Ende der Isolationspflicht: „Niemand will mit Corona-Infizierten den Arbeitsplatz teilen“
Zeigt der Corona-Test zwei Striche, gilt bisher: fünf Tage isolieren und nicht vor die Tür. Diese Regel wollen mehrere Bundesländer jetzt abschaffen. Das stößt auf Kritik und Zustimmung gleichermaßen.
Wer einen positiven Corona-Test hatte, muss künftig in vier Bundesländern nicht mehr fünf Tage zu Hause bleiben, sondern kann das Haus verlassen und auch zur Arbeit oder Schule gehen. Baden-Württemberg, Bayern, Hessen und Schleswig-Holstein einigten sich darauf, die generelle Isolationspflicht für positiv getestete Personen aufzuheben.
Mehrheit der Deutschen will Isolationspflicht, argumentiert Lauterbach
Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach kritisierte die Pläne umgehend. „Das kommt jetzt zur Unzeit und findet nicht die Billigung der Bundesregierung“, sagte der SPD-Politiker am Freitag in Berlin. Die Mehrheit der Deutschen würde die Isolationspflicht befürworten, argumentierte er am Samstag auf Twitter. 69 Prozent der Befragten, sagten dem ARD-DeutschlandTrend Mitte Oktober, dass die Isolationspflicht nicht aufgehoben werden sollte. „Niemand will mit Corona Infizierten den Arbeitsplatz teilen“, so Lauterbach.
So argumentieren die vier Länder:
- Viele Menschen sind geimpft oder hatten Corona, die Basisimmunität in der Bevölkerung ist hoch, die aktuelle Omikron-Variante verursacht in der Regel keine schweren Krankheitsverläufe.
- Die aktuellen eher kurzen Wellen im Sommer und in diesem Herbst weisen auf den Übergang in eine endemische Phase hin. Als endemisch gilt eine Krankheit, wenn sie in einer Region mit relativ konstanter Erkrankungszahl dauerhaft auftritt, wie etwa die Grippe.
- Die meisten EU-Staaten verzichten mittlerweile auf Isolationspflichten für Corona-Infizierte.
- Es geht um einen neuen Umgang mit Corona mit mehr Eigenverantwortung der Menschen. Grundsatz soll sein: „Wer krank ist, bleibt zu Hause“.
Die Argumente von Lauterbach:
- Es gibt derzeit keinen „keinen medizinischen Grund“, die Isolationspflicht zu kippen, bei etwa 1000 Todesfällen pro Woche, einer „wahrscheinlich schweren Winterwelle“, die „am Vorabend einer ansteckenderen Variante“ komme. Lauterbach nannte die BQ.1.1-Variante des Omikron-Typs, die sich stärker ausbreite.
- Der Arbeitsplatz muss sicher bleiben. Es muss zudem verhindert werden, dass Menschen infiziert zur Arbeit gedrängt werden.
- Es droht ein „Flickenteppich“ mit verschiedenen Isolationsregeln in den Bundesländern.
Das sagen Virologen:
- Jonas Schmidt-Chanasit hält die Aufhebung der Pflicht für akzeptabel. „Ich finde diesen Vorschlag der vier Bundesländer aus medizinischer Sicht nachvollziehbar. Er ist in der aktuellen Pandemiesituation auch vertretbar“, sagte er der Deutschen Presse-Agentur. „Man kommt mit der Regelung „Wer krank ist, bleibt zu Hause“ gut durch die nächsten Wochen und Monate.“
- In Einrichtungen, in denen es eine größere Gefahr gebe – wie Krankenhäuser oder Altenheime – habe man gute Hygienekonzepte und Fachkräfte, die verhinderten, dass es zu einem problematischen Infektionsgeschehen komme, sagte Schmidt-Chanasit.
- Sandra Ciesek betonte dazu bei Twitter: „Es gibt politische und gesellschaftliche Argumente dafür und dagegen.“ Was ihr wichtig sei zu betonen: „Keine Isolationspflicht mehr zu haben bedeutet nicht, dass Covid-19 für jeden ab jetzt völlig harmlos und nur ein Schnupfen ist.“
FOCUS online/Wochit Putin-Propagandist platzt im Staatsfernsehen der Kragen
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