, haben ein siebenmal höheres Risiko für einen Herzinfarkt als gleichaltrige Nichtraucherinnen.
Auch eine Präeklampsie – eine Erkrankung, die nur in der Schwangerschaft auftreten kann – scheint das Risiko, im Laufe des Lebens einen Herzinfarkt zu bekommen, zu erhöhen.
Eine weitere Besonderheit betrifft die Symptome:
- Während sich Herzinfarkte bei Männern meist deutlich bemerkbar machen,
- sind die Symptome bei Frauen oft vage und unspezifisch.
Bei Frauen zeigt sich ein Herzinfarkt zum Beispiel oft mit einem Druck- und Engegefühl in der Brust statt mit starker Schmerzen. Manchmal kommt es auch vor, dass die Frauen lediglich unter Kurzatmigkeit, Übelkeit, Erbrechen oder grippeähnlichen Symptomen leiden.
Gerade ältere Frauen sollten diese Warnzeichen ernst nehmen und insbesondere dann, wenn die Symptome plötzlich und heftig auftreten, auch an einen Herzinfarkt denken. Bei Verdacht auf einen Herzinfarkt sollten Sie immer umgehend den Notarzt (112) alarmieren!
Onmeda-Lesetipps:
Herzinfarkt (Myokardinfarkt): Jede Minute zählt
Stummer Herzinfarkt: passiert öfter als gedacht
Erste Hilfe bei Herzinfarkt
Quellen:
Online-Informationen der Deutschen Herzstiftung e.V.: www.herzstiftung.de (Abrufdatum: 9.12.2019)
Online-Informationen des Pschyrembel: www.pschyrembel.de (Abrufdatum: 9.12.2019)
Mozaffarian, D., et al.: Executive Summary: Heart Disease and Stroke Statistics-2016 Update: A Report From the American Heart Association. Circulation, Vol. 133, Iss. 15, e599 (2016)
Bellamy, L., et al.: Pre-eclampsia and risk of cardiovascular disease and cancer in later life: systematic review and meta-analysis. Bmj, Vol. 335, Iss. 7627, pp. 974-977 (2007)
Letzte inhaltliche Prüfung: 09.12.2019Letzte Änderung: 28.01.2019
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