„Alarmierende“ Ausbreitung von C. auris in den USA – so gefährlich ist der Pilz

Die Zahl der Infektionen mit dem gefährlichen Hefepilz Candida auris steigt in den USA rasant und immer weiter an. Nun schlägt ein erster Bundesstaat Alarm. Auch in Deutschland gibt es Fälle – bislang ohne tödlichen Ausgang.

In den USA sorgt die Ausbreitung des Hefepilzes Candida auris weiter für Aurfregung. Laut der US-Gesundheitsbehörde CDC hat sich der Pilz „in alarmierender Weise“ im gesamten Land ausgebreitet. Die Fallzahlen nehmen demnach kontinuierlich und rasant zu.

Der Bericht enthielt keine Daten aus dem Jahr 2022, auf der Website der CDC werden derzeit 2377 bestätigte Fälle bis Ende 2022 angezeigt.

Nevada-Delegation schreibt Brandbrief

Am stärksten betroffen ist der Bundesstaat Nevada, insbesondere der Süden. Seit August 2021 wurden dort mehr als 1000 Menschen mit dem Pilz infiziert, berichtet das „Las Vegas Review Journal“ unter Berufung auf Daten des Nevada State Public Health Laboratory an der University of Nevada, Reno’s School of Medicine. Beinahe 500 Infizierte mussten ins Krankenhaus, 100 von ihnen starben.

Am Freitag hat die gesamte Kongressdelegation Nevadas nun einen Brandbrief an die CDC geschrieben. Ihr Appell: Mehr tun, um den potenziell tödlichen Pilz zu bekämpfen. In dem Brief heißt es, die Delegation sei weiterhin besorgt darüber, dass die Behörde, obwohl sie den Pilz als dringende Bedrohung einstuft, „noch keinen umfassenden Plan entwickelt hat, um die weitere Ausbreitung von C. auris in Nevada und den mehr als 26 Staaten, die jetzt Infektionen melden, zu verhindern.“

Das staatliche Gesundheitslabor von Nevada habe zudem Mutationen in dem Pilz festgestellt, die mit einer Medikamentenresistenz korrellieren – die Infektionen „werden nicht nur schwieriger einzudämmen, sondern auch immer schwieriger zu behandeln sein“, heißt es in dem Schreiben. Es werde deshalb „möglicherweise zusätzliche Bundesunterstützung benötigt, um diesen Ausbruch zu bekämpfen“.

Das CDC bestätigte den Erhalt des Briefes, äußerte sich bislang allerdings nicht konkret dazu.

Candida auris als „dringende Bedrohung“ eingestuft

Die CDC hatte den Pilz schon 2019 als „dringende Bedrohung“ („urgent threat“) eingestuft und eine Meldepflicht eingeführt. Die Gefahr: Der überaus hartnäckige Erreger ist gegen einige Antimykotika – Medikamente zur Bekämpfung von Pilzbefall – und manche Desinfektionsmittel resistent.

Als Ursache für den starken Anstieg in den vergangenen Jahren nennt die Behörde verschiedene Gründe: Zum einen gäbe es schlechtere Praktiken der Infektionsprävention in Gesundheitseinrichtungen, zum anderen aber auch verstärkte Anstrengungen, Fälle früh zu erkennen, insbesondere Kolonisations-Screenings. Das sind Tests, um festzustellen, ob jemand den Pilz irgendwo auf seinem Körper hat, aber womöglich keine Infektion oder Symptome aufweist. Der Zeitpunkt der stärksten Zunahme in den Jahren 2020 und 2021 lege zudem nahe, dass die Covid-19-Pandemie sowie die Belastung des Gesundheitssystems währenddessen die Fallzahlen anstiegen ließen.

Erhöhte Gefahr in Kliniken und Pflegeheimen

Zwar setzt der Pilz gesunden Menschen gewöhnlich nicht zu – selbst wenn er sie besiedelt. Doch von Krankenhäusern und Pflegeeinrichtungen sollte man den Erreger tunlichst fernhalten – insbesondere von Intensivstationen. Denn wenn er – etwa über Katheter oder Beatmungsschläuche – in den Körper von vorerkrankten oder immungeschwächten Menschen gelangt, kann er gefährlich werden. Die Übertragung erfolgt über Schmierinfektionen, durch die Luft wie etwa das Coronavirus verbreitet sich der Erreger nicht.

„Candida auris ist ein weltweit verbreiteter pathogener Hefepilz, der eine invasive Kandidose im Blut, Herz, Zentralen Nervensystem, Augen Knochen und inneren Organen verursachen kann“, schrieb die Weltgesundheitsorganisation (WHO) Ende letzten Jahres in einem Aufruf, dem Erreger oberste Priorität einzuräumen. Die Mortalität bei der Erkrankung, bei der der Pilz innere Organe befallen kann, liege zwischen 29 und 53 Prozent.

Auch in Deutschland Anstieg der Fälle, bislang aber ohne tödlichen Ausgang

In Deutschland scheint die Verbreitung bisher überschaubar: Seit 2015 habe es etwa 40 klinische Fälle gegeben, sagt Oliver Kurzai von der Universität Würzburg, Leiter des Nationalen Referenzzentrums für Invasive Pilzinfektionen, der Deutschen Presse-Agentur. Doch auch hier steige die Zahl, zuletzt seien es 10 bis 15 Fälle pro Jahr gewesen – bislang ohne tödlichen Ausgang.

Allerdings: „Wir sehen auch bei uns einen Anstieg“, sagte der Mikrobiologe. „Diesen Trend beobachten wir überall in Europa und auch auf anderen Kontinenten.“ Als Beispiele nennt er Südafrika, Indien, Brasilien und die Arabische Halbinsel.

Die WHO setzte C. auris 2023 auf die Liste krank machender Pilze, die ihrer Einschätzung nach vorrangig erforscht werden sollten.

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