„So prekär war die Situation noch nie“

Esvergeht mittlerweile kein Tag mehr ohne Hiobsbotschaften über Lieferengpässebei Arzneimitteln. Sie betreffen die großen Länder ebenso wie die kleinen.Besonders hart trifft es aber diejenigen, die bei der Versorgung ohnehin am Tropfder anderen hängen, wie das Fürstentum Liechtenstein. 

Dassbestimmte Medikamente kurzzeitig nicht lieferbar seien, sei nichts Außergewöhnliches,berichtet das „Liechtensteiner Vaterland“, aber jetzt sei die Situation soprekär wie noch nie. DerPräsident des Apothekervereins des Fürstentums Nikolaus Frick berichtet in der Zeitungvon 604 Arzneimitteln von etwa 70 Pharmaherstellern, die auf der Liste der inLiechtenstein und der Schweiz nicht lieferbaren Medikamente zu finden sind.Eine solch ausgeprägte Situation habe er noch nie erlebt. Im Gegensatz zu denwegen geringer Nachfrage abgesetzten Präparaten seien von diesen Engpässenviele Medikamente betroffen, die dringend gebraucht würden, sagt Frick, beispielsweiseBlutdruck- und Cholesterinsenker, aber auch der allseits bekannte ArzneistoffIbuprofen.  

EnormerPreisdruck im Lieferland Schweiz

DieGründe für die Engpässe werden dem enormen Preisdruck in der Schweizzugeschrieben. Seit mehr als zehn Jahren „kometenhaft“ sinkendeMedikamentenpreise bei gleichzeitig hohen Personalkosten in denPharmaunternehmen zwängen diese dazu, bestimmte Arzneistoffe nur noch aneinzelnen Standorten, meist im „billigeren“ Ausland zu produzieren. Dies habewiederum zur Folge, dass manche Rohstoffe der Qualitätskontrolle nicht mehrstandhielten und dann zu Versorgungsengpässen führten, wie etwa im Fall vonValsartan.

DieApotheken, Ärzte und das Landesspital müssten in solchen Fällen aufAlternativen ausweichen, gegebenenfalls das entsprechende Arzneimittel imbenachbarten EU-Raum „organisieren“. Nur sei das nicht immer möglich, meintFrick.

Landesspitalversucht es mit gezielter Steuerung

„Esgibt Medikamente, die schon seit mehreren Jahren nur knapp verfügbar sind“,erklärt Jana Meister, die die Apotheke des Landesspitals leitet, gegenüber demLiechtensteiner Vaterland. Aktuell seien sechs Präparaten, darunter Impfstoffeund Präparate für das Herz-Kreislauf-System von Lieferschwierigkeitenbetroffen. Noch wisse man sich aber ganz gut zu helfen, und zwar durch eine gezielteSteuerung der Versorgung. Hierdurch werde versucht, Engpässe durch frühzeitigeBestellungen, rechtzeitige Aufstockung der Lagermengen und durch den aktivenAustausch mit den Lieferanten zu vermeiden.

FünfApotheken versorgen 38.100 Einwohner

Liechtensteinist mit 160 Quadratkilometern der viertkleinste Staat Europas. Die38.100 Personen zählende Bevölkerung verteilt sich auf elf Gemeinden. 5500Einwohner leben im Hauptort Vaduz. In Liechtenstein gibt es fünf Apotheken, waseiner Versorgungsdichte von 7620 Einwohnern pro Apotheke entspricht. Neben demklassischen Sortiment rezeptpflichtiger und rezeptfreier Arzneimittel wird dorteine Vielzahl an Produkten und Dienstleistungen angeboten.

Wiein einem Papier des Liechtensteiner Apothekervereins nachzulesen ist, sind dieApotheken des Fürstentums seit jeher eigentlich „Schweizer Apotheken“ aufLiechtensteinischem Territorium. Dort werden Schweizer Arzneimittel verkauft.Es gelten die Schweizer Abrechnungssysteme mit Krankenkassen, SchweizerTarifverträge. Auch die Gesetzgebung basiert auf Schweizer Gesetzesgrundlage (zumBeispiel dem Heilmittelgesetz).

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