Positiver Nebeneffekt: Antibiotika bremsen die Entwicklung von Alzheimer-Symptomen
Behandlung mit Antibiotika verlangsamt die Entwicklung von Alzheimer-Symptomen
In einer neuen Studie von Forschern aus den USA hat sich gezeigt, dass eine Langzeitbehandlung mit Antibiotika die Entwicklung von Alzheimer-Symptomen verlangsamen kann.
Unheilbare Erkrankung
Allein in Deutschland leiden etwa 1,2 Millionen Menschen an Demenz, der Großteil davon an Alzheimer. Weltweit gibt es rund 47 Millionen Demenz-Patienten. Die Krankheit ist zwar bislang nicht heilbar, lässt sich jedoch im Anfangsstadium mit Medikamenten hinauszögern. Und erst vor kurzem berichteten Forscher, dass auch eine Licht- und Tontherapie Alzheimer bremsen kann. In einer neuen Studie hat sich nun gezeigt, dass eine Langzeitbehandlung mit Antibiotika die Entwicklung der Krankheit verlangsamen kann.
Antibiotika-Behandlung kann Wachstum von Amyloid-Plaques verlangsamen
Laut einer Meldung auf dem Portal „Medical News Today“ haben wissenschaftliche Untersuchungen gezeigt, dass eine Behandlung mit Antibiotika die Darmbakterien bei Mäusen so stark beeinflusst, dass es das Wachstum und die Entwicklung von Alzheimer verlangsamt, jedoch nur bei männlichen Tieren.
Die an der Universität von Chicago durchgeführte Studie zeigte, wie der langfristige Einsatz von Antibiotika Entzündungen reduzieren und das Wachstum von Amyloid-Plaques bei männlichen Mäusen verlangsamen kann.
Amyloid-Plaques sind ein Merkmal, das für die Alzheimer-Krankheit spezifisch ist. Sie stören die Funktion der Gehirnzellen und führen zu den Symptomen von Morbus Alzheimer.
Die Ergebnisse der Forscher wurden im Fachmagazin „Journal of Experimental Medicine“ veröffentlicht.
Darmbakterien haben Einfluss auf verschiedene Krankheiten
Wie es in einer Mitteilung heißt, war dem Forscherteam bereits bekannt, dass die Gemeinschaft der im Magen-Darm-Trakt lebenden Bakterien – das Darmmikrobiom – eine Vielzahl von Krankheiten beeinflussen kann.
„Jüngste Erkenntnisse deuten darauf hin, dass Darmbakterien eine wichtige Rolle bei verschiedenen neurologischen Erkrankungen spielen können, einschließlich Autismus-Spektrum-Störungen, Multipler Sklerose, Parkinson und Alzheimer“, erklärte Sangram S. Sisodia, Direktor des Zentrums für Molekulare Neurobiologie an der Universität von Chicago.
Die Alzheimer-Krankheit ist durch die Bildung von Amyloid-Plaques und die Aktivierung von Immunzellen im Gehirn gekennzeichnet, die als Mikroglia bekannt sind.
Diese Zellen können helfen, Amyloid-Plaques zu beseitigen, aber ihre Aktivierung kann die Krankheit auch verschlimmern, indem sie eine Neuroinflammation (Entzündung im Gehirn) verursacht.
Alzheimer-Patienten weisen Veränderungen im Darmmikrobiom auf, und Sisodia und Kollegen hatten schon früher berichtet, dass Darmbakterien die Entwicklung dieser Symptome bei Nagetieren beeinflussen können.
Eine Langzeitbehandlung mit Antibiotika begrenzte die Bildung von Amyloid-Plaques und verringerte die Mikroglia-Aktivierung bei männlichen, aber nicht weiblichen Mäusen.
„Obwohl unsere veröffentlichten Studien zur Rolle des Darmmikrobioms bei der Bildung von Amyloid-Plaques überzeugend waren, beschränkten sie sich auf einen einzigen Mäusestamm“, sagte Sisodia.
Keine Wirkung bei weiblichen Mäusen
In der neuen Studie untersuchten die Wissenschaftler daher die Wirkung von Antibiotika auf ein anderes Mausmodell.
Die Langzeitbehandlung mit einem Antibiotika-Cocktail verringerte erneut die Bildung von Amyloid-Plaques bei männlichen Mäusen, hatte jedoch keine Wirkung auf weibliche Tiere.
Eine Antibiotikabehandlung schien auch die Aktivierung von Mikroglia bei männlichen Mäusen zu verändern.
Um zu beweisen, dass diese Verbesserungen der Alzheimer-Symptome durch Veränderungen im Darmmikrobiom verursacht wurden, transplantierten die Forscher Fäkalien von unbehandelten Mäusen in mit Antibiotika behandelte Tiere.
Dieses Verfahren stellte das Darmmikrobiom wieder her und verursachte eine Zunahme der Amyloidplaque-Bildung und der Mikrogliazellen-Aktivierung.
Weitere Untersuchungen
Doch warum betreffen Veränderungen im Darmmikrobiom nur männliche Mäuse? Sisodia und Kollegen entdeckten, dass eine Langzeitbehandlung mit Antibiotika die Darmbakterien männlicher und weiblicher Mäuse auf unterschiedliche Weise veränderte.
Die Veränderungen im Mikrobiom weiblicher Mäuse führten dazu, dass ihr Immunsystem die Produktion mehrerer proinflammatorischer Faktoren erhöhte, die die Aktivierung von Mikroglia beeinflussen könnten.
„Unsere Studie zeigt, dass durch Antibiotika vermittelte Störungen des Darmmikrobioms selektive, geschlechtsspezifische Einflüsse auf die Bildung von Amyloidplaques und die mikrogliale Aktivität im Gehirn haben“, so Sisodia.
„Wir wollen nun untersuchen, ob diese Ergebnisse auf Veränderungen bei einem bestimmten Bakterientyp zurückzuführen sind.“ (ad)
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