Corona Heinsberg-Studie: Sterberate deutlich geringer als gedacht – Naturheilkunde & Naturheilverfahren Fachportal
Virologe Streeck: „Bisherige Maßnahmen waren richtig!“
Die Landesregierung in Nordrhein-Westfalen nimmt die ersten Zwischenergebnisse der Heinsberg-Studie zum Coronavirus entgegen. Das einzigartige Projekt wird von einem Team um den renommierten Virologen Professor Dr. Hendrik Streeck durchgeführt. Die ersten Ergebnisse der Studie zeigen, dass die bisherigen Maßnahmen zur Eindämmung richtig waren.
In dem Forschungsprojekt „Covid-19 Case-Cluster-Study“ der Landesregierung Nordrhein-Westfalen werden Daten zum Coronavirus erhoben und Maßnahmen überprüft. Das besondere an dem Projekt ist, dass es direkt in Heinsberg stattfindet, dem deutschen Epizentrum der COVID-19-Epidemie. Auf diese Weise sollen wichtige Erkenntnisse über die Übertragungswege unter realen Bedingungen gesammelt werden. Die ersten Ergebnisse der Studie wurden nun an Ministerpräsident Armin Laschet überreicht.
Ein Fahrplan aus der Corona-Krise
„Neben dem Verstehen der Infektionswege und der weiteren Eindämmung der Ausbreitung des Corona-Virus ist auch entscheidend, einen Weg aus der Krise zu finden“, betonte Laschet in einer Pressemitteilung zu den ersten Zwischenergebnissen. Um einen Fahrplan aus der Krise zu erstellen, sei es wichtig, mehr wissenschaftlich basierte Erkenntnisse und Fakten zu haben. Solche Daten liefere Professor Streeck in seinem Forschungsprojekt in Heinsberg. Nun gibt es die ersten wichtigen Zwischenergebnisse.
Streeck: „Das Virus ist ernst zu nehmen.“
Forschungsleiter Professor Dr. Hendrik Streeck, der auch Direktor des Instituts für Virologie am Universitätsklinikum Bonn ist, unterstreicht, dass das Virus ernstzunehmen ist und die bisherigen Maßnahmen richtig waren, um die Ausbreitung einzudämmen. „Wir müssen lernen, mit SARS-2 zu leben und die Gefahren richtig einzuordnen“, erklärt der Virologe.
Streeck befragt mit seinem Team von 80 medizinischen Hilfskräften, Ärztinnen, Ärzten, Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern dort fortlaufend Bürgerinnen und Bürger, um mögliche Kausalketten mit Vorerkrankungen zu erfassen und hieraus Präventionsempfehlungen für die gesamtdeutsche und europäische Bevölkerung abzuleiten.
Kreis Heinsberg ist knapp einer Katastrophe entkommen
„Wir hatten ein riesen Glück im Unglück“, schilder der Landrat des Kreises Heinsberg Stephan Pusch. Wenn man nicht so früh reagiert hätte, wäre das für den Kreis Heinsberg eine Katastrophe mit vielen Toten geworden.
Die vorläufigen Ergebnisse
Aus den bisherigen Ergebnissen der Heinsberg-Studie geht hervor, dass rund 14 Prozent des Landkreises Heinsberg eine bestehende Immunität gegen SARS-Cov-2 aufweist. Zwei Prozent der in Stichproben getesteten Personen in Heinsberg wiesen eine akute Infektion auf. Insgesamt waren und sind rund 15 Prozent des gesamten Kreises infiziert. In der Gemeinde Gangelt betrug die Sterberate unter den Infizierten 0,37 Prozent.
Sterberate geringer als bislang gedacht
Unter Berücksichtigung der asymptomatischen Verläufe in Gangelt errechnen die Forschenden eine Mortalität von 0,15 Prozent, bezogen auf die Gesamtpopulation in Gangelt. Die Johns Hopkins University spricht derzeit von einer errechneten Letalität von 1,98 Prozent. Diese Abweichung erklärt sich laut dem Forschungsteam aus den unterschiedlichen Bezugsgröße der Infizierten. In Gangelt wurden alle Infizierten in Stichproben erfasst, auch diejenigen mit asymptomatischen und milden Verläufen. So konnte die Mortalität realistischer abgebildet werden.
Hygienemaßnahmen halten die Mortalität klein
Die Forschenden zeigten auch, dass das Einhalten von stringenten Hygienemaßnahmen die Viruskonzentrationen bei einem Infektionsereignis so weit reduzieren können, dass es zu einem geringeren Schweregrad der Erkrankung kommt. Gleichzeitig führe dies aber zu einer Ausbildung der Immunität. Es ist zu erwarten, dass sich die getroffenen Maßnahmen günstig auf die Gesamtmortalität ausgewirkt haben.
Solche Maßnahmen könnten bei sogenannten „superspreading events“, also außergewöhnliche Ausbruchsereignisse wie Karneval, Partys, Diskos, Konzerten, Fußball usw. nicht eingehalten werden.
Die vier Phasen zur Normalisierung
Das Forschungsteam um Professor Dr. Streeck empfiehlt ausdrücklich, die Vierphasen Strategie der Deutschen Gesellschaft für Krankenhaushygiene (DGKH) zu befolgen. Diese geht nach folgendem Modell vor:
- Phase 1: Gesellschaftliche Quarantänisierung mit dem Ziel der Eindämmung und Verlangsamung der Pandemie und Vermeidung einer Überlastung der kritischen Versorgungsstrukturen insbesondere des Gesundheitsversorgungssystems (aktuelle Phase).
- Phase 2: Beginnende Rücknahme der Quarantänisierung bei gleichzeitiger Sicherung hygienischer Rahmenbedingungen und Verhaltensweisen.
- Phase 3: Aufhebung der Quarantänisierung unter Beibehaltung der hygienischen Rahmenbedingungen.
- Phase 4: Zustand des öffentlichen Lebens wie vor der COVID-19 Pandemie.
Mehr Informationen darüber, wie ein Ausstieg aus der Krise gelingen kann, finden Sie in dem Artikel: Corona: Plan zur Rückkehr in die Normalität vorgelegt.
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