Erfinder von Corona-Impfstoff glaubt an "normalen Winter" nächstes Jahr

Sollte der Corona-Impfstoff von Biontech und Pfizer bald zugelassen werden und die vielversprechenden Ergebnisse aus den ersten Tests bestätigen, so könnten wir "einen normalen Winter" 2021 erleben. Das zumindest sagte der Chef des deutschen Biontech-Konzerns, Ugur Sahin der britischen BBC. 

"Dieser Winter wird hart", bremste Sahin zunächst die Erwartungen auf die Frage des BBC-Moderators, wann wieder normales Leben trotz der Corona-Pandemie möglich sein werde. Der Impfstoff werde "keinen großen Einfluss auf die Infektionszahlen in diesem Winter" haben. Man plane zwar, "noch in diesem Jahr" mit der Auslieferung zu beginnen und das Ziel sei, bis April mehr als 300 Millionen Dosen produziert und an den Mann gebracht zu haben.

Über den Sommer werde man dann Sahin zufolge erste Erfolge beobachten können. "Der Sommer wird uns ohnehin helfen, weil dann die Infektionsrate sinken wird." Es sei "absolut essenziell", dass man eine "hohe Impfrate" bis zum nächsten Herbst erreiche. Zur kälteren Jahreszeit wird erwartet, dass die Coronazahlen, wie schon in diesem Jahr, wieder ansteigen werden.

Ugur Sahin: Wir könnten „einen normalen Winter nächstes Jahr haben“

"All unsere Vorsätze zur Impfung und Immunisierung müssen wir vor dem nächsten Herbst erreichen", sagte Sahin, der die Firma gemeinsam mit seiner Ehefrau Özlem Türeci gegründet hat und führt. Er sei "zuversichtlich", dass dies auch geschehen werde, weil Biontech und Pfizer von "einer ganzen Reihe von Impfstoff-Firmen" unterstützt werde, um die Versorgung mit dem Mittel zu erhöhen. "Also könnten wir einen normalen Winter nächstes Jahr haben."

In einer ersten Analyse der Testläufe mit rund 43.000 Probanden weltweit wollen Pfizer und Biontech herausgefunden haben, dass ihr Impfstoff mehr als 90 Prozent der Menschen davor bewahren könnte, an Covid-19 zu erkranken. Experten mahnen jedoch, dass noch keine unabhängigen Studien zu dem Impfstoff durchgeführt wurden und es noch wenig Informationen dazu gebe, wie das Mittel in der wichtigsten Zielgruppe, den älteren Menschen, wirke. Ebenfalls noch unklar ist, wie lange eine mögliche Immunisierung halten würde und ob geimpfte, symptomlose Menschen dann auch nicht ansteckend seien.

Sahin sagte in dem BBC-Interview, er sei "sehr zuversichtlich", dass "so ein hocheffektiver Impfstoff die Übertragung zwischen Menschen verringern wird". Dabei würde womöglich kein Wert von 90 Prozent erreicht, "aber vielleicht 50 Prozent". Auch das könnte bereits zu einer "dramatischen Reduktion der pandemischen Verbreitung führen", so Sahin.

Impfstoff von Biontech und Pfizer vielleicht noch dieses Jahr im Einsatz

Die beiden Unternehmen wollen Medienberichten zufolge noch in diesem Monat eine Notfallfallzulassung bei der US-amerikanischen Lebens- und Arzneimittelbehörde FDA beantragen. US-Präsident Donald Trump will noch im Dezember rund 20 Millionen US-Bürger impfen lassen. Biontech und Pfizer wollen in diesem Jahr 50 Millionen und 2021 rund 1,3 Milliarden Impfdosen zur Verfügung stellen – weltweit. Der Impfstoff muss besonders gekühlt und pro Person zweimal verabreicht werden, um seine Wirksamkeit zu entfalten.

Wann und ob das Mittel in Deutschland zugelassen wird, ist noch unklar. Bundeskanzlerin Angela Merkel hat für den Fall eines wirksamen Mittels bereits eine deutsche Impfstrategie angedeutet. So sollen sich voraussichtlich diejenigen, die für die Versorgung von Kranken und Betreuungsbedürftigen zuständig sind, also Pfleger und Ärzte, "zügig impfen lassen" können. Auch Menschen aus der Risikogruppe, also vor allem Alte und Pflegebedürftige, sollen wohl präferiert Zugang zum Impfstoff bekommen.

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