Omikron-Fälle nehmen rasant zu: Insbesondere eine Altersgruppe ist betroffen

Auf der ganzen Welt breitet sich Omikron schon aus. Neue Daten aus Südafrika deuten auf eine beunruhigende Entwicklung hin. Immer mehr infizierte Kinder einer bestimmten Altersgruppe landen im Krankenhaus. Ist Omikron für unsere Jüngsten gefährlicher als bisherige Varianten?

Ist sie infektiöser, umgeht sie den Impfschutz und verursacht sie schwerere Verläufe als die bisherigen Varianten? Auf all diese Fragen im Zusammenhang mit Omikron gibt es noch keine wissenschaftlich belegbaren Antworten. Dennoch deuten neue Berichte aus Südafrika darauf hin, dass Letzteres der Fall sein könnte. Denn angeblich soll die Anzahl der Kinder, die wegen Omikron im Krankenhaus behandelt werden müssen, dort rasant ansteigen.

„Es gibt eine Zunahme bei Krankenhauseinlieferungen von Kindern der Altersgruppe bis fünf Jahre“, erläutert die Wissenschaftlerin Michelle Groome vom Nationalen Institut für übertragbare Krankheiten NICD. Das bestätigt auch das südafrikanische Gesundheitsministerium. So sollen im Großraum um die Hauptstadt Pretoria in den vergangenen zwei Wochen circa 100 Kinder in dieser Altersgruppe mit Covid-19 hospitalisiert worden sein. Nach der Altersgruppe der über 60-Jährigen stellten junge Kinder dort also nun die zweitgrößte Patienten-Gruppe dar.

Kinder unter einem Jahr müssen am häufigsten ins Krankenhaus

Eine besorgniserregende Entwicklung. Denn das sind tatsächlich hohe Zahlen, wenn man bedenkt, dass Kinder eigentlich ein geringes Risiko haben, so schwer an Covid-19 zu erkranken, dass sie ins Krankenhaus müssen. Laut Deutscher Gesellschaft für Pädiatrische Infektiologie (DGPI) sind seit Pandemiebeginn in Deutschland insgesamt nur 2169 Kinder stationär aufgenommen worden – 100 davon mussten auf die Intensivstation (aktueller Lagebericht bis 5.12.). Das sind über diesen langen Zeitraum seit Pandemiebeginn also verhältnismäßig wenig Kinder. Deutscher Gesellschaft für Pädiatrische Infektiologie (DGPI) Die Verteilung der bisherigen hospitalisierten Fälle in Deutschland bei Kindern nach Alter

Der größte Teil davon, nämlich 38 Prozent, waren Kinder unter einem Jahr. Da ihr Immunsystem noch nicht ausgereift ist, haben sie ein größeres Erkrankungsrisiko als ältere Kinder und somit auch ein höheres Hospitalisierungsrisiko. So nimmt der Anteil der Fälle mit jedem weiteren Lebensjahr ab:

  • neun Prozent der Fälle waren ein Jahr alt
  • fünf Prozent der Fälle zwei Jahre alt
  • vier Prozent der Fälle drei Jahre alt
  • drei Prozent der Fälle vier Jahre alt
  • zwei Prozent der Fälle fünf Jahre alt

Keine zuverlässige Datenbasis, zu viel Interpretationsspielraum

Im Vergleich dazu scheint die Anzahl der hospitalisierten Kinder in Südafrika durch Omikron innerhalb kurzer Zeit also relativ hoch. Das beobachten auch Kindermediziner hierzulande mit Sorge. „Aus Südafrika wird in der Tat ein höherer Anteil an jungen Kindern mit positiven Sars-CoV-2-Test gemeldet als in den vorherigen Wellen“, bestätigt auch Burkhard Rodeck, Generalsekretär der Deutschen Gesellschaft für Kinder- und Jugendmedizin (DGKJ) gegenüber FOCUS Online.

Es würde zwar zurecht spekuliert, dass dies an Omikron liege – aber ohne dass jeweils eine Genotypisierung des Virus vorläge, schränkt Rodeck ein. Das heißt: Ob diese Fälle tatsächlich auch auf Omikron zurückzuführen sind, ist nicht erwiesen. Auch wisse man nichts über den eigentlichen Grund der Krankenhausaufnahme: „Es wird nicht unterschieden zwischen Aufnahme wegen einer Covid-19-Erkrankung oder einem positivem Testergebnis im Rahmen einer stationären Aufnahme aus anderen Gründen“, gibt der Mediziner zu bedenken. Es gäbe also noch keine zuverlässige Datenbasis und daher noch viel Interpretationsspielraum.

Sollte sich aber Omikron tatsächlich als infektiöser herausstellen, müsse man auch mit einer höheren Infektionsrate bei Kinder rechnen. „Wenn Omikron infektiöser ist als die vorher bekannten Varianten, wird es auch in der Gesamtbevölkerung zunehmende Infektionen im jungen Kindesalter geben gegebenenfalls aber auch ohne Erkrankung.“ Auch in der Gruppe der Kinder, die stationär aufgenommen werden, sei dann aber auch die Rate derer mit positivem Testergebnis höher, sagt Rodeck.

Impfquote in Südafrika extrem niedrig – Reinfektionen mit Omikron möglich

Laut der NICD seien die Eltern, der jungen Krankenhauspatienten nicht geimpft gewesen, was wenig überrascht. Denn laut ourworldindata.org ist die Impfquote in Südafrika extrem niedrig und liegt bis dato bei lediglich 24,9 Prozent der Gesamtbevölkerung. So kann sich das Virus noch schneller in der ungeimpften Bevölkerung ausbreiten.

Neue Daten weisen zudem darauf hin, dass Genesene möglicherweise nicht vor einer Reinfektion mit der neuen Variante geschützt sind. Wie das NICD mitteilte, gebe es erste Beobachtungen, dass schon einmal Infizierte durch Omikron erneut an Covid-19 erkranken könnten. Auch dass Kleinkinder für die Omikron-Variante empfänglicher sein könnten als zuvor für andere Varianten, schloss die Behörde nicht aus. Dennoch wies sie auch darauf hin, dass es noch zu früh sei, aus den bisher vorhandenen Daten wissenschaftlich fundierte Schlüsse zu ziehen.

Keine höhere Hospitalisierungsrate für Kinder in Deutschland wegen Delta

Auch die Delta-Variante stand unter Verdacht, gefährlicher für unsere Kinder zu sein. Meldungen aus den USA beispielsweise, dass in einigen Bundesstaaten wie Florida im vergangenen Sommer, die Zahl der infizierten Kinder, die in Krankenhäusern behandelt werden mussten, wegen Delta steil nach oben gingen, befeuerten diese Befürchtungen.

Deutscher Gesellschaft für Pädiatrische Infektiologie (DGPI) Die Entwicklung der wöchentlichen stationären Aufnahmen bei Kinder seit Pandemiebeginn

Dieser Fall ist in Deutschland aber nicht eingetreten. Dass lässt sich anhand der DGPI-Zahlen feststellen. Tatsächlich liegen die wöchentlich registrierten stationären Aufnahmen von Kindern in der jetzigen Welle, die von Delta dominiert wird, deutlich unter Vorjahresniveau: Lag der höchste Wert im Dezember 2020 noch bei 78 Fällen pro Woche, lag der Höchststand im November bei 51 Krankenhausfällen pro Woche. Aktuell liegt der Wert sogar nur bei 23 Fällen. Dass Delta also die Hospitalisierungsrate bei Kindern erhöht hat, lässt sich für Deutschland nicht bestätigen.

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