Kopfairbag als Alternative zum Fahrradhelm
Ein Fahrradhelm schützt bei einem Unfall vor schweren Verletzungen. Trotzdem tragen viele Menschen häufig keinen Helm, weil sie ihn umständlich finden oder fürchten, ihre Frisur damit zu ruinieren. Eine Alternative ist ein Kopfairbag: Er wird um den Hals getragen und bläst sich bei einem Aufprall auf. Dabei schützt er nicht nur den Kopf, sondern auch Nacken, Halswirbelsäule, Kiefer und Gesicht.
"Jedes Frühjahr geht zum Start der Fahrradsaison die Anzahl der verletzten Radfahrer in unseren Notaufnahmen in die Höhe. Oft ist der Kopf betroffen", sagt Prof. Dr. Paul Alfred Grützner, Präsident der Deutsche Gesellschaft für Orthopädie und Unfallchirurgie (DGOU). Die Helmtragequote liege über alle Altersgruppen hinweg durchschnittlich bei nur 18 Prozent.
Abhilfe könnte Grützner zufolge eine noch wenig bekannte Helmform bieten: der Kopfairbag. Er werde wie eine Art Halskrause um den Hals getragen. Bei einem Unfall wird der mit Sensoren versehene Airbag aufgeblasen und ähnele dann einem Vollintegralhelm, welcher zusätzlich zum Kopf auch den Hals- und Unterkieferbereich fest umschließt. Forscher der Stanford University bescheinigten dem Kopfairbag in einer Studie sogar ein bis zu achtfach niedrigeres Risiko von Gehirnerschütterungen gegenüber einem Helm. "Kommt der Airbag bei einem Unfall zum Einsatz, dämmt er den Aufprall des Kopfes und stabilisiert die Halswirbelsäule, sodass sich die Gefahren eines Schädel-Hirn-Traumas und eines Schleudertraumas der Halswirbelsäule reduzieren", sagt Dr. Christopher Spering, Oberarzt an der Klinik für Unfallchirurgie, Orthopädie und Plastische Chirurgie an der Universitätsmedizin Göttingen (UMG).
Der Kopfairbag wird vor der Fahrt um den Hals gelegt und mit einem Reißverschluss geschlossen. Über einen Druckknopf muss vor jeder Fahrradfahrt das Sicherheitssystem aktiviert werden. Die Nachteile: der Kopfairbag ist wesentlich teurer als ein Fahrradhelm und verfügt über ein Akku, das regelmäßig über ein USB-Kabel aufgeladen werden muss. Gerade für E-Bike-Fahrer lohne es sich den Experten zufolge jedoch, einen Kopfairbag in Erwägung zu ziehen: Zum einen ist man mit einem E-Bike häufig mit schnellerem Tempo unterwegs, was die Verletzungsgefahr erhöht. Das regelmäßige Aufladen des Airbags lasse sich zudem ohne großen Mehraufwand mit dem Aufladen des E-Bikes verbinden.
Im Jahr 2017 gab es nach Berechnungen des Statistischen Bundesamts 14.123 schwerverletzte und 65.104 leichtverletzte Radfahrer. 382 Menschen starben bei einem Fahrradunfall. Ein Helm oder Kopfairbag kann die Unfallfolgen deutlich mindern oder Verletzungen verhindern.
DGOU/NK
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