Doppelt so hoch wie beim Omikron-Peak? Forscher erwarten Wiederanstieg der Corona-Zahlen
Seit Mitte Februar sinkt die Inzidenz in Deutschland. Manche halten Corona jetzt mehr oder weniger für überwunden. Wissenschaftler aus Berlin sagen jedoch einen erneuten Anstieg der Fallzahlen voraus – aufgrund des sich inzwischen auch bei uns immer stärker ausbreitenden Subtyps BA.2.
Seit einigen Tagen sinken in Deutschland die Corona-Zahlen. Die Inzidenz nimmt stetig ab. Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach erklärte, der Höhepunkt der Omikron-Welle sei überschritten. Dieser Trendwende könnte nun aber die neue Untervariante von Omikron einen Strich durch die Rechnung machen, wie Berliner Forscher warnen. BA.2, der „kleine Bruder“ von Omikron, gilt als noch besser übertragbar als das bisher dominante BA.1.
Aus diesem Grund fürchten deutsche Modellierer um Kai Nagel von der Technischen Universität Berlin (TU), dass die Fallzahlen Ende Februar erneut ansteigen könnten, anstatt weiter zu sinken. Das schreiben die Wissenschaftler in einem am Mittwoch veröffentlichen Bericht.
BA.2-Anteil wächst wöchentlich um 85 Prozent
Darin beschreiben die Modellierer eine derzeitige Überlagerung zweier Wellen: Unterhalb der abflachenden BA.1-Welle deute sich ein erneuter Anstieg durch den Subtyp BA.2 an.
Laut jüngstem RKI-Bericht vom 17. Februar macht BA.1 aktuell einen Anteil von 83,6 Prozent und BA.2 einen Anteil von 14,9 Prozent aus. Allerdings wächst der Anteil von BA.2 am Infektionsgeschehen laut den Forschern pro Woche aktuell um etwa 85 Prozent. MODUS-COVID Bericht vom 23.02.2022 Der Anteil von BA.2 könnte laut Wissenschaftlern in den kommenden Wochen deutlich zunehmen.
Ende Februar dürfte BA.2 daher für die Mehrheit der Infektionen verantwortlich sein, so die Prognose. Höhe und Zeitpunkt des Maximums lassen sich den Forschern zufolge kaum vorhersagen: So hänge die Entwicklung von den Freizeitaktivitäten der Menschen ab und davon, wie gut man nach durchgemachter BA.1-Infektion vor BA.2 geschützt ist.
Covid-Prognose: Forscher skizzieren zwei Szenarien
Werden dazu verschiedene Annahmen getroffen, ergeben sich laut dem Papier grob zwei extreme Szenarien:
Studie zeigt wenige Reinfektionen mit neuem Omikron-Subtyp
Das Team um Kai Nagel rät, die Situation auch angesichts des Verlaufs in Dänemark mit einem Wiederanstieg von Krankenhausaufnahmen genau zu beobachten, „um notfalls zeitnah entsprechende Maßnahmen ergreifen zu können“.
Einer dänischen Studie vom Dienstag zufolge können Infektionen mit den beiden unterschiedlichen Omikron-Untervarianten kurz nacheinander in seltenen Fällen vorkommen. Im Allgemeinen werde aber davon ausgegangen, dass dies nur relativ selten auftrete und dann vor allem bei jüngeren, ungeimpften Menschen.
Die beteiligten Wissenschaftler fanden 47 Fälle, bei denen sich dieselbe Person in einem Zeitraum von 20 bis 60 Tagen erst mit BA.1 und dann mit BA.2 ansteckte. Die meisten hätten lediglich milde Symptome erlebt, ins Krankenhaus habe keiner davon gemusst.
Immer mehr Daten zu Unterschieden zwischen BA.1 und BA.2
Bereits vergangene Woche legte eine Preprint-Untersuchung japanischer Forscher nahe, dass sich die beiden Omikron-Subvarianten in bestimmten Eigenschaften doch möglicherweise stärker unterscheiden als zunächst angenommen. So habe etwa BA.2 eine deutlich höhere Übertragbarkeit. Auch bei der Immunantwort und der Pathogenität, also der Fähigkeit, Krankheiten auszulösen, gebe es Unterschiede. Die Untersuchungen, so die Autoren der Studie, legten insgesamt den Schluss nahe, „dass das Risiko von BA.2 für die globale Gesundheit potenziell höher ist als das von BA.1“.
Der wissenschaftliche Leiter des Divi-Intensivregisters, Christian Karagiannidis, schrieb mit Blick auf die Studie am vergangenen Mittwoch bei Twitter: „Wir müssen BA.2 sehr gut im Auge behalten. Es scheint biologische Unterschiede zu BA.1 zu geben.“
US-Mediziner Eric Topol reagierte ebenfalls mit einem Tweet auf den Preprint. Bislang habe die Annahme gegolten, die BA.2-Variante unterscheide sich in Bezug auf Pathogenität und Immunflucht nicht wesentlich von BA.1. Die neue Analyse lege nun nahe, dass dies möglicherweise doch der Fall ist.
Zugleich verwies Topol auf Daten der britischen Gesundheitsbehörde UKHSA: „Nichtsdestotrotz sollte der jüngste Bericht der UKSHA, der zeigt, dass der Impfschutz gegen BA.2 genauso gut ist wie gegen BA.1, als recht beruhigend angesehen werden.“
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