Mega-Rückruf bei Ferrero wegen Salmonellen: Expertin sagt, wie das passieren kann

Nach Salmonellen-Fällen in England und Frankreich, die möglicherweise in Verbindung mit Kinder-Schoko-Eiern von Ferrero stehen, hat das Unternehmen zahlreiche Produkte zurückgerufen. Die Zusammenhänge sind noch nicht geklärt. Aber es gibt viele Wege, wie die Erreger in die Schokolade gelangen können.

Es war nichts Gutes, was die Überraschungseier von Ferrero möglicherweise einigen Konsumenten beschert haben. Denn wie die britische Gesundheitsbehörde am Dienstag mitteilte, seien 63 Personen in England in Zusammenhang mit Ferrero-Produkten an einer Salmonellen-Infektion erkrankt. Diese geht typischerweise mit

  • plötzlichem Durchfall
  • Kopf- und Bauchschmerzen
  • in manchen Fällen auch mit Erbrechen und Fieber einher.

Auch in Frankreich wurden 15 Fälle gemeldet. In Deutschland sind möglicherweise auch Fälle aufgetreten. Das Gesundheitsministerium in Hessen meldete zwei Verdachtsfälle. In den verdächtigen Produkten seien aber keine Salmonellen nachweisbar gewesen. Am Mittwoch wurde ein weiterer Fall gemeldet, der noch untersucht werde. Erste Kontrollen bei Ferrero in Stadtallendorf hätten aber laut Ministeriumssprecherin keine Hinweise auf Salmonellenbefunde in den dort hergestellten Produkten ergeben.

Ursachen des Salmonellen-Verdachts noch unklar

Vorsichtshalber hat der Süßwarenkonzern Ferrero auch in Deutschland bestimmte Kinder-Produkte wegen Verdachts auf Salmonellen zurückgerufen – freiwillig. Darunter Überraschungseier, Schoko-Bons und Mini Eggs mit unterschiedlichen Haltbarkeitsdaten bis Oktober.

  • Die ganze Liste der zurückgerufenen Produkte finden Sie hier.

Die Produkte seien in einer Fabrik im belgischen Arlon hergestellt und in Frankreich, Belgien, Großbritannien, Deutschland, Schweden und den Niederlanden vertrieben worden, hieß es seitens des Konzerns. Ob und wie die Salmonellen in die Produkte geraten konnten, soll schnellstmöglich geklärt werden.

Wie Salmonellen in Schokolade landen können

Die Salmonellose ist eine klassische Lebensmittelinfektion und erfolgt durch orale Aufnahme kontaminierter Lebensmittel, erklärt eine Sprecherin der Verbraucherzentrale NRW im Gespräch mit FOCUS Online. Die Bakterien stammen von Tieren und werden daher durch das Verspeisen tierischer Produkte auf den Menschen übertragen. So zum Beispiel durch eihaltige Speisen sowie durch nicht ausreichend erhitzte Fleischerzeugnisse. „Das sind die gängigsten Infektionswege.“

Lebensmittel könnten aber auch durch infizierte Menschen kontaminiert werden – „auch eine Übertragung durch kontaminierte Oberflächen ist möglich“, so die Verbraucherzentrale weiter. Auch wenn Lebensmittel, die keinen tierischen Ursprung haben, in Kontakt mit kontaminierten Oberflächen oder Lebensmitteln geraten, kann eine Übertragung stattfinden. So hätte es durchaus auch schon Salmonellen-Ausbrüche in Deutschland gegeben mit Lebensmittelgruppen, die nicht tierischen Ursprungs sind, wie etwa Kräutertee, Mungobohnen-Sprossen und Melone.

Salmonellen-Alarm bei Schokolade gab es schon häufiger

Auch mit Schokolade gab es schon Ausbrüche in Deutschland. Laut Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) traten beispielsweise 2001 fast in allen Bundesländern im Zusammenhang mit Schokolade über 270 Salmonellen-Infektionen mit dem seltenen Erreger Salmonella Oranienburg auf.

Bei Schokoladen-Produkten gibt es dabei eine Besonderheit: Laut Bfr reichen nämlich außerordentlich niedrige Keimzahlen aus, um eine Erkrankung auszulösen. Denn Salmonellen können sich in der fettreichen Schokolade sehr gut gegen die Säure im Magen schützen und gelangen so lebend in den Darm. Dort lösen sie dann eine Infektion aus. Deshalb hätte es auch weltweit seit den 60er-Jahren immer wieder Salmonellen-Ausbrüche durch Schokoladenkonsum gegeben.

Salmonellen können mehrere Jahre in Schokolade überleben

Es gibt aber noch eine weitere Besonderheit von Schokolade, auf die das BfR hinweist: „Salmonellen können in Schokolade bis zu mehreren Jahren überleben. Bedingt durch den niedrigen Wassergehalt der Schokolade und die schützende Wirkung des Fettes weisen sie eine sehr hohe Hitzeresistenz auf“, heißt es seitens des Instituts.

Als Ursache für Kontamination von Schokolade kämen demnach in erster Linie kontaminierte Kakaobohnen, aber auch Kokosnüsse und Gewürze in Betracht. Durch das Rösten der Bohnen sowie eine spezielle Behandlung der Kakaomasse mit Wasserdampf könne man die Keimzahlen reduzieren, aber nicht sicher abtöten. Deshalb seien regelmäßige Kontrollen sowie mikrobiologische Untersuchungen wichtig.

Ferrero rät von Verzehr ab

In einer Pressemitteilung vom Dienstag schrieb Ferrero, dass bisher keines der auf den Markt gebrachten Kinder-Produkte positiv auf Salmonellen getestet wurde. Auch hätte es bisher in Deutschland keine Verbraucherbeschwerden gegeben. Dennoch rät das Unternehmen vom Verzehr der betroffenen Produkte ab.

Hier finden Sie eine Liste der zurückgerufenen Artikel: www.ferrero.de.

Die EU-Lebensmittelsicherheitsbehörde EFSA und die EU-Gesundheitsbehörde ECDC haben Untersuchungen zu dem Ausbruch aufgenommen und wollen in der kommenden Woche eine Einschätzung dazu veröffentlichen. Bei den meisten Verdachtsfällen handele es sich um Kinder unter zehn Jahren, teilten die in Parma und Stockholm ansässigen Behörden am Mittwoch mit. Darunter viele, die mit schweren Symptomen wie blutigem Durchfall ins Krankenhaus mussten.

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