Apothekerin ruft zum „Apothekentrauertag“ auf
Am 17. November wird in der Corvinus-Apotheke in Colbitz in Sachsen-Anhalt schwarz getragen und die Apotheke schwarz dekoriert. Mit diesem „Apothekentrauertag“ möchten Inhaberin Anne-Kathrin Haus und ihr Team, den Apotheken gedenken, die schließen mussten und zudem auf die Probleme der Apotheken aufmerksam machen.
Schwarze Kleidung, schwarze Schaufensterdeko und sogar ein Apothekenfriedhof vor der Apotheke – das Team der Corvinus-Apotheke in Colbitz lässt sich für den geplanten „Apothekentrauertag“ einiges einfallen. Man werde Grabsteine aufstellen für die Apotheken im Umfeld, die bereits schließen mussten, berichtet Inhaberin Anne-Kathrin Haus gegenüber der DAZ. Die Apothekerin möchte nicht tatenlos zusehen, wie den Apotheken mehr und mehr die Luft zum Atmen genommen wird. Sie hatte sich mit ihrem bereits an dem Streiknachmittag im Oktober beteiligt – obwohl Sachsen-Anhalt, wo Colbitz liegt, nicht offiziell dabei war. Und nun hat sie den 17. November zum „Apothekentrauertag“ erklärt. Das Ziel ist neben dem Gedenken an die Kolleg:innen, die bereits aufgeben mussten, die Bevölkerung aufzuklären. „Ich möchte aus den Köpfen bekommen, dass alle Apotheker:innen reich sind, das stimmt so einfach nicht“, erklärt die Inhaberin, die die Apotheke vor fünfeinhalb Jahren übernommen hat und natürlich auch ihre Kredite abzuzahlen hat. Sie sei schon seit einer Weile dabei, die Menschen im Dorf über die Probleme der Apotheken aufzuklären, berichtet sie. Das sei nicht nur das Spargesetz, sondern zum Beispiel auch die Lieferengpässe. Die Rückmeldungen seien bislang ausschließlich positiv. Viele seien schockiert, über die Situation in den Apotheken. „Das ist keinem bewusst“, erzählt sie.
Hier sieht Haus auch Defizite bei der Standesvertretung. Die müsste vielleicht anders kommunizieren und vor allem schneller, findet sie. Die Lieferengpässe seien in den Apotheken ja schon lange ein Thema, gelangen aber erst jetzt ins öffentliche Bewusstsein.
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Mit dem Trauertag möchte Haus nun weitere Aufmerksamkeit auf das Thema lenken. Neun Politiker:innen hat sie eingeladen, darunter den Bürgermeister, Bundestagsabgeordnete und Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach. Der Verbandsbürgermeister habe bereits zugesagt und von einem Bundestagsabgeordneten habe sie immerhin die Rückmeldung erhalten, dass er an diesem Tag verhindert sei, aber im Nachgang auf jeden Fall die Apotheke besuche, erzählt sie. Und auch die Presse wird am 17. November zugegen sein. Was Haus besonders freut: Der MDR hat sich angekündigt.
Mitstreiter gesucht
Außerdem hat Anne-Kathrin Haus die Landesapothekerverbände angeschrieben – hier gab es allerdings noch keine Rückmeldung. Sie versucht zudem andere Apotheken zu motivieren, sich zu beteiligen. Einige Mitstreiter:innen hat sie schon gefunden. Sie haben beispielsweise angekündigt, Listen aufhängen zu wollen, auf denen die Apotheken aufgeführt sind, die in der Umgebung schließen mussten. Sie würde sich aber freuen, wenn bundesweit möglichst viele Kolleg:innen mitmachen.
Unterstützung durch #druckaufgkv
Unterstützt wird der Apothekentrauertag von der Initiative #druckaufgkv – unter diesem Hashtag trommelt Physiotherapeut Christian Thieme Therapeuten, Ärzte, Apotheker und andere zusammen, um sich gemeinsam gegen die Gängelei durch die Kassen zur Wehr zu setzen. Man befinde sich im Austausch, berichtet Apothekerin Haus. Aufbauend auf den Apothekentrauertag soll am 22. November ein „Tag der Tränen“ stattfinden, an dem um alle Mitarbeiter:innen des Gesundheitswesens getrauert werden soll, die aufgrund der Rahmenbedingungen ihren Beruf aufgegeben haben.
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