„Das TSVG wird jetzt schon zum Problem für die Impfstoffversorgung“
Mitdem Terminservice- und Versorgungsgesetz (TSVG) greift der Gesetzgeber zumwiederholten Mal in schneller Folge in die Versorgung mit Grippeimpfstoffenein. Dafür gibt es immer wieder neue Entwürfe, die umstritten sind. WelcheProbleme sich daraus für die Versorgung ergeben, erläutern Dr. Thomas Friedrichund Christian Stolzenburg im DAZ.online-Interview. Friedrich erklärt:„Noch bevor das TSVG in Kraft tritt, wird es selbst zu einem Teil desProblems“. Denn schon jetzt sei man bereits mitten in der aktiven Vorbereitung für die nächste Impfsaison.
Dr.Thomas Friedrich ist Geschäftsführer des Apothekerverbandes Schleswig-Holsteinund des Hamburger Apothekervereins. Christian Stolzenburg ist ersterstellvertretender Vorsitzender des Apothekerverbandes Schleswig-Holstein. Beideblicken auf jahrelange Verhandlungserfahrung zurück.
Planungfür 2019/2020 ist längst angelaufen
DAZ.online:Welcher zeitliche Vorlauf ist für eine sichere Versorgung mit Grippeimpfstoffennötig?
Friedrich:Der Startschuss für die Saison 2019/2010 ist längst gefallen, denn dies ist einaufwändiges Saisongeschäft. Schon im Oktober, also mitten in der laufendenImpfsaison, haben wir unsere Gespräche mit allen potenziellen Anbieternbegonnen. Nach dieser Marktanalyse haben wir uns bereits am 18. Dezemberletzten Jahres mit den Krankenkassen für Hamburg und Schleswig-Holsteingrundlegend geeinigt. Da die Arzneimittelpreisverordnung bisher fürGrippeimpfstoffe nicht gilt, haben wir auf der Grundlage des damaligenTSVG-Entwurfs einen wirtschaftlichen Preiskorridor vereinbart. Demnach geltentetravalente Grippeimpfstoffe bis zu einem GKV-Erstattungspreis von 12,50 Euroals wirtschaftlich. Auch die Kommunikation gegenüber den Ärzten ist schonerfolgt. Das war nötig, weil die Außendienste der Hersteller bereits seit Endevorigen Jahres die Ärzte und Apotheken besuchen, um für ihre Impfstoffe zuwerben. Die Ärzte sind es bei uns seit Jahren auch gewohnt, an einemverbindlichen Vorbestellsystem teilzunehmen.
DAZ.online:Welche Folgen haben die neuen Entwürfe des TSVG für diese laufendenVorbereitungen auf die Impfsaison 2019/2020?
Stolzenburg:Es ist massive Unsicherheit entstanden. Es ist immer noch unklar, auf welcher gesetzlichen und wirtschaftlichen Grundlagedie Versorgung stattfinden kann. Die unerlässliche frühzeitige Bestellung wirddadurch massiv behindert. Was als Reaktion auf die Fehler der vorigen Saisongut gemeint war, steuert nun in dieselbe Konfliktlage hinein und wird wiederdazu führen, dass regional zu spät vorbestellt wird und damit letztlich zuwenig Impfstoff zur Verfügung steht.
Friedrich:Darum sollten, wenn überhaupt, neue Regelungen zur Preisbildung erst für dieSaison 2020/2021 gelten. Nur so kann die Versorgung für die Saison 2019/2020gesichert werden. Die Impfungen müssen bis spätestens Ende April bestelltwerden und dafür brauchen alle Beteiligten klare Bedingungen.
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