Digitale Helfer und Fleißarbeit: So erhöhen Sie die Chancen auf einen schnellen Impftermin
"Es geht voran", schreibt Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) zum Wochenstart auf Twitter. "43% der Deutschen (35,75 Mio) sind mindestens einmal geimpft, 17,7% (14,6 Mio) haben einen vollen Impfschutz." Zusammengefasst nähert sich die Zahl der bisher verabreichten Impfungen damit der 50-Millionen-Marke.
Ende der Priorisierung
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Dem gegenüber stehen allerdings noch viele Menschen, die noch keinen Impftermin in Aussicht haben. Zwischen den Generationen gibt es große Unterschiede, was den Zugang zu Impfungen betrifft: Während die Mehrheit der Älteren mindestens eine Erstimpfung erhalten hat, müssen sich Jüngere ohne Impf-Priorisierung weiterhin oft in Geduld üben.
Nach Angaben des Robert Koch-Instituts (RKI) sind in vielen Bundesländern bereits drei von vier Ü-60-Jährigen mindestens erstgeimpft. In Nordrhein-Westfalen liegt der Anteil sogar bei mehr als 80 Prozent. Auf deutlich niedrigere Impfquoten kommen dagegen die Generationen U-60. Hier pendelt die Impfquote bei den Erstimpfungen zwischen 23,1 (Brandenburg) und 31,6 Prozent (Nordrhein-Westfalen).
Viele der Jüngeren hoffen daher auf eine zeitnahe Impfung ab dem 7. Juni – dem Tag, an dem die Impfpriorisierung bundesweit aufgehoben werden soll. Die Wartelisten in den Hausarztpraxen sind allerdings vielerorts lang. Ab dem 7. Juni können zudem Kinder und Jugendliche ab zwölf Jahren geimpft werden, nachdem die EU-Arzneimittelbehörde (EMA) das Vakzin von Biontech/Pfizer für diese Altersgruppe zugelassen hat. Der Kreis der Personen, die geimpft werden können, wird damit noch einmal größer. Die Impfstoffmenge bleibt allerdings weiterhin begrenzt.
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Mediziner wie der Berliner Hausarzt Wolfgang Kreischer warnen daher vor zu großen Erwartungen mit Blick auf das Ende der Impfpriorisierung: "Sobald sie fällt, ist es ja nicht so, dass jeder ab diesem Zeitpunkt sofort seinen Wunsch-Impfstoff bekommt", sagte er im Gespräch mit dem stern. Hausärzte müssten zudem weiterhin noch Listen mit priorisierten Patientinnen und Patienten abarbeiten. "Das heißt, wir können unsere Prio-Patienten jetzt nicht einfach hintenanstellen, nur weil jemand sagt: 'Die Priorisierung ist weg, ich will drankommen.'"
Für Wartende heißt das aber nicht, dass sie die Füße stillhalten müssen, sollte es mit dem Termin beim eigenen Hausarzt nicht sofort klappen. Im Gegenteil: Es gibt mittlerweile digitale Helfer, die mit der Terminvermittlung helfen. Auch kann es sich lohnen, Medizinerinnen und Mediziner weiterer Fachrichtungen anzuschreiben und sich nach einem Impftermin zu erkundigen.
Digitale Helfer
Das kostenlose Portal "sofort-impfen.de" will Impfwillige künftig mit Ärztinnen und Ärzten zusammenbringen, die auf Impfstoffdosen sitzenbleiben. Interessierte müssen dafür auf dem Portal die E-Mail-Adresse und Postleitzahl hinterlegen. Im Anschluss werden die Nutzerinnen und Nutzer via Mail über freie Impftermine im Radius von fünf Kilometern informiert. Auch der zur Verfügung stehende Impfstoff wird angezeigt. Entspricht er der jeweiligen Präferenz, kann der Termin unabhängig von der aktuell noch geltenden Priorisierung gebucht werden. Es gilt dabei das Prinzip: First come, first served. Nach geglückter Terminvermittlung werden die hinterlegten Daten laut Anbieter wieder gelöscht. Auch können sich Impfwillige jederzeit selbst von der digitalen Warteliste löschen lassen.
Restdosen für Impfwillige
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Impfwillige, die sich lieber heute als morgen impfen lassen wollen, müssen sich jedoch noch etwas gedulden: Nach einer Testphase wollen die Betreiber in den kommenden Tagen bundesweit mit der Terminvermittlung starten.
Nach einem ähnlichen Prinzip funktioniert die kostenlose App "Impf-Finder". Entwickelt wurde sie vom Personalvermittler Randstad und ist sowohl für Android als auch iOS erhältlich. Der Suchradius reicht bis zu 100 Kilometer weit. Zudem kann gezielt nach Terminen für bestimmte Impfstoffe bis zu drei Tage im Voraus gesucht werden. Allerdings ist auch hier Geduld gefragt: Ein erster Praxistest mit maximal eingestelltem Suchradius und flexibler Impfstoffwahl führte an drei aufeinanderfolgenden Tagen zu keinem einzigen Impftermin-Vorschlag.
Bereits vor der Pandemie konnten Patienten via Doctolib Termine in Arztpraxen buchen. Nun können sie dort auch gezielt nach freien Impfterminen suchen. Wichtig zu wissen: Einige Mediziner bieten die Onlinebuchung nur für Patientinnen und Patienten an, die in der jeweiligen Praxis bereits in Behandlung sind. Zur Auswahl stehen jeweils Termine für Erst-, wie auch für Zweitimpfungen.
Einen Überblick für einzelne Bundesländer gibt es auf der Seite "Impfterminübersicht". Zwar können über das Portal nicht direkt Impftermine gebucht werden. Allerdings listet das Portal Impfzentren wie auch einzelne Arztpraxen und gibt die Wahrscheinlichkeit an, mit der dort aktuell Impftermine zu buchen sind.
Weitere Informationen rund um die Impftermin-Vergabe gibt es unter der bundesweit einheitlichen Patientenservice-Nummer 116 117. Unter der Nummer können sich Interessierte zudem über die Priorisierungs-Vorgaben erkundigen, die im jeweiligen Bundeland gelten.
Arztpraxen anfragen
Wer sich nicht allein auf digitale Helfer verlassen möchte, kann zudem selbst tätig werden und bei Arztpraxen unterschiedlicher Fachrichtungen anfragen. Auch Urologen, Gynäkologen, Orthopäden oder Hautärzte bieten teilweise Impfungen gegen das Coronavirus an. Hier haben Impfwillige durchaus gute Chancen auf einen Wartelistenplatz. Werden mehrere Praxen angefragt, sollten Impfwillige im Idealfall eine Liste anlegen und notieren, wo sie jeweils vorgemerkt sind. Klappt es in einer Praxis mit dem Impftermin, sollte den anderen Medizinerinnen und Medizinern so schnell wie möglich abgesagt werden.
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