„Leider keine Panikmache“: Lauterbach warnt vor Demenz-Gefahr durch Corona

Wer an Covid erkrankt, hat laut einer großen Studie ein höheres Risiko für Demenz. Gesundheitsminister Lauterbach zufolge sind die neuen Daten keineswegs Panikmache – sondern Grund zur Besorgnis. Wie Sie sich schützen und wie Sie Frühwarnzeichen erkennen.

Dass Covid-19 weit mehr ist als nur eine Erkrankung der Atemwege, wissen Wissenschaftler schon lange. Immer wieder gibt es neue Daten dazu. Dass durch eine Infektion neben der Lunge auch die Gefäße und sogar das Gehirn betroffen sind, zeigt nun etwa eine große Studie aus Dänemark.

Wissenschaftler hatten die Krankenakten von rund einer Million Personen analysiert. Rund 43.000 davon wurden während des Untersuchungszeitraums von Februar 2020 bis November 2021 positiv auf das Virus getestet.

Studie: Corona erhöht Gefahr für Alzheimer und Parkinson

Dabei stellten die Forscher fest:

Wer positiv auf das Coronavirus getestet wurde, hatte sechs und zwölf Monate später ein höheres Risiko für „neurodegenerative und zerebrovaskuläre“ Erkrankungen als Personen, die sich nicht mit dem Virus infizierten. Gemeint sind damit Krankheiten wie

  • Alzheimer, der häufigsten Form von Demenz und
  • Parkinson.

Außerdem erlitten ehemalige Covid-Patienten häufiger

  • Schlaganfälle und
  • Gehirnblutungen (intrazerebral, im Gehirn selbst und subrachnoidal, im Gewebe um das Gehirn).

Die Forscher stellten auch Unterschiede zwischen stationär und nicht stationär behandelten Patienten fest. Nicht erhöht war das Risiko hingegen für Neuroimmunerkrankungen wie Multiple Sklerose. Ihre Ergebnisse veröffentlichten die Wissenschaftler jetzt im Fachblatt „Frontiers Neurology". Zum Vergleich zogen sie außerdem die Daten von Grippepatienten heran. Sie betrachteten die Daten von Personen, die zwischen Februar 2018 und November 2019 positiv auf Influenza getestet wurden. Dabei stellten sie fest, dass auch hier das Risiko für neurodegenerative Erkrankungen bei nachweislich Infizierten erhöht war.

Die Rate war ähnlich erhöht wie bei den Corona-Patienten, lediglich die für Schlaganfälle war bei ehemaligen Covid-Patienten deutlich höher.

Neuroinflammation könnte Alzheimerrisiko erhöhen

Wie genau die neurologischen Erkrankungen mit der Corona-Infektion zusammenhängen, ist laut den Forschern bislang nicht eindeutig geklärt. Sie ziehen aber eine Theorie in Betracht: Die sogenannte Neuroinflammation könnte eine Rolle dabei spielen.

Dabei handelt es sich um eine angeborene Reaktion des Körpers. Das Immunsystem will damit gegen Infektionen ankämpfen. Jedoch kommt es dabei laut den Wissenschaftlern durch anschließende Entzündungsprozesse auch zu einer Anhäufung bestimmter Proteine, etwa β-Amyloid, welche in Zusammenhang mit der Alzheimererkrankung stehen. Forscher hätten in Autopsien jung verstorbener Covid-Patienten ebenfalls hohe Mengen dieser Proteine gefunden, erklären die Wissenschaftler.

Zudem könnten bestimmte Folgeerscheinungen der Corona-Infektion zur Entwicklung neurodegenerativer Erkrankungen beitragen. Dazu zählten etwa:

  • Müdigkeit
  • Depression und
  • Angstzustände.

Lauterbach: „Leider keine Panikmache“

Auch Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach äußerte sich bereits zu den Studienergebnissen. Auf Twitter teilte er einen Bericht zur dänischen Studie und betitelte diesen mit den Worten „leider keine Panikmache“. Stattdessen sei es gut, auf diese Gefahr hinzuweisen. „Sich im Sommer vorbeugend zu infizieren ist nicht schlau“, schlussfolgert er daraus. Stattdessen sollten die Menschen auf die an die neuen Corona-Varianten angepassten Impfstoffe warten.

Weitere Risikofaktoren für Alzheimer

Im Schnitt erkranken in Deutschland täglich rund 900 Menschen an Alzheimer. Auch der Lebensstil und die Ernährung spielen eine Rolle bei der Demenzentwicklung. Weitere Risikofaktoren sind etwa folgende:

  • Diabetes 
  • Bluthochdruck 
  • Adipositas 
  • Bewegungsmangel 
  • Rauchen 
  • geringe Bildung und
  • Depression

Nicht alle Risikofaktoren lassen sich allerdings beeinflussen.

Wie Sie Alzheimer vorbeugen

In einem Gastbeitrag für FOCUS Online nennt die Medizinerin Franziska Rubin Methoden, mit denen Sie der Krankheit vorbeugen, darunter folgende:

  • Treiben Sie Sport
  • Bauen Sie Stress und Angst ab
  • Verzichten Sie auf verarbeitetes Fleisch und zuckerhaltige Getränke
  • Fasten Sie regelmäßig

Mehr zum Thema lesen Sie hier: Sie können bereits in jungen Jahren Alzheimer vorbeugen – mit einfachen Mitteln

Anzeichen für Alzheimer

Häufig ist bei Alzheimer die Früherkennung relevant, um rechtzeitig Maßnahmen zu ergreifen. Anzeichen für die Krankheit sind etwa folgende.

  • Sie vergessen zunehmend Verabredungen. 
  • Sind mehrere Menschen an einem Gespräch beteiligt, haben Sie Schwierigkeiten zu folgen.  
  • An den Inhalt von Gesprächen können Sie sich schon nach kurzer Zeit nicht mehr erinnern. Ereignisse, die länger zurückliegen, sind Ihnen dagegen noch sehr präsent.  
  • Sie haben Probleme, sich in Ihrer eigenen Wohnung oder im altbekannten Supermarkt zurechtzufinden.  
  • Sie finden sich an einem Ort oder in einem Zimmer wieder und haben vergessen, was Sie dort eigentlich tun wollten.  
  • Es fällt Ihnen schwer, eine Mahlzeit zuzubereiten, die mehrere einzelne Schritte erfordert.  
  • Beim Lesen müssen Sie Abschnitte mehrmals wiederholen, um sie zu verstehen, und können sich nicht mehr so gut konzentrieren.  
  • Sie sind schusseliger und nachlässiger geworden.  
  • Ihnen fehlen immer häufiger die richtigen Worte. 
  • Ihre Augenreaktionen verändern sich, die Pupillen weiten sich zum Beispiel schneller oder langsamer. Hierzu ist ein Test beim Augenarzt erforderlich.
  • Sie leiden unter speziellen Schlafstörungen.

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