„Bei der Arzneimittelproduktion auf Europa zu setzen, ist blauäugig"

Die AfD hat ihre erste Legislaturperiode im Bundestag fast hinter sich gebracht. Im Vorfeld der Bundestagswahl zieht der Bundestagsabgeordnete Jörg Schneider, der für die AfD-Fraktion im Gesundheitsausschuss sitzt, gegenüber der DAZ Bilanz. Außerdem erklärt er, warum er es für blauäugig hält, sich bei der medizinischen Wirkstoffproduktion auf Europa zu verlassen, wie er die Rolle der Apotheken in der Zukunft sieht – auch im Kontext der pharmazeutischen Dienstleistungen –, seine Sicht auf die Digitalisierung und warum der Nachwuchsmangel für ihn ein gesellschaftliches Problem ist.

Jörg Schneider sitzt seit vier Jahren für die AfD im Bundestag und ist Mitglied des Gesundheitsausschusses. Dessen Arbeit sei natürlich vor allem durch die Coronakrise geprägt gewesen, erzählt er gegenüber der DAZ. Aber grundsätzlich ist er von seiner ersten Amtszeit im Ausschuss etwas enttäuscht: „Ich hätte mir mehr Diskussionen gewünscht“, sagt er, „aber im Grunde finden die im Ausschuss nicht statt. Es werden nur zu jedem Tagesordnungspunkt die Statements der Parteien verlesen.“ Lediglich ansatzweise habe es im Zusammenhang mit den Befragungen zu Corona die Möglichkeit gegeben, nachzuhaken, eigene Thesen einzubringen und diese von Minister Spahn oder RKI-Chef Wieler bewerten zu lassen, sonst aber nicht, bemängelt er. Der AfD-Abgeordnete, der seinen Wahlkreis in Gelsenkirchen hat, wünscht es sich lebendiger, als er es jetzt in dieser Legislaturperiode erlebt hat. Schneiders Erkenntnis: „Die eigentlich wichtigen Gespräche finden nicht im Ausschuss oder im Plenum statt, sondern irgendwo, wo wir noch nicht dabei sind.“

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Positiv wahrgenommen hat Schneider die Rolle der Apotheken in der Pandemie: „Für die Apotheken ist es ein relativ erfreuliches Jahr gewesen, trotz aller Probleme, die es gab“, resümiert er. „Sie haben die Chancen, die ihnen geboten wurden, genutzt.“ Als Beispiel nennt er die Digitalisierung der Impfnachweise. „Die wurde von den Apotheken gut vorangetrieben. Dass es am Anfang nicht lief, weil das System überlastet war, war kein Versäumnis der Apotheken.“ Auch Schneider selbst musste aufgrund der anfänglichen Probleme mehrmals die Apotheke aufsuchen, um seinen Impfpass digitalisieren zu lassen, wie er berichtet. „Die Apotheken haben sich gut geschlagen“,  so sein persönliches Fazit.

Er selbst hätte sie sogar noch ein Stück weit mehr einbezogen – nämlich in das Testgeschehen. Schneider ist überzeugt, dass es weniger Wildwuchs gegeben hätte, wenn man die Apotheken stärker in die Pflicht genommen hätte. Für die Zukunft hält er es für den richtigen Weg, die Apotheken verstärkt in die Versorgung einzubinden. „Wir müssen den Apotheken die Möglichkeit geben, ihr Know-how und ihre Nähe zu den Kunden, insbesondere den Älteren, einzubringen und zusätzliche Dienstleistungen anzubieten“, erklärt er. Somit war in seinen Augen Corona ein guter Testlauf für etwaige zusätzliche Dienstleistungen.

„Dienstleistungen sind eine Möglichkeit, sich von den ausländischen Versendern abzugrenzen“

Die pharmazeutischen Dienstleistungen sieht er außerdem als einen Schritt auf dem Weg, das Gesundheitssystem effizienter zu machen und den Kassen Geld zu sparen – was in seinen Augen zweifelsohne notwendig ist. Jörg Schneider sieht hier die Möglichkeit, Leistungen aus den Kliniken oder den Arztpraxen in die Apotheken zu verlagern. Exemplarisch nennt er das Impfen. Darüber hinaus sieht Schneider in den Dienstleistungen eine Möglichkeit für die Apotheken vor Ort, sich von den ausländischen Versendern abzugrenzen: „So etwas wie Impfungen kann dann nicht mehr von DocMorris übernommen werden.“

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