Vier Patienten mit Bakterien-Infektion wohl aus russischem Krankenhaus geflohen

Aus einem russischen Krankenhaus sind laut Staatsmedien vier Patienten mit einer gefährlichen Bakterien-Infektion geflohen. Sie könnten den Erreger schlimmstenfalls  weitergeben, heißt es. Der Erreger kann Milzbrand auslösen. Was Sie darüber wissen müssen.

Es klingt wie der Beginn eines Thrillers: Fünf Patienten kommen mit einer gefährlichen Bakterien-Infektion in ein russisches Krankenhaus. Vier davon verweigern die Behandlung. Sie fliehen – und das gegen die Anweisung ihrer Ärzte. In dem Wissen, dass sie die Bakterien weitertragen und andere Menschen damit anstecken könnten.

Russische Nachrichtenagentur berichtet von vier flüchtigen Patienten

Was sich nach einer gruseligen Geschichte anhört, ist laut Angaben der staatlichen russischen Nachrichtenagentur „Tass“ aber wirklich passiert. Diese zitiert jetzt eine Mitteilung der Gesundheitsbehörden, in denen diese den Vorfall beschreiben.

Zwar seien die Patienten, welche unter einem Milzbrand (Anthrax) leiden, in „einem zufriedenstellenden Zustand“. Sie hätten jedoch gemäß den Hygienevorschriften erst dann entlassen werden dürfen, nachdem alle Krankheitserscheinungen auf der Haut abgeheilt sind. Denn: „Eine Übertragung der Infektion von Mensch zu Mensch ist recht selten, aber möglich.“ Das sei insbesondere dann der Fall, wenn die Hautgeschwüre eines Patienten nicht vollständig abgeheilt sind.

Das steckt hinter Anthrax (Milzbrand)

Die fünf Patienten haben sich der Mitteilung nach mit einem Erreger infiziert, der einen Milzbrand auslöst, auch Anthrax genannt. Wie das Robert-Koch-Institut (RKI) schreibt, handelt es sich dabei um „eine weltweit verbreitete Zoonose, die aber in den meisten Industrienationen sehr selten auftritt“.

Krankheitsverlauf:

Die russischen Patienten leiden offenbar an einem Hautmilzbrand. Hierbei handelt es sich um die häufigste Form von Milzbrand. Der Erreger dringt über kleinste Verletzungen der Haut ein.

„An der Infektionsstelle entsteht eine rasch fortschreitende schmerzlose Entzündung, die sich über eine oder mehrere flüssigkeitsgefüllte Blasen zu einem mit schwarzem Schorf bedeckten Geschwür, dem sog. Milzbrandkarbunkel, weiterentwickelt“, beschreibt das RKI. Die Entzündung sei nicht schmerzhaft, könne sich aber über die Lymphbahnen ausbreiten und so eine Sepsis auslösen. Gleichzeitig gibt es laut RKI eine weitere gefährliche Komplikation: Eine Milzbrand-Meningitis.

Unbehandelt führe der Hautmilzbrand in zehn bis 40 Prozent der Fälle zum Tod, könne bei rechtzeitiger Gabe von Antibiotika allerdings gut behandelt und geheilt werden.

Infektion:

Neben dem Hautmilzbrand gibt es drei weitere Infektionswege:

  • Lungenmilzbrand: Diese kann sich entwickeln, wenn mit Sporen kontaminierte Aerosole inhaliert werden.
  • Magen-Darm-Milzbrand: Dieser tritt nach dem Verzehr von kontaminierten Fleischprodukten von erkrankten Tieren auf.
  • Injektionsmilzbrand: Erfolgt  ..

Übertragung:

„Eine direkte Milzbrandübertragung von Mensch zu Mensch findet in der Regel nicht statt“, betont das RKI zwar. „Es ist jedoch nicht ausgeschlossen, dass es bei Hautmilzbrand bei sehr engem Kontakt in Einzelfällen sowohl zur Selbstinfektion als auch zur Übertragung der Infektion auf eine andere Person kommen kann.“ Daher seien strenge Hygienemaßnahmen einzuhalten.

Risikogruppen:

  • Erhöht sei das Infektionsrisiko bei Personen, die Tierhäute und Felle, tierische Knochen und Knochenprodukte sowie anderes Tiermaterial verarbeiteten.
  • Auch solche, die in der Tiermedizin, Land-, Forst- und Jagdwirtschaft arbeiten – sofern sie mit infizierten Tieren in Berührung kommen. In diesem Zusammenhang seien auch in Europa immer wieder vereinzelt Fälle von Milzbrand bei Menschen aufgetreten.
  • Und es gibt eine weitere Gruppe, die gefährdet ist: „Seit dem Jahr 2000 wurde in Europa über Fälle von Injektionsmilzbrand bei Drogensüchtigen berichtet, die sich an vermutlich mit Sporen kontaminiertem Heroin infiziert hatten“, schreibt das RKI weiter. „Auch in Deutschland wurden in den letzten Jahren wiederholt Fälle von Milzbrandinfektionen nach intravenösem Heroinkonsum beobachtet, die im Zusammenhang mit einem größeren Ausbruch in Großbritannien standen.“

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